Sexuelles Fehlverhalten? Vorwürfe gegen Pastor werden untersucht

Paderborn-Schloß Neuhaus/Welver. "Vorwürfe verhaltensbezogener Art": So begründet das Erzbistum Paderborn, dass es Pfarrer A. die Ausübung der priesterlichen Dienste untersagt hat. Jetzt steht fest: Dem 48-Jährigen, der eigentlich die Pfarrei in Schloß Neuhaus übernehmen sollte, wird sexuelles Fehlverhalten vorgeworfen. Gegen den Geistlichen, der seit acht Jahren in der Gemeinde St. Maria in Welver im Kreis Soest tätig war, liegt eine anonyme Anzeige vor. Eingegangen ist sie bei einem Anwalt, den das Erzbistum Paderborn auf seiner Website als Ansprechpartner für Opfer von sexuellem Missbrauch durch Mitarbeiter der Kirche angegeben hat, heißt es dazu von der Staatsanwaltschaft Arnsberg. Die Diözese habe daraufhin die vorgeschriebenen kirchenrechtlichen Verfahren eingeleitet und die Staatsanwaltschaft informiert, sagte Bistumssprecher Benjamin Krysmann gegenüber nw.de. Die Arnsberger Behörde teilte auf Anfrage von nw.de mit, dass mit "verhaltensbezogenen" Vorwürfen in der Tat sexuelles Fehlverhalten in der Form von "Übergriffen" und "unangemessenem Verhalten" gemeint sei. Sie prüft nun erst einmal, ob überhaupt ein Anfangsverdacht gegeben ist. Ein strafrechtliches Ermittlungsverfahren werde nur eingeleitet, wenn es tatsächliche Anhaltspunkte für eine Straftat gebe. So eine Prüfung sei bei einer anonymen Anzeige wie in diesem Fall schwierig. Aus der Anzeige lasse sich allerdings nicht erkennen, ob es sich dabei um selbst erduldete Erlebnisse oder Hörensagen von Dritten handele, sagte der Sprecher der Staatsanwaltschaft Thomas Poggel. Die Vorwürfe haben demnach mit dem Aufenthalt indischer und pakistanischer Priester in der Pfarrei in Welver zu tun, die sich laut eines Prüfberichts von 2018 über den Umgang mit ihnen beschwert hätten. Auch die Kirche könnte ermitteln Bei einem hinreichenden Verdacht nimmt die Staatsanwaltschaft Ermittlungen auf. Gibt es nicht genug Hinweise auf eine mögliche Straftat, wird kein Verfahren eröffnet, die staatliche Bewertung der Vorwürfe wäre dann abgeschlossen. Von Seiten des Erzbistums könnte dann aber trotzdem noch eine kirchenrechtliche Untersuchung folgen; ähnlich war bei Missbrauchsvorwürfen gegen einen Priester aus dem Kreis Höxter verfahren worden. Zunächst würden aber die Ergebnisse der Staatsanwaltschaft abgewartet, betonte Bistumssprecher Krysmann. Der beschuldigte Priester bleibt suspendiert; nach Bekanntwerden der Anzeige hatte er zudem um eine einjährige Auszeit gebeten. Weitere Vorwürfe gegen Priester im Erzbistum seien derzeit nicht bekannt. Update (15. Juli): Die Staatsanwaltschaft beabsichtigt, die Ermittlungen einzustellen. Es gebe keine Anhaltspunkte für eine Straftat. Wie geht es weiter? Sollten sich die Vorwürfe gegen A. nicht bestätigen und er juristisch entlastet werden, ist unklar, wie es für ihn weitergeht. Auf die Frage, ob ein Priester dann "verbrannt" für weitere Aufgaben im seelsorgerischen Bereich sei, sagte Krysmann, dass dies ein schwieriger Begriff und kein guter Ausdruck sei. "Es gilt die Unschuldsvermutung." Im Blick zu behalten sei, dass es allgemein bei solchen oder ähnlichen Fällen um Personen und Existenzen ginge, die von solchen Vorwürfen auch beschädigt werden könnten. Ein Problem hat auch die Pfarrei Heiliger St. Martin in Schloß Neuhaus: Ihr fehlt weiterhin ein Pfarrer. "Es wird intensiv daran gearbeitet, eine gute personelle Lösung und neue Perspektiven zu finden", versichert Bistumssprecher Krysmann. Angesichts der dünnen Personaldecke dürfte das klein leichtes Unterfangen werden. Hinweis d. Red. (18. Juli): In einer ersten Version war die Herkunft der Anzeige fälschlicherweise dem Bistumssprecher zugeordnet, sie stammt jedoch von der Staatsanwaltschaft. Wir haben diesen Fehler korrigiert. Außerdem wurden die Aussagen des Bistumssprechers zu der Frage "Wie geht es weiter?" präzisiert.

Meistgelesen