Rettungsschwimmer gesucht: Freibäder im Kreis Paderborn sind unterbesetzt

Paderborn. Strahlenblauer Himmel, die Sonne scheint und das Thermometer zeigt 30 Grad an - bei diesen sommerlichen Temperaturen hilft meistens nur eine Abkühlung im Freibad. Kommt die nächste Hitzewelle, sind die Bäder im Kreis Paderborn brechend voll. Bademeister haben an solchen Tagen alle Hand zu tun. Doch die Rettungsschwimmer am Beckenrand werden immer weniger. Die Branche kämpft seit Jahren gegen einen Personalmangel. "Wir sind schon seit längerer Zeit auf der Suche", sagt Stefan Schumann der Paderbäder GmbH, die mit dem Rolandsbad und dem Waldbad in Schloß Neuhaus zwei Freibäder im Kreis betreiben. Als Grund für den Rückgang sieht er mehrere Faktoren. Zum einen habe das Interesse der Sportstudenten der Universität Paderborn in den vergangenen Jahren abgenommen, die vor allem in der Hauptsaison vor Ort unterstützen. Eine Besserung ist laut Schumann nicht in Sicht. Werbemaßnahmen wie Plakate oder Anzeigen in Onlineportalen brachten nicht den gewünschten Erfolg. "Im März haben wir eine Vollzeitstelle als Rettungsschwimmer für den Sommer ausgeschrieben. Dem einzigen Bewerber mussten wir absagen", so Schumann. Grund seien fehlende Qualifikationen, die ein Rettungsschwimmer unbedingt für den Beruf mitbringen muss. Dazu gehöre das Rettungsabzeichen in Silber, sowie ein Erste-Hilfe-Nachweis. Beides müsse alle zwei Jahre erneuert werden. "Die Zusage bekam ich sofort" Diesen Anforderungen seien sich viele Bewerber nicht bewusst. Schumann vermutet aber auch, dass geeignete Bewerber durch die Corona-Pandemie keine Möglichkeit hatten, diesen Nachweis zu erfüllen - denn die Schwimmbäder wurden durch den Lockdown und die Einschränkungen hart getroffen. Diese Vermutung kann Lea Sophie Bollweg bestätigen. Die 24-Jährige ist eine begeisterte Schwimmerin und seit mehreren Jahren als Ausbilderin bei der DLRG aktiv. Ihr gefiele es, einen Ausgleich zum Studium zu haben, viel draußen zu sein und mit den Besuchern ins Gespräch zu kommen. In den Sommermonaten hilft sie zum ersten Mal im Rolandsbad aus. "Die Zusage habe ich sofort bekommen. Man merkt, dass Freibäder dringend nach Rettungsschwimmern suchen", so Bollweg. Die Studentin beaufsichtigt die Sprungtürme sowie das Schwimmerbecken. "Es ist eine große Verantwortung. Ich muss zu jeder Zeit aufmerksam sein, vor allem, wenn es sehr voll ist." Das könne besonders anstrengend werden. Damit das Rolandsbad eine vollständige Aufsicht der Schwimmbecken gewährleistet, setzt es zusätzlich Festangestellte ein. Die Folge: Das Hallenbad in Elsen schließt am Montag, 11. Juli, und damit eine Woche vorher als geplant. Eine sichere Aufsicht wäre nicht mehr gewährleistet: "Die Freibäder haben in den Sommermonaten Priorität", so die Begründung. Mit der Resonanz der Besucherzahlen können die Paderbäder nämlich zufrieden sein. Laut Schumann haben das Rolandsbad sowie das Waldbad das Niveau vor der Corona-Pandemie erreicht. An heißen Tagen kühlen sich 2.500 bis 4.000 Schwimmer ab. Sälzer Lagune Ähnlich zufrieden zeigt sich auch Ralf Mollemeier von der Sälzer Lagune in Salzkotten. "Der heißeste Tag war der 17. Juni. An dem Freitag kamen 2.239 Badegäste." Um dem Mangel an Rettungsschwimmern entgegenzuwirken, hat der Betrieb zusammen mit der DLRG Salzkotten frühzeitig interessierte Schüler ausgebildet. Mit fünf Rettungsschwimmern sei der Bedarf für die Hauptsaison gedeckt, so Mollemeier. Waldbad Bad Wünnenberg An warmen Wochenendtagen zählt das Waldbad um die 1.000 Besucher. Aber auch unter der Woche würden laut Klaus Kramps 800 Badegäste den Weg ins Freibad finden. Damit ausreichend Rettungsschwimmer am Beckenrand stehen, bleibt das Hallenbad in den Ferien unter der Woche geschlossen. Er hoffe, dass zukünftig kein Rettungsabzeichen in Silber mehr notwendig sei, sondern Bewerber lediglich eine Rettungsfähigkeit vorzeigen müssen. Naturbad Altenautal Erfreulich seien ebenfalls die Besucherzahlen im Freibad Atteln. Dort sind laut Ralf Zumbrock keine Rettungsschwimmer, sondern ausschließlich Fachkräfte beschäftigt. Wochen vor dem Saisonstart habe er nach Personal Ausschau halten müssen und spricht in der Branche von einer "angespannten Lage". In der diesjährigen Hauptsaison sei das Freibad aber personell "gut aufgestellt". Freibäder Büren und Harth "Wir hatten einen guten aber recht ruhigen Start. Die vergangenen drei Wochen waren zufriedenstellend und wir hoffen auf eine weitere Steigerung", heißt es von den Schwimmmeistern. Um dieses Ziel zu erreichen und wieder das Niveau vor der Pandemie zu erreichen, haben Jugendliche in den Sommerferien in beiden Bürener Freibädern freien Eintritt. Möglich machen das Unternehmensspenden. Außerdem wurde die Schwimmlernoffensive verstärkt. Rettungsschwimmer sind zwar nicht im Einsatz, dennoch seien keine personellen Engpässe zu befürchten, da der Betrieb laut einer Sprecherin der Stadt Büren selber Fachpersonal ausbildet. Bad Lippspringe Die 1.500 Gäste an heißen Tagen werden laut Kai Meyer von 15 Rettungsschwimmern beaufsichtigt. "Da die Westfalen Therme in diesem Jahr das Freibad betreut, sind wir nicht vom Fachkräftemangel betroffen." Dies liege aber auch an den Praktikumskooperationen mit den Schulen. Lichtenau Das Freibad in Lichtenau gehört zu den kleineren Betrieben im Kreis, daher sei man einem Sprecher zufolge mit den Besucherzahlen an heißen Tagen "sehr zufrieden". Ausreichend Fachkräfte seien vor Ort, zusätzliche Rettungsschwimmer werden nicht benötigt.

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