Paderborn Run auf elektrische Heizgeräte: Paderborner wappnen sich für Gas-Notfall

Paderborn. Hitzewelle und ausverkaufte Ventilatoren oder Klimageräte, das wären Meldungen, die man im Sommer erwarten würde. Doch gänzlich gegenläufig zur Sommersaison sind aktuell Heizlüfter und Ölradiatoren stark nachgefragt, gleiches gilt für Kaminöfen und entsprechendes Heizmaterial, das berichten Elektronikhändler ebenso wie Baumärkte. Auslöser dafür sind die Gas-Notfallstufen, die die Bundesregierung in Zusammenhang mit dem Ukraine-Krieg erstellt und inzwischen auf Stufe Zwei aktiviert hat. Der Paderborner Elektronikhändler Adem Cekic verzeichnet in seinem Euronics-Geschäft im Riemekeviertel eine deutlich gestiegene Nachfrage nach Heizlüftern und Radiatoren. Erstere seien gefragt, sagt er, allerdings reichen diese höchstens als Zusatzgerät, wenn die Grundraumtemperatur nicht ausreichend ist. Zum Beheizen eines kompletten Zimmers sind sie kaum geeignet. "Da sind Ölradiatoren besser, die sind in der Regel für 20 bis 25 Quadratmeter ausgelegt", so der Fachhändler. Lieferprobleme hat er bislang nicht festgestellt, ab nächsten Monat sind ihm Lieferungen für Heizlüfter zugesagt. Aufgrund von Vorbestellungen hat er außerdem schon Radiatoren geordert, die er Anfang Oktober erwartet. Auch Baumärkte verzeichnen eine gestiegene Nachfrage nach den Heizgeräten, das bestätigt eine Sprecherin der zur Rewe-Gruppe gehörenden Toom-Baumärkte. Dies gelte auch für Öfen und Brennholz. Teilweise könne es deshalb zu Lieferverzögerungen kommen. Ein Bild, das auch von Hornbach bestätigt wird. "In Paderborn zeigt sich die gleiche Situation wie an unseren 95 anderen Standorten in Deutschland", teilt die Pressestelle mit. Schon seit Mitte November vergangenen Jahres sei die Nachfrage nach Brennstoffen wie Holz, Pellets und auch Gas gestiegen, ebenso wie entsprechende Kaminöfen und andere Heizmöglichkeiten. Auslöser seien zunächst die gestiegenen Energiepreise gewesen, durch den Ukraine-Krieg folgte ein weiterer Nachfrageanstieg. "Getrieben durch den Wunsch der Kunden, autark zu sein und für Notfälle gewappnet zu sein", das hätten Gespräche in den Hornbach-Märkten gezeigt. Teilweise Ausverkauf bei Holzpellets Bei Pellets und Brennholz sei ein vorläufiger Höhepunkt schon im März und April erreicht worden, als manche Märkte Ausverkauf gemeldet hatten. Auch aktuell sei die Nachfrage deutlich höher als üblicherweise im Sommer. "Mit der Ausrufung der zweiten Stufe des Notfallplans Gas gab es wieder einen regelrechten Ansturm auf viele Märkte. Einige Standorte waren bei mehreren Brennstoffen innerhalb von zwei, drei Tagen wieder ausverkauft, haben nachbestellt", so der Sprecher. Bei Pellets sei die Nachfrage doppelt so wie im Vorjahr, bei Kaminholz, Braunkohle und Holzbriketts liege sie zwischen 35 und 55 Prozent höher. Die Hornbach-Märkte würden regelmäßig beliefert, durch Vorbestellungen könne es allerdings besonders bei Pellets passieren, dass die Ware schnell verkauft sei. Eine zeitweise starke Nachfrage verzeichnete man bei Hornbach außerdem bei Gaskochern und zugehörigen Kartuschen, Gasflaschen und auch Notstromaggregaten. Verdoppelt habe sich in den vergangenen drei Wochen allerdings die Steigerung bei Heizungen, Konvektoren, Radiatoren und Heizlüftern. Besonders Radiatoren seien an vielen Standorten ausverkauft, allerdings sei Nachschub unterwegs. Die üblichen Lieferungen für die Heizsaison kämen ab September. Eine weitere Beobachtung sei, dass die Kunden sich verstärkt Gedanken über verschiedene Energiesparmaßnahmen machten. Westfalen Weser setzt auf Netzstabilität Doch wie wirkt sich eine Mögliche größere Last durch viele Heizgeräte auf die Stromversorgung aus? "Die Stromnetze von Westfalen Weser werden grundsätzlich für hohe Belastungen ausgelegt", teilt der Netzbetreiber mit. Durch gezielte jährliche Investitionen im zweistelligen Millionenbereich unter anderem in "intelligente Netze" zur optimalen Abstimmung von Erzeugung und Bedarf könne man auch im Bundesvergleich auf eine sehr hohe Versorgungssicherheit verweisen. Allerdings weist das Unternehmen darauf hin, dass elektrische Heizgeräte prinzipiell wesentlich mehr Energie verbrauchen können als eine effiziente Heizung. "Ein Radiator arbeitet in der Regel mit 2.000 Watt Leistung, bei den aktuellen Strompreisen kostet eine Stunde Betrieb also etwa 60 Cent", rechnet Händler Adem Cekic vor. Strom zu sparen, könne zudem weiterhin angeraten sein, da bundesweit etwa 15 Prozent des Bedarfs durch Gaskraftwerke gedeckt werde, so Westfalen Weser.

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