Zu wenig Wasser: Stadt Paderborn lässt Bäume an den Talleseen dursten

Paderborn. Hängende Blätter, vertrocknetes Laub und karge Äste - dass es den 30 Bäumen, die im Herbst von der Stadt Paderborn an den Talleseen neu gepflanzt wurden, nicht gut geht, ist auf den ersten Blick ersichtlich. Die anhaltende Trockenheit hat den Laub- und Nadelhölzern zu schaffen gemacht. "Das sieht grausam aus", sagt Heiner Aulfes, der regelmäßig mit seiner Frau die Spazier- und Wanderwege rund um die Talleseen nutzt. Das Landschaftsschutzgebiet mit den drei Seen ist besonders bei den Anwohnern aus Mastbruch ein beliebter Naherholungsort. Doch ein Teil der Spazierwege, die parallel zur Bundesstraße 1 am süd-östlichen Ufer der Seen verlaufen, liegt in der prallen Mittagssonne. Für mehr Begrünung und Schatten sollten die neu gepflanzten Bäume sorgen und im Rahmen des 1.000-Bäume-Programms einen Beitrag zum Klimaschutz leisten. Wie dramatisch der Zustand der Bäume aktuell ist, ordnet Wolfgang Jurgelucks, Inhaber der gleichnamigen Baumschule in Bad Lippspringe ein: "Für zwei bis drei Bäume besteht keine Hoffnung mehr. Auch die Birke, Weide und Walnuss sind geschädigt." Schwer geschädigt seien zudem die Eichen, die als Tiefwurzler besonders in der Anpflanzphase, in der die Wurzeln noch nicht so ausgeprägt sind, einen hohen Wasserbedarf haben. Der Regen aus der vergangenen Woche sei entscheidend gewesen. "Die 50 Liter Wasser pro Quadratmeter haben dazu geführt, dass die Bäume überhaupt noch leben", sagt der Experte. Fehlende Bewässerung verursacht Trockenschäden "Neu gepflanzte Bäume werden in den ersten Standjahren regelmäßig gepflegt und gewässert", teilt die Stadtverwaltung auf Anfrage der "NW" mit. Das habe in den vergangenen Jahren jedoch aufgrund der Klimaveränderungen für immer mehr Aufwand gesorgt. Werde aber bei der Planung und Kalkulation der Pflanzung eingeplant. An den Talleseen wässere die Stadt selbst, da hohe Vergabekosten eingespart werden müssen. Auf Nachfrage, wie es zu den Trockenschäden an den Bäumen kommen konnte, heißt es: "Aus Kapazitätsgründen konnten die Bäume nicht häufiger gewässert werden." Soweit hätte es laut Jurgelucks aber gar nicht kommen müssen. "Es ist nicht überall ein Pflanzschnitt ausgeführt worden", sagt der Baumschulmeister. Etwa 70 Prozent der Krone hätte ausgedünnt werden müssen, damit die beim Pflanzen gestutzten Wurzeln bei der Trockenheit den Baum mit genügend Wasser versorgen können und nicht zu viel verdunstet. Die Bäume könnten noch gerettet werden Doch der Experte macht Hoffnung: "Wenn die Stadt jetzt zeitnah handelt, radikal zurückschneidet, die Gießränder erhöht und kräftig wässert, könnten noch 90 Prozent Anwuchsergebnis erreicht werden", schätzt Jurgelucks, der auf seinem Arbeitsweg täglich auf der B1 an der Baumreihe vorbeifährt. Das würde auch der Stadt vermutlich einiges an Mehrkosten ersparen. Denn auf die Frage der Auswirkungen für das 1.000-Bäume-Programm heißt es: "Wenn es Bäume nicht schaffen anzuwachsen, werden sie nachgepflanzt." Pro Baum koste eine Neupflanzung rund 200 Euro. "Einfach die Bäume da hinstellen und dann nichts mehr machen, ist keine Lösung", ärgert sich Heiner Aulfes. Die Stadt hätte sich aus seiner Sicht mehr bemühen können und eine einfache Lösung finden können. "Die Mastbrucher könnten Baumpaten sein", schlägt er vor. Eine Gießkanne auf den Spaziergang mitzunehmen, sei für ihn kein Problem. Wasser gäbe es schließlich am See. Laut Jurgelucks seien jedoch etwa 100 Liter pro Baum notwendig. "Im Zuge des Klimawandels muss man sich darauf einstellen, dass es immer trockener wird", sagt Wolfgang Jurgelucks. Der freie, windige Standort der Bäume auf dem aufgeschütteten Boden sei nicht optimal. Doch der Baumexperte hat noch eine weitere Lösung im Petto: Die Gießränder entweder mit Kunststoffringen oder Bodenmaterial soweit vergrößern, dass sie mindestens 100 Liter Wasser aufnehmen können.

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