Kita-Träger im Kreis Paderborn warnt vor dramatischem Erzieher-Mangel

Paderborn/Kreis Paderborn. Wenn im Anzeigenteil einer Zeitung gleich zehn Stellenangebote für Kita-Leitungen im Hochstift erscheinen, dann fällt das ins Auge. So geschehen vor wenigen Wochen in einer Wochenendausgabe der "Neuen Westfälischen". Aufgegeben worden waren die Anzeigen durch die Stadt Delbrück und die Katholischen Kindertageseinrichtungen Hochstift. Von beiden heißt es, dass es sich in dem Sinne um normale Wechsel handele. Geschäftsführer Detlef Müller warnt allerdings vor einer sich abzeichnenden negativen Entwicklung bei den erzieherischen Fachkräften. Sowohl bei zwei Kitas in Delbrück als auch bei jeweils vieren der Katholischen Kitas in den Kreisen Paderborn und Höxter stehen Wechsel an. "Das sind zwei ganz normale Wechsel, die sich einmal aus Altersgründen und durch Ortswechsel ergeben haben", erklärt Heinz Börnemeier vom Fachbereich Zentrale Dienste der Stadt Delbrück auf "NW"-Nachfrage. Mit entsprechendem Vorlauf habe man die beiden Leitungsstellen deshalb ausgeschrieben. Zu viele Stellen für zu wenig Fachkräfte Neben möglichen internen hoffe man auch auf externe Bewerbungen. "Damit haben wir bislang gute Erfahrungen gemacht", so Börnemeier. Auch bei den Stellen der Katholischen Kitas Hochstift, darunter je eine in Hövelhof und Schloß Neuhaus sowie zwei in Büren, handele es sich um planmäßige Neubesetzungen, sagt Detlef Müller. Allerdings beunruhige ihn die allgemeine Entwicklung. Insgesamt sei die Lage bei den Erzieherinnen und Erziehern nämlich durchaus knapp bestellt, bestätigen Müller und Börnemeier. "Wir bilden aus, aber der Bedarf ist riesig", sagt der Delbrücker Verantwortliche. So laufen auf den Internetseiten der Katholischen Kindertageseinrichtungen Hochstift, der Stadt Delbrück, aber auch der Stadt Paderborn entsprechende Dauerausschreibungen. Rückläufige Bewerberzahlen als Indiz Neben den altersbedingten Abschieden von Mitarbeitenden sorgt besonders der hohe Anteil von Frauen für Fluktuation. Schwangerschaften und anschließende Erziehungszeiten sind die Stichwörter, die dazu auch Paderborns zuständiger Dezernent Wolfgang Walter nennt. Die Verantwortlichen sehen das besonders bei großen Trägern als normalen Faktor an. "Noch bekommen wir alle Stellen besetzt", gibt Walter zu Protokoll. Allerdings beobachte man in Paderborn eine rückläufige Entwicklung bei den Bewerberzahlen. Vor fünf Jahren wären es je Erzieherstelle zehn oder mehr Bewerbungen gewesen, inzwischen ginge die Tendenz zu drei oder vier Bewerbungen. Insgesamt könne man in Paderborn auch Krankheitsausfälle gut auffangen. Bei Engpässen könnte Vertretungspersonal aus anderen Einrichtungen abgeordnet werden. Von um die 40 unbesetzten Stellen berichtet dagegen Detlef Müller, und flexible Möglichkeiten wie im Stadtgebiet bieten sich den katholischen Kitas mit 94 Einrichtungen in der Fläche des Hochstifts kaum. "Es wird bereits viel improvisiert", erklärt Müller. Doch langfristig sei Improvisation keine Lösung. "Wenn die Betreuung nicht gewährleistet werden kann, dann müssen die Eltern entsprechend informiert werden", sagt Müller - sprich die Gruppe oder die Kita bleibt geschlossen und die Eltern müssen eine Betreuung organisieren. >>> Lesen Sie auch: Eltern aus Höxter kritisieren Kita: Reduzierte Betreuungszeit – voller Preis "Das Land sieht den Ernst der Lage nicht", sagt der Geschäftsführer, "der Markt gibt nichts mehr her." Als kirchlicher Träger habe man es zugegebenermaßen nicht unbedingt leicht. Doch man habe die Zugangsvoraussetzungen liberalisiert und zahle Tariflohn. "Alle fischen im gleichen Becken", beschreibt Müller den Personalmarkt. Wirtschaftlicher Druck auf die Träger "Wenn große Träger nicht mehr ausbilden, dann wird es noch brisanter", wirft Müller einen Blick auf die Zukunftsperspektive. Denn in Sachen Ausbildung nehme der wirtschaftliche Druck zu. Zwar werde im Hochstift zum größten Teil noch im Modell der zweijährigen Fachschule und anschließendem Praxisjahr ausgebildet. Doch das neuere Modell der praxisorientierten Ausbildung (PiA) sieht eine dreijährige Ausbildung in den Einrichtungen vor, inklusive entsprechender Vergütung. "Dass sich für die Träger damit aber auch die Kosten je Stelle verdreifachen, das ist bei den Betreuungspauschalen allerdings bisher nicht einberechnet worden", warnt Müller mit Blick auf weiter steigende Kosten etwa bei der Energie. Letztlich müsse im Gesamtkontext ein "politisches Erkennen" erfolgen und dann seien entsprechende Zeichen notwendig.

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