Brennpunkt: An der Herz-Jesu-Kirche in Paderborn herrscht nun Alkoholverbot

Paderborn. Schlagzeilen macht das Eingangstor zur Innenstadt schon seit Jahren: Drogenkriminalität, Vandalismus und Lärm bereiten Anwohnern und Geschäftsleuten an der Herz-Jesu-Kirche Ärger. Um das Problem zumindest etwas einzudämmen, hat der Kirchenvorstand Herz Jesu eine Maßnahme ergriffen. Rechts und links der Treppenstufen zur Kirche stehen jetzt prominent Schilder. "Auf den Kirchentreppen ist das Lagern und der Konsum von Alkohol und Drogen untersagt", teilt der Kirchenvorstand auf ihnen mit. "Die Treppen waren ein Hotspot", erklärt Pfarrer Thomas Stolz, Leiter des Pastoralverbundes. Personen hätten auf dem Kirchengrund Alkohol getrunken und Drogen konsumiert. "Sie werden dann pampig und pöbeln rum. Sie verunreinigen auch innen die Kirche", sagt Stolz. "Viele Menschen haben sich nicht mehr getraut, sich auf dem Weg in die Kirche da durch zu schlängeln." Nun macht die Kirchengemeinde mit den zwei Schildern von ihrem Hausrecht, das den Bereich bis zehn Meter vor der Kirche betreffe, Gebrauch. Stolz betont, dass sich das Verbot nur auf den Alkohol- und Drogenkonsum bezieht. "Wenn Menschen auf den Treppen sitzen und ein Eis essen, dann haben wir natürlich nichts dagegen", sagt er. Da die Kirche grundsätzlich ein Raum für jeden sein soll, seien Reaktionen auf die aktuelle Situation ein "Balanceakt". "Soweit ich es mitbekommen habe, ist es besser geworden", berichtet Stolz über erste Erfahrungen. Dies könne aber auch am Winter-Wetter liegen. Bei richtig schlechtem Wetter hielten sich weniger Personen vor der Herz-Jesu-Kirche auf, bestätigt Polizei-Sprecher Michael Biermann. "Es wäre zu früh zu sagen, dass sich das Thema erledigt hat." Oder wie Stolz sagt: "Ich glaube nicht, dass die Schilder dauerhaft helfen, aber ein Versuch ist es wert." Wieder ein Treffen aller Beteiligten Anlieger, Ordnungsamt und Polizei beraten daher weiter, wie sie den Brennpunkt entschärfen können. Am Mittwochmorgen hatte dazu wieder ein Treffen aller Beteiligten stattgefunden. "Wir überlegen, wie wir mit dem Platz umgehen können", sagt Ordnungsamtsleiter Claus Josephs. "Wir wollen den Platz publikumsträchtiger machen." Dadurch soll die unliebsame Szene verdrängt werden. Viele Angehörige dieser Szene nehmen auch auf den Fahrradständern Platz. "Das ist dann ein unrechtmäßiger Gebrauch der Fahrradständer", sagt Josephs. In der Vergangenheit gab es bereits Überlegungen, die Radstellplätze baulich zu verändern und dadurch unattraktiver zu machen. Weiterhin patrouillieren Mitarbeitende von B.O.S.S zwei bis drei Mal am Tag über den Platz. Problem lässt sich nicht ad hoc nicht lösen Von heute auf morgen lasse sich das Problem vor der Herz-Jesu-Kirche nicht lösen, meint Josephs. "Das ist ein Prozess, den man über ein Jahr oder mehr sehen wird." Klar sei aber auch: "Wenn wir den Platz dort beruhigen, dann werden die woanders aufschlagen." Solche Verdrängungen hin zu der Kirche hatte es schon gegeben, nachdem die ehemalige Zentralstation schloss. Diese war ein Aufenthaltsort der Trinker- und Drogenszene. "Das ist ein Hin und Her", meint Pfarrer Thomas Stolz. "Keine Lösung ist daher, die Personen weiter zu verdrängen." Um die Probleme anders anzugehen, wurde 2022 entschieden, eine neue Streetworker-Stelle zu schaffen. Sie wird von der Stadt finanziert. Das hat der Sozialausschuss auf Antrag der Rathauskoalition beschlossen. Nicht nur der Platz rund um das Westerntor hat Bedarf für weitere Angebote der aufsuchenden Sozialarbeit, sagte KIM-Geschäftsführerin Nicole Wiggers Ende des Jahres. Die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter würden im Streetwork beispielsweise Heißgetränke und Essen verteilen. Sie versuchten eine Verbindung zu den Menschen vor Ort aufzubauen, um ihnen weitergehende Hilfen – beispielsweise in der Suchtberatung – zu vermitteln.

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