Investition der Stadt versickert in den Paderborner Fischteichen

Paderborn. Die Fischteiche fallen Jahr für Jahr trocken. Das hat in diesem Sommer alle sechs Teiche des beliebten Naherholungsgebietes betroffen. Die wenigen Pfützen waren beliebte Schauplätze für Fischreiher, die dort ein leichtes Spiel hatten. Das Trockenfallen der Fischteiche ist eine Entwicklung, die sich erst in den vergangenen Jahren so stark und regelmäßig abzeichnet. Vor zwei Jahren teilte die Stadt Paderborn mit, das Problem durch eine Versorgungsleitung lösen zu wollen. Für die Versorgung der Fischteiche wurde laut Pressemitteilung Überschusswasser aus einer bestehenden Brunnenanlage eines Fischzuchtbetriebes genutzt. Da dieses Überschusswasser ebenfalls Biotope speise, werde das Wasser nur im Sommer – von Juli bis September eines jeden Jahres – in einer Menge von drei Litern pro Sekunde entnommen. Bereits 2014 wurde mit den ersten Planungen für die Maßnahme begonnen, der Baubeginn folgte im März 2020. Auf einer Länge von 500 Metern wurde eine Wasserleitung verlegt. Dazu wurde ein unterirdisches Bohrverfahren angewandt. 230.000 Euro wurden damals investiert. War das eine Fehlinvestition? Auf diese Frage gab es von der Paderborner Stadtverwaltung bislang keine konkrete Antwort. Derzeit werde eine Machbarkeitsstudie durchgeführt. Ergebnisse werden ab Ende Oktober erwartet, so Jessica Schütte, Leiterin des Amtes für Umweltschutz und Grünflächen. "Die Studie wird auch Aussagen dazu treffen, wie viel unter anderem die Versorgungsleitung tatsächlich bringt, welchen Einfluss sie insgesamt auf den Wasserstand in den Fischteichen hat und welche Zukunftsperspektiven denkbar wären", heißt es auf Anfrage der Neuen Westfälischen. "Diese Ergebnisse müssen wir abwarten." Nur vorübergehender Effekt der Versorgungsleitung an den Fischteichen Dass die Gewässer trotz der Versorgungsleitung weiter trocken gefallen sind, wundert Reinhard Schäck nicht: &bdquo;Ich denke, das war absehbar.“ Der Paderborner ist Mitglied im Landesvorstand des Naturschutzbunds Deutschland (Nabu) sowie im Paderborner Nabu-Kreisvorstand. Er studierte Biologie und Chemie und unterrichtete als Lehrer am Reismann-Gymnasium in Paderborn. Schäck baute an der Schule ein Wasserlabor auf und untersuchte zusammen mit seinen Schülerinnen und Schülern über 30 Jahre lang Quellen, Fließ- und Stehgewässer. Der vorübergehende Effekt der Versorgungsleitung hätte seiner Einschätzung nach von der Stadtverwaltung einkalkuliert werden können. "Ich hätte da ernste Zweifel gehabt", sagt Schäck. Wenn das tiefe Grundwasser weiter versiegt, könne ein Brunnenanschluss nicht ausreichen. Dieser Prozess des versiegenden Grundwassers schreite schließlich seit Jahren voran. Klimawandel, Grundwasser, fehlender Regen Die Ursachen des Trockenfallens von Gewässern wie den Fischteichen oder dem Tausendquell begründet Schäck mit drei sich beeinflussenden Punkten: Die wesentliche Ursache sei die immer stärkere Wasserentnahme aus der Tiefe, die den Grundwasserpegel stark beanspruchen. Zudem zählten der Klimawandel und fehlende Niederschläge zu den Gründen. Reinhard Schäck leitete 1993 eine Untersuchung am Westfalen-Kolleg, die sich mit den Fischteichen befasste. Demnach hat das Paderborner Naherholungsgebiet schon eine lange Geschichte. Sie wurden im Jahr 1892 zwischen Paderborn und Schloß Neuhaus in einem Heidegebiet, der Dubeloh, angelegt. Zuvor wurde das stadteigene Gelände als Schafweide genutzt. Schnell wurde klar, dass der Dubelohgraben als alleinige Wasserzufuhr nicht ausreichen würde. Daher gab es schon mehrere Bohrungen in den vergangenen Jahrzehnten, auch Tiefbohrungen in den Jahren 1929 und 1963. Die sechs Teiche (Quellteich, Hausteich, Schilfteich, Seerosenteich, Kahnteich und Höpperteich) sind alle untereinander verbunden. Besonders Karpfen und Schleien fühlen sich in den Teichen wohl. Wie Schäck berichtet, stellt der Seerosenteich eine Besonderheit dar: "Mindestens die Hälfte der Wasseroberfläche ist mit Seerosen bedeckt." Diese hätten die Trockenheit bislang auch jedes Jahr überleben können. Insgesamt habe das regelmäßige und längere Trockenfallen der Fischteiche jedoch Konsequenzen - vor allem für die Artenvielfalt. Lesen Sie auch den Kommentar zur Wasserversorgung der Fischteiche: Es braucht einen Diskurs

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