Tornado-Schäden in Paderborn: Die wichtigsten Infos zur aktuellen Lage

Paderborn. Der am Freitagnachmittag über Paderborn gezogene Tornado hat massive Schäden verursacht. Das komplette Ausmaß der massiven Schäden lässt sich weiterhin noch nicht genau absehen, sagte Bürgermeister Michael Dreier in der Sitzung des Krisenstabs am Sonntagnachmittag. Für die Sichtung der Schäden war unter anderem ein Polizeihubschrauber über die Stadt geflogen. "Ich gehe davon aus, dass in der Summe ein sehr hoher Millionenbetrag stehen wird", sagte Dreier. Hunderte Wohngebäude und eine mindestens zweistellige Zahl an Gewerbebauten sind beschädigt worden. Zudem sind Baumbestände im Paderquellgebiet und Riemekepark nahezu komplett zerstört. Unzählige Autos wurden durch Trümmerteile beschädigt. Verletzte Insgesamt gibt es 43 verletzte Personen, darunter 13 Schwerverletzte. Eine Frau wurde in eine Bielefelder Spezialklinik verlegt und dort operiert. Ihr Zustand ist stabil und hat sich leicht verbessert, sagte Jens Reinhardt, Sprecher der Stadt Paderborn, nach dem Treffen des Krisenstabs. Allerdings liege die Frau mit lebensgefährlichen Verletzungen weiterhin auf der Intensivstation. Unter den Verletzten ist auch ein Polizist, der bei der Aufnahme eines Verkehrsunfalls von einer Böe erfasst und mehrere Meter weit geschleudert wurde. Einsatzkräfte Bürgermeister Michael Dreier und Landrat Christoph Rüther bedankten sich bereits am Samstag in einem Pressegespräch bei allen eingesetzten Kräften von Feuerwehr, Polizei, THW, weiteren Hilfsorganisationen und der breiten Öffentlichkeit. Allein von der Feuerwehr waren bis zu 500 Rettungskräfte im Einsatz - teilweise die gesamte Nacht von Freitag auf Samstag. Die Feuerwehr kümmerte sich vor allem auf das Freiräumen der Straßen und um die Sicherung von Gefahrenstellen, erläuterten die beiden Verantwortlichen Ralf Schmitz und Ludger Schmidt. So wurden zahlreiche Dächer inspiziert und lockere Dachpfannen, die herunterfallen könnten, entfernt. Gesperrte Straßen Wie im Krisenstab am Sonntag berichtet wurde, sind weiterhin nicht alle vom Tornado betroffenen Straßen befahrbar. So sind Friedrichstraße sowie Teile der Riemekestraße, Rathenaustraße, Balhornstraße, Klöcknerstraße, Penzlinger Straße und Pontanusstraße weiterhin gesperrt. Es sei jedoch mit kurzfristigen Freigaben zu rechnen, so Stadt-Sprecher Reinhardt. Die Gehwege könnten aufgrund der weiterhin bestehenden Gefahr herunter fallender Pfannen jedoch gesperrt bleiben. Die ganze Woche ausfallen wird die völlig zerstörte Ampel an der Kreuzung Friedrichstraße/Marienstraße. Busse Ab diesem Montag können die Bushaltestellen an der neuen ZOH und am Westerntor wieder angefahren werden. Da die Riemekestraße erst einmal weiterhin gesperrt bleibe, können die Haltestellen Friedrich-Ebert-Straße und Westfriedhof nicht bedient werden. Als Ersatz steht zum Beispiel die Haltestelle Hauptbahnhof zur Verfügung. Ebenso entfallen bis einschließlich Freitag, 27. Mai, die Haltestellen Rathausplatz und Kamp (Ersatz: Westerntor und Am Bogen. Gleiches gilt für den Bereich um die Kisau, wo die Haltestellen Michaelstraße und Maspernplatz (Linie 5) bis Freitag ausfallen. Alternativ kann hier auf die Haltestelle Maspernplatz der Linien 6, 28 und 68 ausgewichen werden. Schulen Eine Reihe von Schulen ist ab diesem Montag vorerst geschlossen. Dies hat das Schulverwaltungsamt gemeinsam mit dem Gebäudemanagement der Stadt entschieden. An verschiedenen Schulen sind die Schäden derart massiv, dass ein sicherer Zugang nicht gewährleistet werden kann. Betroffen sind die Grundschule Luther mit den Standorten Am Abdinghof und Erzberger Straße, der Grundschulverbund Riemeke/Theodor (Erzberger Straße und Theodorstraße), das Gebäude der Realschule Fürstenberg in der Fürstenbergstraße (Realschule Fürstenberg und Jahrgänge 5/6 der Lise-Meitner Realschule). Geschlossen bleibt auch das Gymnasium Pelizaeus, bis auf den Gebäudeteil C für die mündlichen Abiturprüfungen. Auch die Oberstufenklausuren könnten im C-Gebäude stattfinden, sagt Schulleiter Peter Lütke Westhues. Ansonsten werde jetzt wieder Distanzunterricht organisiert. Auch beim stark betroffenen Gymnasium St. Michael werden die Abiturprüfungen in einem unversehrten Gebäude laufen können. Am Dienstag und Mittwoch gilt dort Distanzunterricht für alle, die keine Klausur schreiben. An der Realschule St. Michael findet bis Mittwoch ebenfalls kein Unterricht statt. Die Städtische Musikschule am Gierswall bleibt bis Mittwoch, 25. Mai, aufgrund der Tornadoschäden und des dadurch nicht gesicherten Zugangs geschlossen. Die Nebenstellen sind weiterhin geöffnet. Neben Schulen sind weitere städtische Gebäude stark betroffen. Im Technischen Rathaus an der Pontanusstraße sind Bereiche gesperrt. An der Stadtbibliothek wurde das Dach beschädigt. Grünanlagen Das Paderquellgebiet, Riemekepark und Geißelschen Garten sind mittlerweile weitgehend gesichert, aber gesperrt. Die Stadtverwaltung appelliert dringend, den Bereich nicht zu betreten. In einem Fall hatte eine zehnköpfige Gruppe das PQ zum Picknick genutzt. In dieser Woche werden sich Bauminspekteure die Schäden anschauen. Lunapark Die Schausteller der Lunapark-Kirmes und des Lunamarkts mussten ihre Fahrgeschäfte und Buden bereits am Samstag abbauen. Nachdem sie den Betrieb schon am Donnerstag für den ersten Sturm unterbrochen und am Freitagnachmittag abgebrochen hatten, entschied die Stadt Paderborn am Samstagnachmittag, dass die Kirmes nicht wieder eröffnet wird. Zwar sei der Bereich nicht unmittelbar von Schäden betroffen, allerdings zeige sich direkt nebenan ein Bild der Zerstörung. "Dieser Umstand macht eine unbeschwerte und fröhliche Kirmesveranstaltung aus Sicht des Krisenstabs nicht möglich", heißt es in der Mitteilung der Stadt Paderborn. Gino Petter, zusammen mit seinem Vater Robert Betreiber des Autoscooters, hat Verständnis für diese Entscheidung. Er habe jedoch gehofft, am Sonntag nochmal öffnen zu können. Stattdessen habe es gegen 15.30 Uhr die Absage-Information gegeben - und zwar per SMS. "Da hätten wir uns noch ein gemeinsames Gespräch gewünscht", sagte Gino Petter. Zum Glück sei das erste Wochenende sehr gut gelaufen. Auch der Tag des Sports in Schloß Neuhaus und die Pader-Pride sind ausgefallen. Notfallseelsorge Ein Hilfsangebot der Notfallseelsorge der Paderborner Feuerwehr hat es am Sonntag vor dem Adam-und-Eva-Haus gegeben. Stefan Westhoff erzählte von vielen Gesprächen mit Betroffenen, die unter Tränen von ihren schrecklichen Erlebnissen berichteten. >>>Aktuelle Infos gibt es stets in unserem Live-Ticker. Handwerk und Hotels helfen Die Kreishandwerkerschaft hat laut einer Mitteilung alle Hebel in Bewegung gesetzt und alle bestehenden Netzwerke zu benachbarten Kreishandwerkerschaften und Verbänden aktiviert, um Hilfe nach Paderborn zu holen. Kontakt: Tel. (0 52 51) 70 01 40 oder per E-Mail an handwerk-hilft@kh-paderborn-lippe.de. Hotels helfen, indem sie Betroffenen des Tornados ein Dach über dem Kopf bieten. Ein Großteil der Betroffenen ist nach Auskunft von Behörden jedoch bei Familie und Freunden untergekommen. Abfall- und Grünentsorgung Für Schutt, Trümmer, Müll und Sturmholz sind von den Abfallentsorgungsbetrieben Sammelpunkte mit Containern eingerichtet worden. Am Entsorgungszentrum Alte Schanze ist keine private Müllentsorgung möglich, dies können ausschließlich die Entsorgungsunternehmen. Der Paderborner Abfallentsorgungs- und Stadtreinigungsbetrieb holt auf Anfrage große umgekippte Bäume ab, die nicht selbst entsorgt werden können. Betroffene können sich unter Tel. (0 52 51) 8 80 melden. Ab Montag haben auch wieder die Recyclinghöfe geöffnet. Hier können Grünschnitt aber auch Photovoltaik-Teile abgegeben werden, die an vielen Stellen von Dächern geweht wurden.

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