"Es gibt viele dunkle Ecken in Paderborn" - Drogenszene sorgt für Diskussionsstoff

Paderborn. Angsträume in der Innenstadt sind ein Dauerthema. Der Platz vor der Herz-Jesu-Kirche, das Westerntor, die Alte Torgasse, Teile des Paderquellgebiets: Diese Orte sind Treffpunkte der Drogenszene und sorgen für Diskussionsstoff. So auch im Sozialausschuss des Stadtrats, in dem die FDP-Fraktion einen Antrag dazu stellte. "Es gibt viele dunkle Ecken und Angsträume in Paderborn. Wir sollten das Thema angehen und die Bürgerinnen und Bürger mitnehmen", fordert Elke Zinn (FDP). Ziel des Antrags war, gemeinsam mit dem Ordnungsamt, der Polizei und den Sozialverbänden ein langfristig orientiertes Gesamtkonzept zum Umgang mit Angsträumen in der Stadt Paderborn zu erarbeiten. In dem Konzept sollten auch Ansätze von "räumlichen Konzentrationsmöglichkeiten" und einer verbesserten Prävention behandelt werden. Orte, die Unsicherheitsgefühle wecken, sollten positiv verändert werden - beispielsweise durch mehr Licht. Bisher habe man nur Verdrängung erreicht Als Grund dafür nennt Elke Zinn, dass die Maßnahmen der vergangenen Jahre nur zu Verdrängung geführt hätten. Das Problem werde nur verlagert, nicht an der Wurzel gepackt. In einem weiteren Schritt wünschte sich die FDP, eine Anlaufstelle einzurichten, um Orte im öffentlichen Raum benennen zu können, an denen Menschen sich unsicher fühlen. "Nicht nur im Bereich der Herz-Jesu-Kirche, sondern auch im Paderquellgebiet sind Personengruppen und Drogensüchtige spürbar, die ein subjektiv unerwünschtes Verhalten darstellen und damit den Passanten Angstgefühle vermitteln", heißt es in dem FDP-Antrag. Die Reaktionen im Sozialausschuss waren mehrheitlich kritisch. Sabine Kramm (Grüne) monierte: "Es ist zwar wichtig, Menschen mit Suchterkrankungen zu thematisieren, aber mit diesem Antrag wird das Problem nicht gelöst." Zudem seien Angsträume bereits im Integrierten Mobilitätskonzept der Stadt (IMOK) als Problem benannt und würden Teil der Maßnahmen werden. Auch Wolfgang Glunz (CDU) kritisierte den Antrag, da das Problem vielschichtiger sei. Es gebe bereits zahlreiche Arbeitskreise und Runde Tische. Zudem erinnerte er an die zusätzliche Streetworker-Stelle, die zeitnah besetzt werden soll. "Aber komplett werden wir dieses Problem nicht lösen können." Sozial verträgliche Integration sei nicht möglich Eine Aussage, die auch Paderborns Sozialdezernent Wolfgang Walter getroffen hat: "Ich bin seit 20 Jahren Sozialdezernent und schon damals war das ein Problem. Ja, wir haben eine Drogenklientel, aber wie kriegen wir es sozial verträglich integriert? Gar nicht." Er wisse nicht, wer ein solches Konzept schreiben soll und wie es die Probleme lösen könne. Auch ein möglicher Drogenkonsumraum wird in diesem Zusammenhang diskutiert. Walter sagt dazu: "Das ist eine medizinische Einrichtung. Ein Drogenkonsumraum kann Leben retten, doch die Anzahl der Drogensüchtigen reduziert sich dadurch nicht." Er verweist auf den Runden Tisch Drogen, den es seit 15 Jahren gebe. Dort kämen Experten zusammen und würden über konkrete Fälle sprechen. "Die Intention dieses FDP-Antrags verstehe ich nicht", so Walter. Ratsfrau fühlt sich missverstanden "Ich fühle mich missverstanden", erwiderte Elke Zinn. Positive Rückmeldungen erhielt sie von den Fraktionen der AfD und Linken. "Ein Gesamtkonzept zu erstellen, um Angsträume abzubauen, halte ich für eine gute Idee", so Elke Süsselbeck (Linke). Ihr fehle jedoch der Aspekt der Geschlechtergerechtigkeit in dem Antrag: Frauen seien stärker betroffen von Angsträumen, das müsse in den Blick genommen werden. FDP, AfD und Linke stimmten für den Antrag, CDU, SPD und Grüne dagegen. Der Antrag wurde somit mehrheitlich im Sozialausschuss abgelehnt.

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