Radweg-Bilanz: Detmolder Straße in Paderborn könnte künftig zweispurig bleiben

Paderborn. Der Erprobungsradweg an der Detmolder Straße hat die Gemüter erhitzt. Ein halbes Jahr lang war ein zwei Meter breiter Radfahrstreifen auf der Fahrbahn - teilweise baulich getrennt - eingerichtet. Jetzt wurde Bilanz des Verkehrsversuches gezogen. Auswertung Die Ergebnisse des Verkehrsversuches wurden jetzt im Ausschuss für Umwelt, Klima und Mobilität des Stadtrates vorgestellt. Positiv zu bewerten sei, so führte es Daniel Seebo vom Ingenieursbüro SHP aus, dass der eingerichtete Radweg aktuellen Richtlinien wie etwa dem Integrierten Mobilitätskonzept (IMOK) entspreche. Denn der bisherige Radweg war zu schmal. Auch die Oberflächenqualität habe sich deutlich verbessert, ebenso die Sichtbeziehungen zu ein- und abbiegenden Autos. Wie viel Autoverkehr auf der Detmolder Straße und den umliegenden Straßen floss, wurde vor und während des Versuchs über Zählstellen erfasst. Das Ergebnis: Der Erprobungsradweg hat nicht dazu geführt, dass sich die Kapazität der Detmolder Straße verringert hat und Kfz-Verkehr in andere Straßen verdrängt wurde. Rettungsdienst und Müllabfuhr allerdings berichteten von Problemen mit den Trennelementen. Fahrtzeiten der Busse haben sich ebenfalls nicht verändert, wie eine Auswertung des Padersprinters ergab. Gleichzeitig ergaben die Zählungen aber auch, dass der Radweg nicht dazu geführt hat, dass der Radverkehr auf der Detmolder Straße messbar zugenommen hätte. Das Sicherheitsempfinden wurde durch eine Vor-Ort-Befragung von Radfahrern, mögliche Konflikte zwischen den Verkehrsteilnehmern über eine Online-Umfrage erhoben. Die Radler hätten von weniger Konflikten mit Autofahrern berichtet, wünschten sie aber eine räumliche Trennung vom Autoverkehr, um sich sicherer zu fühlen, berichtete Seebo. Autofahrer berichteten von mehr Konflikten. Bei Fußgängern habe der Verkehrsversuch subjektiv zu einer Verschlechterung geführt, wobei die Gründe dafür nicht erkennbar seien, denn eigentlich begegneten sich Fußgänger und Radler durch den Radweg nicht mehr direkt. Der komplette Bericht steht in Kürze im Ratsinformationssystem zur Verfügung. Lesen Sie auch: Schmale Spur und Rückstaus: So läuft's mit dem neuen Radweg in Paderborn Ausblick Fest steht: Die Detmolder Straße wird sich verändern. Die Detailplanung wird in den nächsten Jahren Politik und Verwaltung beschäftigen. Seebo machte deutlich, worauf es ankommt: Der Radweg in seinem heutigen Zustand entspricht nicht aktuellen Vorgaben. Das IMOK etwa sieht eine Breite von 2,30 Meter vor. Überbreite Fahrstreifen für Autos dagegen, die das Nebeneinanderfahren auf der Detmolder Straße bislang ermöglichen, hätten sich mit Blick auf die Verkehrssicherheit nicht bewährt. Seebos Fazit: "Um durchgängig vier Fahrstreifen einzurichten, ist das Platzangebot nicht ausreichend." Zumal der Verkehrsversuch gezeigt habe, dass zwei Fahrstreifen die Kapazität nicht einschränkten. Künftige Varianten beinhalten seiner Empfehlung nach deshalb nur eine Spur je Fahrtrichtung für Autos. Möglich wären verschiedene Varianten, etwa mit Grünstreifen zwischen Radweg und Straße oder einer Rinne, um Straße und Radweg optisch abzugrenzen. Autofahrer müssten Platz abgeben: Von jetzt 11 Metern würde sich die Fahrbahnbreite auf 6,50 Meter verringern, so der Experte. Die Technische Beigeordnete Claudia Warnecke betonte allerdings, dass dies nur Skizzen und noch keine konkreten Vorschläge seien. Bis die vorliegen, dauert es voraussichtlich noch: Erst in einigen Jahren soll die Detmolder Straße saniert werden. Diskussion Die Ergebnisse wurden im Ausschuss kontrovers diskutiert. So wunderte sich Markus Mertens (CDU), dass der einspurige Verkehr als so wenig störend empfunden wurde. "Da haben wir ganz andere Rückmeldungen bekommen." Das hatte auch Burak Öniz (Für Paderborn) beobachtet: "Gerade zu Stoßzeiten staute es sich schon, vor allem im Bereich des Bahnübergangs." Frank van Koten (FDP) kritisierte, dass der Erprobungsradweg zu "erheblichen Beeinträchtigungen" für Autofahrer geführt habe, weil es "massive Rückstaus" am Bahnübergang gegeben habe. Alexander Lex (AfD) bemängelte, dass der Verkehrsversuch zu keinem großen Erkenntnisgewinn geführt habe. Die Grünen dagegen zeigten sich zufrieden, dass der Erprobungsradweg nur geringen Einfluss auf den Autoverkehr hatte. "Die Verkehrszählung ist eindeutig", sagte Gerrit Pape und sprach mit Blick auf die FDP von Panikmache. Auch Franz Gerhard Todt (Linksfraktion) stellte fest, dass die befürchteten negativen Auswirkungen ausgeblieben seien. Er sehe das Potenzial, die Detmolder Straße jetzt attraktiv auszubauen. Der Verkehrsversuch war "absolut richtig", befand Ulrich Koch (SPD). Er sprach von einem "Sturm im Wasserglas" - die vorab prophezeiten negativen Auswirkungen seien nicht eingetreten. Nicht die Zweispurigkeit sei das Problem, sondern der Bahnübergang: "Da staut es sich immer." Dazu merkte Andreas Siegmund (Die Fraktion) an, dass es die größten Probleme gegeben habe, als die Schranken am Bahnübergang nicht funktionierten und dieser über mehrere Wochen von Hand gesperrt werden musste. Die Debatte nutze dem Radverkehr, glaubt er: "Jahrzehntelang waren die Städte nur aufs Auto ausgerichtet, jetzt geht es um eine gerechtere Verteilung des Platzes."

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