Landwirtschaft

Steigende Preise: Krieg und Trockenheit belasten die Bauern im Kreis Paderborn

Westfalens Landwirte-Präsident Hubertus Beringmeier sieht im Kreisgebiet positive Entwicklungen, aber auch große Herausforderungen. Der Espelner warnt vor den Folgen eines Investitionsstaus auf den Höfen.

Die zeitweise anhaltende Trockenheit im Sommer zeichnete die Rübenfelder, wie hier bei Gut Wulfstal an der L 637 zwischen Upsprunge und Brenken. | © Reinhard Peters

03.01.2023 | 03.01.2023, 15:03

Kreis Paderborn. Auf ein für alle sehr herausforderndes Jahr 2022 blickt Hubertus Beringmeier, Bauernpräsident und Vorsitzender des Landwirtschaftlichen Kreisverbandes Paderborn zurück. Die Folgen des Krieges spürten die Menschen in allen Bereichen der Gesellschaft, erklärt der aus Espeln stammende Landwirt für den Westfälisch-Lippischen Landwirtschaftsverband.

Positiv sei, dass sich die Bauern über deutlich höhere Preise für Milch, Rindfleisch, Geflügel und Getreide freuen könnten. Allerdings machten ihnen die erheblich gestiegenen Erzeugungskosten zu schaffen. Die landwirtschaftlichen Erzeugnisse hätten „notwendigerweise im Preis anziehen müssen“. Doch mit der Verteuerung vieler Lebensbereiche achteten die Bürger beim Einkauf deutlich stärker auf den Preis.

„Höherpreisige Produkte wie Tierwohlfleisch, Bioprodukte oder sehr arbeitsintensive Erzeugnisse hatten und haben mit erheblichen Absatzrückgängen zu kämpfen“, so Beringmeier. So hätten im Frühjahr die Spargel- und Erdbeerbauern massiv darunter gelitten, dass heimische Früchte durch günstige Importware ausgetauscht worden seien.

Insgesamt sei die Stimmung in den Bauernfamilien angespannt – mit der Frage, wie es in der Landwirtschaft weiter gehe. „So hätten sich die Bäuerinnen und Bauern in den vergangenen Jahren auf den Weg gemacht, um vieles weiterzuentwickeln und die Zukunft möglichst nachhaltig zu gestalten“, sagt Beringmeier. „Doch wir können überhaupt nicht abschätzen, was sich zukünftig tragen wird.“

Wo die Bereitschaft fehlt

Ein Beispiel sei der Umbau der Schweineställe zu Außenklimaställen, verbunden mit erheblichen Kosten und auch Folgekosten. Höfe könnten dies nur schaffen, wenn sich die Ausgaben irgendwann durch Einnahmen rechneten. Allerdings fehle laut Beringmeier die Bereitschaft: „Die erforderlichen Preise lassen sich mit teurerem Fleisch nach höheren Tierwohlstandards erzeugt oder Bioprodukten nicht erzielen.“ Große Investitionen seien deshalb nicht zu kalkulieren. Besonders die jungen Leute scheuten sich aufgrund der unsicheren Situation und fehlender Perspektiven vor Maßnahmen.

Erfreulicher als angesichts der Trockenheit zu erwarten war, sei die Getreide- und Rapsernte ausgefallen – wenngleich sie je nach Standort und Regen große Spannbreiten zeige. Dagegen habe die Sommertrockenheit vor allem den herbstlichen Ackerfrüchten Kartoffeln, Gemüse und Mais zugesetzt.

Die Erträge seien niedriger als im Schnitt der Jahre und extrem unterschiedlich. Vor allem auf den leichteren, sandigen Böden im Kreis habe der Mais kaum Kolben gebildet oder sei nur hüfthoch gewachsen. Bei den Kartoffeln fiel die Ernte ebenso geringer aus. Die Knollen seien kleiner. Weiter zeigten die Zuckerrüben eine sehr starke Streuung.

Außergewöhnlich sei gewesen, dass noch Anfang November ein später Grasschnitt möglich war. Der warme Oktober habe das Gras noch gut wachsen lassen.