Enges Zeitfenster: Abriss der B64-Brücke in Paderborn

Paderborn. Autofahrer müssen in Paderborn aufgrund von Baustellen gerade sowieso schon einiges an Geduld aufbringen. Am Freitag ist im Süden der Stadt eine weitere hinzugekommen. Eine der beiden maroden B64-Brücken über der Borchener Straße (L755) wird abgerissen. Während der Verkehr auf der Bundesstraße über die verbleibende Brücke weiter rollt, musste die darunter herführende Landesstraße für die Abbrucharbeiten gesperrt werden. Am Montagmorgen soll diese wieder freigegeben werden. Wenn alles gut geht. "Das enge Zeitfenster ist in diesem Fall die große Herausforderung", sagt Hans-Jürgen Becker, der für den Landesbetrieb Straßen NRW als Bauüberwacher vor Ort ist. Zwischen diesem Freitag, 1. Juli, 12 Uhr, und Montag, 4. Juli, 5 Uhr müssen die Arbeiten abgeschlossen sein, damit der Berufsverkehr unter der Woche nicht unnötig behindert wird. Schließlich fahren nach Angaben von Straßen NRW täglich rund 19.000 Autos und 1.500 Lkw unter der Brücke her. Während der Sperrung werden diese über den Frankfurter Weg und die Giselastraße umgeleitet. Die Stemmmeißel und Abbruchzangen leisten ganze Arbeit. Am frühen Freitagnachmittag zeigte sich Becker jedenfalls "guter Dinge, dass die vorgegebene Zeitschiene eingehalten werden kann". Nachdem ab 12 Uhr zunächst aus 600 Tonnen Sand ein sogenanntes Fallbett unter der Brücke aufgebracht wurde, um die L755 beim Abriss nicht zu beschädigen, legten vier große Kettenbagger mit angebrachten Stemmmeißeln und Abbruchzangen los. Gegen 16 Uhr hatten diese bereits einen Großteil der Brücke abgerissen und lagen damit voll im Zeitplan. "Es ist aber natürlich nicht damit getan, dass wir das Bauwerk nur runterbringen", erklärt Becker. Das Wegräumen des Brückenschutts sowie des Sands und die abschließende Verkehrssicherung müssten im Zeitplan ebenfalls berücksichtigt werden. Daher beginnen am Samstag ab 6 Uhr morgens sieben Sattelzüge mit dem Abtransport von rund 2.600 Tonnen Beton und sonstigen Bestandteilen der Brücke. 100 Fahrten nötig, um Schutt abzutransportieren "Normalerweise werden die unterschiedlichen Materialien direkt auf der Baustelle voneinander getrennt, um diese separat entsorgen zu können", sagt Becker. Da in diesem Fall dafür aber die Zeit fehlt, hat das beauftragte Paderborner Unternehmen Big ein Zwischenlager in Mönkeloh angemietet, wo zunächst der ganze Schutt unsortiert hintransportiert wird. Rund 100 Fahrten seien dafür nötig. "Aber nicht in der Nacht zu Sonntag", beruhigt Becker. Überhaupt sei der Zeitpunkt der Baumaßnahme ganz bewusst gewählt worden. Einerseits in den Sommerferien, anderseits aber auch nicht zu nah an Libori. "Damit wir die Aufbauarbeiten für das Fest nicht zu stören", sagt Becker. Dass der Abriss aufgrund des Lärms und der Verkehrsbehinderungen trotzdem einige Unannehmlichkeiten für die Bürger mit sich bringt, ist ihm bewusst. "Da können wir uns nur bei allen Anwohnern entschuldigen und um Verständnis werben. Aber letztlich ist die Maßnahme unumgänglich", sagt Becker. Suche nach Blindgängern vor Beginn des Neubaus Denn die im Jahr 1967 errichtete Brücke wäre laut Statikgutachten den Belastungen des heutigen Verkehrsaufkommens auf Dauer nicht mehr gewachsen gewesen. Daher musste die nördliche Brücke, über die nun der ganze Verkehr der B64 fließt, vor dem Abriss der Südbrücke zunächst verstärkt werden. Obwohl sie nach dem Neubau des südlichen Teils ebenfalls weichen muss. Wann der Neubau beginnt, kann Becker übrigens noch nicht verbindlich sagen. "Da gibt es zu viele Unwägbarkeiten. So muss der Untergrund vor dem Neubau erst nach Bomben aus dem Zweiten Weltkrieg untersucht werden, da es sich bei dem Gelände um eine Verdachtsfläche handelt." Sollte tatsächlich ein Blindgänger gefunden werden, würde sich der Baubeginn natürlich entsprechend verzögern. Ein Szenario, das für den gerade laufenden Abriss, sollte er weiter so glatt laufen, nicht auftreten wird.

Meistgelesen