Kaufhof-Schließung in Paderborn: So lief es mit der Nachfolge in anderen Städten

Paderborn. Der Kaufhof geht, eine Mischung aus Handel, Discounter und Wohnen soll kommen: In Paderborn stellte der Gebäude-Eigentümer schnell seine Ideen für die Nachnutzung vor, jetzt müssen die Umbaupläne mit der Stadt abgestimmt werden. Da die bevorstehende Schließungswelle nicht die erste in der bewegten Geschichte von Galeria Karstadt Kaufhof ist, gibt es deutschlandweit einige Städte, die solch einen Prozess schon hinter sich haben. Wie sind sie mit Schließungen der einstigen Besuchermagnete umgegangen, was ist an deren ehemaligen Standorten entstanden und welche Lehren lassen sich eventuell daraus ziehen? Die "Neue Westfälische" hat sich fünf Städte genauer angeschaut. Recklinghausen Als Musterbeispiel für den Umgang mit dem Karstadt-Weggang wird derzeit immer wieder Recklinghausen genannt, wo mit Christoph Tesche ein ehemaliger Politiker aus dem Kreis Paderborn die Amtsgeschäfte im Rathaus führt. Tesche, von 1997 bis 2000 Allgemeiner Vertreter des Bürgermeisters in Bad Lippspringe, wurde 2014 zum Stadtoberhaupt von Recklinghausen gewählt. Ein Jahr später wurde bekannt, dass Karstadt seine Filiale am dortigen Altstadmarkt schließen werde. Die Betroffenheit in der Stadt war groß, schließlich sei Karstadt stets großer Frequenzbringer gewesen. Stattdessen herrscht jetzt Aufbruchstimmung: Nach einem Teilabriss und der Entkernung des Gebäudes wächst am Standort derzeit das "Markt-Quartier". Eröffnet haben bereits ein Hotel, Aldi, ein Café, eine Apotheke sowie eine Zahnarztpraxis, folgen sollen unter anderem eine Kindertagesstätte, Wohnungen, Büros, Handel und Gastronomie. Die Entwicklung zum Marktquartier hat nach Angaben der Stadt bereits Folgeinvestitionen im direkten Umfeld nach sich gezogen. Was hat zu dieser augenscheinlichen Erfolgsgeschichte beigetragen? Tesche unterstreicht die Bedeutung eines finanzkräftigen und zielstrebigen Investors. Es sei aber auch wichtig gewesen, dass die Fachverwaltung der Stadt den Investor im Planungsprozess eng begleitet und betreut habe - so wie es auch die Stadt Paderborn angekündigt hat. Das zur "Chefsache" gemachte Konzept sei in "rekordverdächtigem Tempo" von nur zehn Monate auch planungsrechtlich abgesichert worden, hebt der Bürgermeister hervor. Für ihn ist klar: Einzelhandelsflächen in der bisherigen Größenordnung werden nicht mehr benötigt, Mischnutzungen seien die passende Antwort auf diese Entwicklungen. Frankfurt Darauf setzt bekanntlich auch die Eigentümerin des Kaufhof-Gebäudes in Paderborn. Doch nicht nur an der Pader, auch am Main vermietet Sahle Wohnen eine Immobilie anGaleria. In Frankfurt plant das Unternehmen nach der bevorstehenden Schließung Service-Wohnungen und ein Drei-Sterne-Hotel. Einzelhandel soll es einem Bericht der "FAZ" zufolge nur im Untergeschoss und im Erdgeschoss geben - die dortigen Planungen ähneln somit dem jetzt für Paderborn vorgestellten Konzept. Dort läuft es allerdings nicht so rund wie in Recklinghausen und bislang in Paderborn. Sahle Wohnen sei derzeit im Streit mit der Stadt Frankfurt, weil das Bebauungsplanverfahren bisher &bdquo;viel zu zögerlich“ umgesetzt werde, wie es heißt. In Paderborn hingegen ist die Rede von "konstruktiven Gesprächen und enger Abstimmung". Die Stadt hatte zudem angekündigt, den Investor "aktiv unterstützen" zu wollen. Bielefeld Auch in der OWL-Nachbarschaft hat es bereits einen Kaufhof-Weggang gegeben: Von 1977 bis 2015 prägte die 28.000 Quadratmeter große Galeria-Filiale die Bielefelder Citypassage. An deren Stelle trat dann das Einkaufscenter Loom. Weil die Verhandlungen über Verkaufsflächen und Mietpreise scheiterten, schloss Galeria Kaufhof den Standort. Für das Loom, das rund 110 Läden und Gastronomiebetriebe beheimatet, entstand ein Neubau, einbezogen wurden auch die entkernten Kaufhof-Flächen. Nach der Eröffnung 2017 ging das Loom in den Corona-Krisenmodus. Das Fazit der Stadt fällt nicht unbedingt positiv aus: Was das Image der Innenstadt angehe, habe das Loom der Stadt nicht gutgetan - auf diese Aussage des Dezernenten für Wirtschaft und Stadtentwicklung, Gregor Moss, verweist die Pressestelle auf Anfrage. Moss sehe die Städte in der Pflicht, sich vom großflächigen Einzelhandel zu lösen und neue Konzepte zu entwickeln - da sei bisher nicht jede getroffene Entscheidung richtig gewesen. Detmold Einen Abriss und Neubau gab es auch in einer weiteren OWL-Stadt. In Detmold war das Karstadt-Kaufhaus nach über 25 Jahren zunächst an einen Finanzinvestor verkauft und 2007 in Hertie umbenannt worden. Nach der Insolvenz 2008 schloss das Warenhaus im August 2009. Das Gebäude wurde abgerissen und für rund 35 Millionen Euro ein neues Kaufhaus errichtet, das mittlerweile unter anderem große Namen wie TK Maxx und C&A beheimatet. Eine Anfrage zu einer Bilanz ließ die Stadt Detmold unbeantwortet. Bottrop Was passiert, wenn die Suche nach einem Nachfolgekonzept misslingt, lässt sich in Bottrop sehen. Dort scheiterte der Versuch, ein anderes Einkaufszentrum zu etablieren. Die Karstadt-Schließung habe "deutlich negative" Folgen gehabt, lautet das Urteil der Bottroper Stadtverwaltung. Der Weggang des Kundenmagneten habe dazu geführt, dass sich beispielsweise auch H&M und Douglas aus der Stadt zurückgezogen hätten, wird eine Interessengemeinschaft von Gewerbetreibenden auf "Tagesschau.de" zitiert. Dadurch wiederum habe die Innenstadt weiter an Attraktivität verloren. Die Folge: hohe Leerstände. Angaben der Stadt zufolge soll demnächst der Discounter Netto eine Filiale im alten Karstadt-Gebäude eröffnen. Fix sei das aber noch nicht.

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