Inflation und steigende Kosten: Trübt das den Kirmesspaß zu Libori 2022?

Paderborn. Die Augen des kleinen Fred werden ganz groß, als er den Stand mit dem Dosenwerfen auf dem Paderborner Liboriberg entdeckt. "Mama, darf man sich den Preis aussuchen, wenn man gewinnt?", fragt er. Riesige Kuscheltiere hängen dort, ein überdimensioniertes Faultier und ein großer Teddybär. "Wenn man alle Dosen abräumt", sagt seine Mutter Julia in dem Versuch, ihren Sohn ein wenig zu bremsen. Doch der weiß genau, wie es geht: "Man muss auf die Dosen in der untersten Reihe zielen, dann kippt der ganze Stapel." Ob er das Dosenwerfen tatsächlich ausprobieren will, überlegt sich der Kleine dann aber lieber noch mal. Denn die sechsköpfige Familie aus Schlangen hat für Libori ihren eigenen Bummelpass gebastelt: Darin Karussellfahrten, Spielstände und süße Leckereien - aber eben in begrenzter Anzahl. Mit Vater, Mutter und vier Kindern kann ein Bummel über die Kirmesmeile nämlich ziemlich schnell ziemlich teuer werden. "Jedes Kind darf sich aussuchen, was es machen möchte", erklärt Mutter Julia. So sind am Ende des Tages hoffentlich alle zufrieden und das Familienbudget wird geschont. Vater Kai ist als großer Libori-Fan seit Jahren auf der Kirmes unterwegs. "Deutlich teurer" sei es in diesem Jahr geworden, besonders Essen und Getränke. Currywurst kostet auf dem Liboriberg vier Euro, die kleine Cola gibt's für 3,50 Euro. Für eine kleine Tüte 100 Gramm gebrannter Mandeln zahlt man vier Euro, ein einfacher Crêpe mit Zimt und Zucker kostet zwischen 3,50 und vier Euro. Eine Fahrt im Musikexpress oder Kettenkarussell gibt es für vier Euro. Fürs Riesenrad bezahlt man sechs Euro - vier Fahrten gibt es vergünstigt für 20 Euro. Das war Familie Tölle dennoch zu teuer und die vier haben aufs Riesenrad verzichtet. Am Wochenende waren sie bereits auf Libori unterwegs und haben etwa 70 Euro ausgegeben. Jetzt sind sie nochmal spontan losgezogen. Das Märchenland, ein Kinderkarussell und den Autoscooter haben sie ausprobiert. "Vieles hat sich drastisch verteuert", findet Sandra Tölle und ihr Mann Nino ergänzt: "Da fragt man sich schon, wie das Familien machen, die nicht viel Geld zur Verfügung haben." Zum Glück gebe es auf Libori ja immer auch kostenloses Programm, wie etwa die Kleinkunstaufführungen auf dem Franz-Stock-Platz. "Wir rechnen im Kopf mit" "Man überlegt schon, wofür man das Geld ausgibt", sagt Familie Stelte, die mit ihren drei Kindern Keela (10), Lola (8) und Neal (13) auf dem Liboriberg unterwegs ist. Mehr als 20 Euro haben sie bereits allein fürs Essen ausgegeben, "und das war noch kein vollwertiges Mittagessen", sagt Anke Stelte. Zehn Euro fürs Entenangeln, 15 Euro im Musikexpress, zum Pferderennen soll es noch gehen, eine Tüte Popcorn und gebrannte Mandeln dürfen am Ende auch nicht fehlen - so kommt eins zum anderen. Vieles sei um einen Euro oder auch mal 50 Cent teurer geworden, hat die Familie beobachtet. Im Einzelnen verkraftbar, aber die Kosten summieren sich. Bei den "Fliegenden Fröschen" etwa gab es früher 15 Frösche - jetzt sind es nur noch 12. "Wir rechnen im Kopf mit, aber versuchen natürlich auch jedem gerecht zu werden", sagt Vater Christoph. Auf den Besuch verzichten will die Familie nach zwei Jahren Corona-Pause nämlich nicht und Spaß soll es ja auch machen. Raphael und Daniela Witte waren mit ihrer kleinen Tochter Sophia bisher vier Mal Karussell fahren. Sie haben Verständnis für die Preiserhöhungen: "Die Inflation trifft auch die Schausteller, die zudem in den vergangenen zwei Jahren ja kaum Einnahmen hatten", sagt Raphael Witte. "Wahrscheinlich gehen wir dann aber einmal weniger los, und sparen so", ergänzt er und lacht. So entwickeln viele Besucher ihre ganz eigene Strategie, um die Kosten überschaubar zu halten. "Ich habe nur begrenzt Geld mitgenommen - wenn es alle ist, ist es alle", verrät eine Frau ihren Spartipp. "Bei uns hat die Oma Libori-Geld gegeben, das dürfen die Kinder ausgeben", sagt Familie Straus aus Marienloh. "Man selbst hält sich ein wenig zurück, aber die Kinder sollen's genießen", ergänzt der Vater. Und so wollen sich viele Besucher den Kirmesspaß auch nicht von steigenden Preisen verderben lassen. "Beim Wocheneinkauf im Supermarkt achte ich schon sehr auf die Preise", sagt Monika Schrader (22). "Aber auf Libori - da gönnt man sich das einfach."

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