Wirte der Traditionsgaststätte "Ausspann" in Paderborn ziehen die Reißleine

Paderborn. Vor zwei Jahren hatten Michael Löhr, in Paderborn bekannt als Betreiber von Auffenbergs Biergarten zu Libori, und sein Geschäftspartner Patrick Luther das Lokal mit mehr als 200-jähriger Wirtshaustradition an der Kasseler Straße übernommen. Am 31. Dezember steigen die beiden Unternehmer allerdings wieder aus der stationären Gastronomie aus. Den Abschied vom Ausspann begründet Michael Löhr vor allem mit der Erhöhung des Mindestlohns. Den Entschluss für den Schlussstrich will er auch als eine Art Protest verstanden wissen. Ein Weiterbetrieb des Lokals scheint allerdings möglich. "Wir hätten gerne weiter gemacht, doch wir gehen das Risiko nicht mehr ein. Die politischen Entscheidungen machen es unwirtschaftlich", sagt Löhr und verweist auf die zwei Erhöhungsschritte beim Mindestlohn in der Gastronomie in diesem Jahr. "Ich bin grundsätzlich mit dem Mindestlohn einverstanden, doch in der jetzigen Form ist er für die Gastronomie nicht geeignet", gibt er zu Protokoll. Er habe kein Problem damit, seinen Stammkräften 12 Euro die Stunde zu zahlen "oder mehr, wenn sie Erfahrung haben und gut sind", die sorgten schließlich für die Umsätze. Doch Anfänger ohne Erfahrung einzustellen, rechne sich so nicht, verweist Löhr beispielsweise auf Abiturienten oder Studierende, die in ihren Nebenjob erst eingearbeitet werden müssten. Schließung als Protest gegen Mindestlohn Im Zuge des Mindestlohns müssten schließlich auch die Löhne der Stammkräfte erhöht werden, um die betriebliche Struktur gerecht zu halten. "Doch damit steigen die Lohnnebenkosten und das können wir in der jetzigen Form nicht tragen", sagt der Mann mit mehr als 40 Jahren Gastro-Erfahrung. Mit monatlich 3.000 Euro mehr Lohnkosten kalkulieren Löhr und Luther nun beim Ausspann. "Erhöhen wir den Bierpreis um 10 Cent je Glas, dann müssten wir jeden Monat 30.000 gezapfte Biere verkaufen", macht Michael Löhr eine Beispielrechnung auf und urteilt: "Nicht zu schaffen." Der Mindestlohn sollte überarbeitet werden, meint Löhr. "9,50 oder 10 Euro wären aus meiner Sicht zum Einstieg total ok." Er habe kein Problem damit, nach einer gewissen Betriebszugehörigkeit oder genügend Erfahrung den Mindestlohn oder mehr zu zahlen. "Ich sehe unseren Schritt als Protest gegen die politische Entscheidung zur jetzigen Form des Mindestlohns", bezieht Löhr Position. "Wir gehen erhobenen Hauptes und haben den Laden nicht an die Wand gefahren", ist sein Fazit zu dem klaren Schnitt Ende Dezember. Mit dem Anstieg der Energiekosten, Jahresrechnungen und steigenden Abschlägen komme auch auf die Gäste noch einiges zu. "Sie werden schauen, wie oft sie sich dann noch einen Restaurantbesuch gönnen", sieht Michael Löhr für die gesamte Gastronomiebranche weiterhin schwierige Zeiten. Interesse für Betriebsübernahme Ob der Ausstieg der beiden Unternehmer auch erst mal geschlossene Türen beim Ausspann bedeutet, ist noch offen. "Der Laden läuft, wir haben viele Reservierungen im Oktober und im November die ersten Weihnachtsfeiern", sagt Löhr. Ein Mitarbeiter könne sich vorstellen, die Nachfolge anzutreten, spruchreif sei dies aber noch nicht. "Wir haben mit ihm gesprochen und es durchgerechnet. Er kennt den Laden und ist dauerhaft vor Ort", zeigt der Noch-Wirt auf. Er und Luther hätten aufgrund ihres Veranstaltungsservice keine Chance gehabt, mehr als 50 oder 60 Prozent Arbeitszeit im Ausspann leisten zu können, ein Wirt im Lokal könne dies dagegen stemmen und es könne sich der Betrieb rechnen. Der Veranstaltungsservice bleibe der Haupterwerb der Geschäftspartner. Dort müssten sie zwar auch mit dem Mindestlohn kalkulieren, doch der Personaleinsatz und die Kosten seien direkter zu bestimmen, sagt Löhr.

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