Interview mit dem Königspaar: "Gänsehaut" beim Paderborner Schützenfest

Paderborn. Jana Mirk (45) spricht darüber, warum eine Schützenkönigin immer noch zeitgemäß ist und wie die lange Amtszeit in der Corona-Pandemie den Paderborner Hofstaat zusammengeschweißt hat. Wenn Sie 2019 gewusst hätten, dass Sie drei Jahre statt ein Jahr lang Schützenkönigin sein würden, hätten Sie trotzdem zugesagt? Jana Mirk: Ich glaube schon. Und im Nachhinein betrachtet: ganz sicher! Normalerweise kann man so eine Regentschaft privat wie beruflich gut planen: Sie dauert ein Jahr. Ging das oder mussten sie umplanen? Das hat alles gepasst, ich muss mich aber ganz, ganz doll bei meinen Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern bedanken, die bei der Urlaubsplanung Rücksicht genommen und mir die Möglichkeit gelassen haben, jährlich fürs Schützenfest und Libori Zeit zu haben, wo man als Königin anwesend sein muss. Da habe ich es wirklich ganz leicht gehabt. Wie war es denn, rund 1.000 Tage Schützenkönigin zu sein, aber eben ohne die großen klassischen Termine? Natürlich gab es immer diese Spannung: Finden die Termine statt oder nicht? Aber letzten Endes kann man es eh nur nehmen, wie es kommt. Und dass wir diese vielen kleinen Feiern im erlaubten Rahmen hatten, wie beispielsweise Gartenpartys, das hat den gesamten Hofstaat sehr zusammen geschweißt. Wir wussten: Irgendwann kommt der Zeitpunkt. Jetzt sind es nur noch wenige Tage, dann kommt der Höhepunkt Ihrer Regentschaft. Worauf freuen Sie sich am meisten? Auf den Zapfenstreich am Paderborner Rathaus am Freitagabend – der erste überhaupt seit drei Jahren. Da bin ich ganz gespannt und bekomme schon Gänsehaut, wenn ich nur dran denke. Und dann wird natürlich der Sonntag noch mal toll mit der Parade und den Kutschfahrten. Das wird sicher noch mal ein fantastischer Tag. Für viele Menschen ist das Kleid beim Schützenfest das Wichtigste. Haben Sie in der langen Zeit überlegt, es zu wechseln? Der Gedanke war zwischendurch da, ob man wohl nach drei Jahren ein neues Kleid braucht. Es hing ja auch lange im Schrank. Aber ich hab’ es ausgepackt, und als ich es angezogen hatte, war ich mir sicher: das ist und bleibt mein Kleid (dunkelblau, Tüll, sieben Meter lange Schleppe; Anm. d. Red.). Es gefällt mir immer noch sehr. Heutzutage stehen Rollenverteilung und Gleichberechtigung mehr denn je im Fokus. Ist da die Rolle einer Schützenkönigin heute überhaupt noch zeitgemäß? Ich glaube, dass eine gewisse Tradition uns gut tut und fühle mich mit dem König auf Augenhöhe. Ich bin selber sehr gleichberechtigt aufgewachsen und habe keine Diskriminierung erfahren, weil ich eine Frau bin. Man hört natürlich diese Kritiken an Schützenvereinen, weil es meistens nur Männervereine sind, aber ich habe es immer so erlebt, dass wir Frauen da gut integriert werden. Und ich glaube auch, dass jeder einfach seine Rolle haben darf. Es muss nicht immer alles gleich sein. Was macht das Schützenwesen für Sie aus? Der Zusammenhalt. Das haben wir gerade in der Corona-Zeit in den Lockdowns gespürt. Da wurde Kontakt gehalten und sich gekümmert um jene, die alleine sind. Das fand ich total gut. Schützenkönig: "Da hätte niemand mit rechnen können" Dirk Scholl verrät, welcher Gedanke ihn in den vergangenen Jahren seit seinem Königsschuss am häufigsten durch den Kopf ging und wie es für ihn weiter geht, wenn er am Montag des Paderborner Schützenfestes die Königskette weitergereicht hat. Sie gehen als "König der 1.000 Tage" in die Geschichte des PBSV ein. Wie geht es Ihnen damit? Dirk Scholl: Da hätte ja niemand mit rechnen können, dass Corona uns so einen Strich durch die Rechnung macht. Es ist aber schön, dass ich das Glück hatte, dass der Hof und meine Freundin und alle immer dahinter standen. Blöd waren halt nur die ständigen Unterbrechungen. Ihr erster Gedanke nach dem Königsschuss 2019 war "Ups, jetzt ist es passiert", der zweite "Jetzt hab ich Durst". Welcher Gedanke ging Ihnen während der vergangenen Jahre hauptsächlich durch den Kopf? Dass ich dankbar bin. In anderen Höfen sind viele Paare über diese Zeit ausgeschieden, das war bei uns überhaupt kein Thema. Alle sind da geblieben, worüber ich ich sehr glücklich bin. Was haben Sie am meisten vermisst und worauf freuen Sie sich jetzt umso mehr? Vermisst habe ich eigentlich gar nichts, weil der Zusammenhalt ja geblieben bist. Jetzt freue ich mich darauf, endlich ein Schützenfest von der Seite des Königs aus zu erleben. Ich war schließlich ganz frisch eingestiegen und wusste gar nicht, was ein König das ganze Jahr so macht. Jetzt sehe ich nicht nur die Spaß-Seite. Es ist ja schließlich auch ein bisschen Arbeit. Sie sind vor drei Jahren sehr spontan zum Schießen angetreten. Wie geht es für Sie im PBSV jetzt weiter, wenn Sie am Schützenfestmontag die Königswürde weitergereicht haben werden? Auf jeden Fall geht es erst mal zurück ins Glied, dann marschiere ich wieder als ganz normaler Schütze hinterher. Nur weil ich König war, muss ich jetzt im Verein nicht nach vorne. Irgendwann möchte vielleicht auch mal auf die Prinzenwürde schießen, aber da muss erst mal ein wenig Zeit verstreichen. Was macht für Sie das Schützenwesen aus, gerade in der aktuellen Zeit? Früher kannte ich selbst nur das Schützenfest. Aber ich habe erlebt, dass es viel mehr ist. Der Verein ist für seine Mitglieder immer da, egal in welcher Lebenslage. Und das hat mir ein neues Bild vom Schützenverein gegeben. Das ist eine große Gemeinschaft.

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