Magdalenenmarkt am Paderborner Dom versetzt Libori-Besucher ins Mittelalter

Paderborn. Nur wenige Treppenstufen braucht es, um Jahrhunderte in der Zeit zurückversetzt zu werden - zu den Anfängen des Liborimarktes. Vom Pottmarkt am Domplatz geht es vorbei am Paradiesportal runter zum Fuß des Domturms. Auch hier werben Beschicker um Kunden, auch hier gibt es Getränke, aber der Magdalenenmarkt ist noch mehr. Einmalig zum Libori-Jubiläum lädt er ein, in die Zeit vor 500 Jahren einzutauchen. Mittendrin auf dem Markt steht ein hagerer Mann Anfang 50 an einem Amboss; mit dem Hammer bearbeitet er eine Eisenstange, aus der ein Flaschenöffner entstehen soll. "Pan" nennt er sich, da er leidenschaftlich Panflöte spielt, die er immer dabei hat. Auf dem Magdalenenmarkt ist er aber wegen der schweißtreibenden Arbeit vor sich. "Ich habe hier den Knochenjob", sagt Schmied Pan. "Ich nehme mir ein Stück Eisen, habe eine Vorstellung im Kopf und kloppe dann drauf ein. Zum Beispiel mache ich Gürtelschnallen und mittelalterliches Besteck." Dabei zeigt er auf einen Pfriem, den Vorläufer der Gabel. Besucher können seine handgeschmiedeten Löffel, Messer oder Haken kaufen - und sich mit seiner Hilfe am Amboss ausprobieren. So wie Sophia Röhrich. "Ich mag das hier, weil das Handwerk sonst ja leider verloren geht", sagt sie. Pan ist ein Verfechter des Handwerks. "Was man selber macht, das kostet nix", ist seine Devise. In der Schmiede hat er seine Berufung gefunden. "Ich sterbe mit dem Hammer in der Hand", sagt er. "Wir werden hier hofiert" Über verschiedene Stationen - "ich habe alles gemacht, war auch Gaukler" - kam er zu seinem heutigen Job. Mit seiner Frau, die einen Stand weiter die Kunst der Kupferschmiede zeigt, und einem weiteren Kumpanen, spezialisiert auf das Zinngießen, ist er auf den Märkten der Republik unterwegs. "Wir fahren möglichst auf historische Veranstaltungen", sagt Pan. "Wobei man seit Corona nicht wählerisch sein darf. Was man hier sieht, sind die Durchhalter." Von Paderborn, Libori und dem Magdalenenmarkt ist er angetan. "Wir werden hier hofiert", sagt er. Abends dürfe er sich den Dreck und Schweiß des Tages in der Schwimmoper abwaschen, solch eine Duschmöglichkeit sei auf Märkten nicht selbstverständlich. Ein Hotelzimmer hat der 51-Jährige für die Libori-Tage nicht, sondern schläft stilecht hinter einem Vorhang in seinem Stand. Und noch eine Sache, die ihm an Paderborn gefällt: Wenn er beim Bäcker einkauft und erwähnt, dass er Libori-Schausteller ist, erhält er Rabatt. Eine positive Überraschung für ihn. Eine Überraschung ist für einige Besucher der Magdalenenmarkt an sich. Sie entdecken ihn, den Neuen zwischen vielen Libori-Klassikern, teilweise nur zufällig. "Damit hatte ich nicht gerechnet", sagt zum Beispiel Manuela Schürmann aus Borchen. "Ich mag diese etwas versteckte Sache, wo man in Ruhe gucken kann". Auch Sabine Sporing findet positive Worte. "Es reizt zu sehen, wie die Menschen damals gelebt haben", meint die 23-Jährige. Aufgrund der Kulisse direkt am Dom stimme die Atmosphäre. "Man kann sich das gut vorstellen." "Mir gefällt die ruhige Atmosphäre hier" Der Magdalenenmarkt fällt zwar im Vergleich zu anderen Libori-Stationen kleiner aus, bietet aber dennoch einiges. Am Rattenburg-Stand gilt es, mit Ball oder Pfeil Ziele zu treffen. Nebenan dreht sich ein mittelalterliches Karussell. Kinder können unter Anleitung töpfern, in der Taverne wird Kirschbier angeboten und zwischendurch gibt es Programmpunkte wie Musikauftritte, Puppenspiel und Gauklerauftritt. Geöffnet ist der Markt bis Sonntag täglich von 11 bis 20 Uhr. >>> Lesen Sie auch unseren Liveticker mit allen Neuigkeiten rund um Libori In dieser Zeit ist Buchmalerin Dagmar Marion Laubenstein gegenüber der Bartholomäuskapelle anzutreffen. Sie ist in einem Nonnengewand gekleidet. "Die Buchmalerin war damals Klosterarbeit", sagt sie. Das Vorbild ihrer Rolle: Hildegard von Bingen. Sie sei offen gewesen und habe gelehrt, meint Laubenstein. Und Inhalte vermitteln, das möchte auch Laubenstein, die abseits von Märkten als Illustratorin arbeitet. Begeistert spricht sie über das Pergament, auf dem sie mittelalterliche Szenen festhält, und über das damalige Farbschema - "es waren sehr leuchtende Farben". Laubenstein ist Mitglied im Verein Experimentum, der Geschichte kurzweilig darstellen und begreifbar machen möchte. Und das scheint, an den ersten Magdalenenmarkt-Tagen zu funktionieren. "Die Leute, die bis jetzt gekommen sind, waren sehr interessiert", sagt Laubenstein. Dass ihr Stand abseits des Libori-Trubels liegt, sieht sie als Vorteil. "Ich will gar keinen Run, sondern intensiv mit den Leuten sprechen", so die Buchmalerin. "Mir gefällt die ruhige Atmosphäre hier."

Meistgelesen