"Das ist der Wahnsinn": Paderborner begeistert vom Neun-Euro-Ticket

Paderborn. Bereits vor dem ersten Geltungstag des sogenannten Neun-Euro-Tickets wurde viel über eine mögliche Überlastung, gar einen Zusammenbruch des öffentlichen Personennahverkehrs diskutiert. Diese Befürchtung wurde zum Start des Günstig-Tickets zumindest in Paderborn im Keim erstickt. Am Hauptbahnhof war kein übermäßiger Andrang zu erkennen. Auch in den Zügen und Bussen blieb es ruhig. Dennoch blieb die Nachfrage nach dem Ticket groß. Steffen Högemann, Pressesprecher der Nordwestbahn erklärte auf NW-Anfrage, dass die Züge der RB 74 und RB 84 keiner Überlastung ausgesetzt waren. "In Paderborn ist es recht ruhig. Zum Pfingstwochenende werden es aber sicherlich mehr Fahrgäste werden", so Högemann. Bereits vor Inkrafttreten des Tickets wurden bundesweit über sieben Millionen verkauft, wie der Verband Deutscher Verkehrsunternehmen mitteilte. Aber auch am ersten Geltungstag kauften die Paderborner fleißig Tickets. So auch Stephanie Brinkmann. Um neun Uhr früh kaufte sie das Neun-Euro-Ticket im Reisezentrum der Deutschen Bahn am Hauptbahnhof. Sie besorgte gleich drei Fahrkarten für die Familie und sagt: "Das ist Wahnsinn. Eine Strecke bis nach Hannover hätte für gewöhnlich um die elf Euro gekostet. Jetzt nur noch neun. Dafür lasse ich den Wagen stehen." Die Auszubildende Chantal Schulte fährt mit dem Bus aus Geseke nach Paderborn. Eine Überlastung oder Veränderung des Passagieraufkommens konnte sie nicht feststellen. "Es war nicht so voll." Die Vergünstigung beim Ticket findet auch sie gut, möchte Städtetrips nach Köln und ans Meer machen, erzählt sie. Klassenfahrt für neun Euro So wie Brinkmann waren Fahrgäste und Pendler, die am Mittwochmorgen am Hauptbahnhof das Angebot des ÖPNV samt Neun-Euro-Ticket nutzten, hellauf begeistert. So auch die Lehrenden Maria Koch und Benjamin Scholand. Sie hatten samt ihrer 21-köpfigen Klasse eine Klassenfahrt mit dem Bus nach Köln gebucht. "Aber durch die hohen Dieselpreise hätten wir zusätzlich 150 Euro zahlen müssen. Da ist das Neun-Euro-Ticket günstiger", so die Lehrenden. Zwar habe es beim Buchen des Tickets im Internet aufgrund der hohen Nachfrage leichte Schwierigkeiten gegeben, berichtet Lehrer Scholand, nach vier Stunden seien die 23 Tickets aber gebucht gewesen. Nun werde geschaut, ob für weitere Klassenfahrten das Angebot genutzt werden könne, erzählt Koch. Vor der Rückfahrt am Wochenende graut es den Lehrenden jedoch, da am bevorstehenden Pfingstwochenende mit vollen Zügen zu rechnen sein werde. Mit dem Rad in den Zug Schwierigkeiten durch mögliche Überlastungen befürchten auch die Radler Karl-Heinz, Paul, Elmar und Heribert Schmidt. Die vier Familienmitglieder sind mit dem Zug nach Dresden unterwegs, wollen von dort an der Spree bis nach Berlin entlang radeln. Ihre Fahrkarten buchten die vier Männer regulär bereits vor Einführung des subventionierten Tickets. "Sollte der Zug zu voll sein, werden wir mit unseren Rädern nicht mitgenommen", so Paul Schmidt. Dennoch wolle sich jeder der Radler noch das Neun-Euro-Ticket besorgen, berichten sie. "Dann kann ich mal mit meinen Enkeln fahren", so Karl-Heinz Schmidt. 15 bis 20 Prozent mehr im Bus Und die Busse? Busfahrer Detlev Schiermeyer sitzt seit 5.40 Uhr hinter dem Steuer des Busses von Bahn Bus Hochstift (BBH). Bis acht Uhr hatte er bereits sechs Neun-Euro-Tickets an Fahrgäste verkauft, erzählt er. Auch der Busfahrer wolle sich selbst eins kaufen, um am Wochenende nach Köln zu fahren. Er sagt: "Für den Preis lohnt sich keine Autofahrt. Ich versuche, die Fahrgäste auch sonst immer zu überzeugen, mit dem Bus zu fahren", so Schiermeyer. Für Mittwoch verzeichne er laut eigenen Angaben 15 bis 20 Prozent mehr Fahrgäste im Vergleich zum Vortag. Und selbst die Taxifahrer, denen der vergünstigte ÖPNV eigentlich ein Dorn im Auge sein könnte, sind begeistert. Taxifahrer Omid Rahim von Hallo Taxi Stern: "Ich habe mir selbst ein Ticket gekauft". Der Paderborner befürchtet keinen Verlust an Kundschaft. "Die Leute brauchen immer ein Taxi. Wir haben genug Fahrten und genug zu tun", so Rahim. Alleine am Mittwochmorgen habe er drei Fahrten gehabt, erzählt er. Der NW-Stimmungstest zeigt: Zum jetzigen Zeitpunkt ist keine Überlastung des öffentlichen Nahverkehrs zu erkennen. Lediglich am kommenden Pfingstwochenende und in den Ferien könne es zu volleren Zügen kommen, schätzen Experten.

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