Erprobungsradweg in Paderborn: "Keine Verdrängung in die Wohngebiete"

Paderborn. In wenigen Tagen endet der Verkehrsversuch auf der Detmolder Straße. Was damit nicht endet, ist die Diskussion über den Erprobungsradweg. Handelt es sich doch um "ein Thema, das die Gemüter bewegt", wie Klaus Schröder (Bündnis 90/Die Grünen) jetzt im Ausschuss für Umwelt, Klima und Mobilität sagte, dessen Vorsitzender er ist. Die Stadt Paderborn hat den Radweg-Versuch mit Untersuchungen begleiten lassen. Erste Ergebnisse liegen nun vor. Demnach hat der Erprobungsradweg, der durch spezielle Bauelemente von der Autospur getrennt ist, zu keiner Verkehrsmehrbelastung in dem Bereich geführt. "Wir haben keine Verdrängung in die Wohngebiete feststellen können", sagte Eckhard Döring, stellvertretender Leiter des Straßen- und Brückenbauamtes. Vor und während des Versuchs fanden an "relevanten Straßen", wie es seitens der Stadtverwaltung heißt, repräsentative Verkehrszählungen statt. Neben der Detmolder Straße wurden hierfür der Schäferweg, der Herbert-Schwiete-Ring, die Steubenstraße, die Benhauser Straße, die Driburger Straße, die Nordstraße, die Penzlinger Straße und der Dörener Weg in den Blick genommen. Die Auswertung der Daten von der Detmolder Straße hätte gezeigt, dass die Verkehrsstärken dort im einstelligen Prozentbereich - "in einem üblichen Rahmen" - schwanken. Es seien keine systematischen Veränderungen erkennbar. Auswertung der Befragungen steht noch aus In einem weiteren Schritt wurden im Herbst die Verkehrsteilnehmenden befragt. Zum einen an zwei Tagen vor Ort sowie anschließend drei Wochen lang bei einer Online-Umfrage. Online haben 2.328 Personen teilgenommen. Sie konnten angeben, welche Art von Radverkehrsführung sie sich wünschen würden, wenn die Detmolder Straße flächenhaft umgebaut würde. Die Ergebnisse dieser Befragungen stehen noch aus. Denn krankheitsbedingt komme es beim durchführenden Büro SHP Ingenieure GbR zu Verzögerungen, erklärte die Technische Beigeordnete Claudia Warnecke. Sie widersprach aber bereits Befürchtungen, dass die Online-Befragung zu verzerrten Ergebnissen führen könnte, da Personen mehrfach abgestimmt haben könnten. Das Ingenieurbüro habe jahrzehntelange Erfahrung und "ist bisher nicht aufgefallen durch unseriöse Bearbeitung", so Warnecke. "Froh, dass wieder zurückgebaut wird" Eine Abschlussbewertung wurde daher auf Ende Februar oder Anfang März vertagt. Doch auch die bisher vorgelegten Zwischenergebnisse sorgen dafür, dass sich die Ratsfraktionen entweder in ihrer Meinung bestätigt sehen oder gegenteilige Beobachtungen anführen. Es gebe zwei Gruppen, sagte André Springer (CDU): "Die einen finden das super, die anderen nicht." Springer selbst gehört zur zweiten Gruppe. Er habe "heftige Rückmeldungen" mitbekommen von Menschen, "die froh sind, dass der Erprobungsradweg wieder zurückgebaut wird". In die gleiche Richtung gingen im Ratsausschuss die Äußerungen von Anke Zillmann (FDP). Sie berichtete von Autoschlangen bis auf den inneren Ring. "Das sind Fakten", sagte Zillmann. Auch Händler entlang der Detmolder Straße hätten sich in Gesprächen negativ geäußert. Bereits im Oktober hatte die FDP-Stadtratsfraktion einen sofortigen Abbruch des Versuchs gefordert. Ablehnung kam in der Vergangenheit auch von der Mittelstandsvereinigung (MIT) Paderborn und der Interessengemeinschaft (IG) Innenstadt, letztere befürchtete negative Konsequenzen für den Handel. "Weltuntergang wurde herbeigeredet" "Die negativen Stimmen sind immer lauter", meinte Burka Öniz (FÜR Paderborn). "Ich bin dafür, solche Versuche durchzuführen, auch wenn es Haue gibt." Auch Ulrich Koch (SPD) begrüßte den "Mut, das im Echtzeitbetrieb durchzuführen". "Dadurch geht eine Paderborner Innenstadt nicht kaputt, das hat andere Gründe", so Koch. "Der Weltuntergang wurde herbeigeredet." Gerhard Todt (Linke) betonte ebenfalls, dass "Befürchtungen sich nicht zu bestätigen scheinen". Am deutlichsten spricht sich die grüne Ratsfraktion für den Erprobungsradweg aus. Es habe Spaß gemacht, als Radfahrer die Strecke zu nutzen, sagte Florian Rittmeier. "Man hat keine Angst mehr, dass man mit lebensgefährlichem Abstand überholt wird. Und ob mit oder ohne Erprobungsradweg - es staut sich am Bahnübergang." Seiner Meinung nach hätte die Testphase über Januar hinaus weiterlaufen können, was jedoch rechtlich nicht möglich ist. Der Probe-Radweg sei "in jetziger Form eine Baustelleneinrichtung" und daher begrenzt, so Warnecke. Daher werden die sogenannten Leitboys - die im Juli 2022 aufgestellten rot-weißen Baken - nun wieder verschwinden.

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