Paderborn

"Wir kriegen den Frust ab": Blick in Infozentrale des Brüderkrankenhauses

Warum das Team der Info-Zentrale des Brüderkrankenhauses St. Josef ein dickes Fell gegen den Frust von Menschen haben muss.

Marc Skubich prüft den Impfstatus und achtet akribisch darauf, dass keiner an ihm vorbeihuscht. | © Brüderkrankenhaus St. Josef Paderborn

27.05.2022 | 27.05.2022, 03:30

Paderborn. Es ist neun Uhr am Montagmorgen in der Info-Zentrale des Brüderkrankenhauses St. Josef. Sonja Wetter bleibt freundlich. Sie lächelt. Mit fester Stimme erklärt sie dem Enkelkind einer Patientin: „Wir bringen die Tasche zu ihrer Oma und die Kolleginnen auf Station achten darauf, dass sie beim ersten Aufstehen die rutschfesten Hausschuhe anzieht. Das verspreche ich ihnen.“

Dass Sonja Wetter dieses Versprechen abgibt, hilft. Vermutlich auch, dass die Schlange hinter dem jungen Mann länger geworden ist. Die Leiterin der Infozentrale bestätigt, was in den Zeitungen regelmäßig zu lesen ist: „Wir kriegen hier den Frust ab. Die Ängste der Menschen, die Wut, die Hilflosigkeit.“ Das erfordere ein dickes Fell. Wer am Info-Tresen vorbei in die Eingangshalle will, trifft zuallererst auf die Kollegin, die den Impfstatus prüft. Christine gehört seit fünf Monaten zum Team.

„Ich habe in den vergangenen Monaten viel darüber gelernt, wie Menschen in Stresssituationen reagieren. Meine Kolleginnen und ich können viel Druck aus der Situation nehmen, indem wir freundlich und offen auf die Menschen zugehen“, sagt sie.

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Birgit Peters sitzt an diesem Vormittag in der Telefonzentrale. Die Apparate klingeln unterbrochen. Sie ist die Ruhe selbst. Auf sechs Monitoren hat sie nicht nur die Nebeneingänge des Hauses im Blick, sondern auch das Parkhaus und weitere abgelegene Ecken des gesamten Geländes. „Mir gefällt die Abwechslung“, sagt sie und geht erneut an Telefon.

Klingeln der Patienten-Rufanlage

Es ist das Klingeln der Patienten-Rufanlage: Sobald einer der stationären Patienten die Ruftaste drückt, um eine Schwester zu alarmieren, geht das über ihren Schreibtisch. Der Patient teilt sein Anliegen mit, Birgit Peters signalisiert kurz, dass jemand kommt und informiert unmittelbar einen Mitarbeitenden der Pflege, dass im betreffenden Zimmer Hilfe benötigt wird.

In der Telefonzentrale laufen die Rufanlagen aller 439 Betten auf, außerdem die Telefone aller Funktionsabteilungen. Entsprechend bunt klingt ein Teil der kurzen Telefonate, die Birgit Peters führt: „33.1. muss zur Toilette. 59.1. benötigt ein Medikament gegen Übelkeit. 45.2. wartet darauf, abgeholt zu werden.“

„Die Damen hier sind super“

Während in der Infozentrale diskutiert, in der Telefonzentrale vermittelt und an der Fiebermessstation erklärt und geprüft wird, nehmen nebenan andere Mitarbeiterinnen Abstriche vorstationärer Patienten ab.

Andreas Amann ist Mitarbeiter eines Taxiunternehmens und kennt alle Modalitäten in der Eingangshalle in- und auswendig. „Die Damen hier sind super“. Amann strahlt und lässt keinen Zweifel daran, dass er gerne länger vor dem Info-Tresen verweilen würde. Sonja Wetter hat derweil mit der Blutbank telefoniert, Rezepte entgegengenommen, einem Bestatter die Formalitäten zur Übergabe eines Verstorbenen erläutert.