Prominente Helfer im Wahlkampf: Merz und Lindner zu Gast in Paderborn

Paderborn. Während am Mittwochnachmittag auf dem Marktplatz noch letzte Vorbereitungen für den Wahlkampfauftritt von Friedrich Merz (CDU) liefen, war am Rathausplatz schon alles bereit für den Auftritt von FDP-Chef und Bundesfinanzminister Christian Lindner. Bevor Lindner ans Podium trat, stellten mit Anke Zillmann und Marc Lürbke die beiden Direktkandidaten ihre Schwerpunkte im Landtagswahlkampf dar. Dabei standen mit der inneren Sicherheit, Bildungs- und Gesundheitspolitik, Digitalisierung und Bürokratieabbau klassische Themen der NRW-Liberalen im Mittelpunkt. Spitzenkandidat Joachim Stamp nahm diese Themen auf, kam allerdings schnell zur Bundespolitik und besonders auf den Ukraine-Krieg zu sprechen. Dabei schoss er auch Spitzen in Richtung Marktplatz ab. &bdquo;Es gibt Themen, da kann man nicht als Oppositionsführer den Kanzler vorführen“, spielte Stamp auf die Merz-Reise in die Ukraine an. Im Wahlkampfmodus hielten die Redner ohnehin wenig von Schonhaltung gegenüber Koalitionspartnern. &bdquo;Die Koalition in Berlin ist eine Koalition der Mitte, dank der FDP“, analysierte Christian Lindner. &bdquo;Klimaschutz mit Verboten und Verzicht wird keinen Erfolg haben“, so sein Standpunkt zur Politik der Grünen. Denn unter den gut 500 Menschen am Rathaus waren neben Interessierten und FDP-Mitgliedern auch einige Demonstranten. Aktivisten von Fridays und Parents for Future machten mit Transparenten auf Klimaschutzthemen aufmerksam. Lautstark mit Trommeln und Trillerpfeifen agierten hingegen Menschen offensichtlich aus dem Querdenker-Milieu. Joachim Stamp kommentiert mit einem Augenzwinkern: &bdquo;Wie beim Karneval in Rio, nur ohne Rhythmus.“ Während die Lärmfraktion von der Polizei zur Marktkirche abgedrängt wurde, blieben einige Zwischenrufer in Bühnennähe. &bdquo;Kriegstreiber“ schallte es zu Lindner hinüber. &bdquo;Wenn es einer ist, dann ist das Putin“, so seine Reaktion. Verbunden mit dem Hinweis: &bdquo;Schalten Sie bei Russia Today einfach weiter.“ Damit sich die Ukrainer wehren könnten, sei es notwendig, ihnen Waffen zu liefern, positionierte er sich klar.Lindner treffe den Nerv der FDP-Mitglieder &bdquo;Er trifft den Nerv der Mitglieder“, kommentierte das Paderborner Parteimitglied Florian Hachmeyer den Auftritt. Bei Zuhörer Klaus Rüther kamen die finanzpolitischen Standpunkte gut an. Beide nahmen auch noch die Gelegenheit wahr, am Marktplatz den Auftritt von Friedrich Merz zu besuchen. Dort herrschte so etwas wie Dorffest-Atmosphäre unter CDU-Logos. Mit Bierstand und Würstchenbude. So richtig voll war es um kurz vor 18 Uhr, als es eigentlich losgehen sollte, aber noch nicht. Lauter wurde es, als der CDU-Chef mit ein paar Minuten Verspätung aus der Grube und Richtung Paderborner Parteizentrale kam. Und mit Nachzüglern, die sich nach Lindner auch Merz anschauten, auch voller. Zuerst durfte jedoch der Paderborner Landtagsabgeordnete Daniel Sieveke das CDU-Mantra an die Menschen bringen: &bdquo;Machen, worauf es ankommt.“ Vor fünf Jahren habe man Dinge versprochen und gehalten. Allein um seiner Mutter ein Geschenk zu machen, solle am 15. Mai die CDU gewählt werden. Es ist ihr Geburtstag. Bernhard Hoppe-Biermeyer, Kandidat für den Kreis Paderborn, sprach angesichts von Corona und Krieg von einer Zeit der Krisen. Friedrich Merz war gestern in Kiew, heute ist er in Paderborn Merz sei maßgeblich dafür verantwortlich, dass es mit der CDU bergauf gehe, sagte der Paderborner Bundestagsabgeordnete Carsten Linnemann, zugleich stellvertretender CDU-Bundeschef. Die Menschen seien dankbar, dass Merz in die Ukraine gereist sei und ein Zeichen gesetzt habe. &bdquo;Friedrich Merz war gestern in Kiew, heute ist er in Paderborn. Das macht einen stolz.“ &bdquo;Ich bringe viele Eindrücke mit aus vielen Begegnungen – auch viele erschütternde Bilder“, begann Merz ganz emotional. Die Menschen seien Zeugen einer Zeitenwende. Man dürfe die Ukraine nicht allein lassen. Ihm sei klar, dass militärische Unterstützung nicht auf ungeteilte Zustimmung stoße und das letzte Mittel sei.In Richtung einiger Lärmender, darunter ein Mann mit Russland-Fahne, die ihr Programm hier fortsetzten, sagte er: In Deutschland würden noch immer viele Menschen Russland, eine Diktatur, glorifizieren. &bdquo;Wir brauchen Vordenker und keine Querdenker.“ Der Angriff auf die Ukraine müsse gestoppt werden. Während seines Besuchs hatte Merz neben Präsident Wolodymyr Selenskyj auch die beiden Klitschko-Brüder getroffen, die Deutschland dankten. Sie stellten sich dem russischen Kriegsterror, vor dem fünf Millionen Menschen aus der Ukraine geflohen seien. In Deutschland wolle die CDU den Zeitgeist gestalten. Um den Klimawandel aufzuhalten reiche es nicht, das Land mit Windkraftanlagen und Photovoltaik zuzubauen. Er plädierte dafür, Atomkraftwerke weiter laufenzulassen. Und er sei überzeugt von Alternativen zur Elektromobilität. Man dürfe nicht das Land von Ideologen sein, sondern von Ingenieuren. Merz: CDU "in der Mitte der Gesellschaft" Und bei Gegenwind hat die CDU entsprechende Mittel: Als junge Vertreter von Fridays for Future Schilder wie &bdquo;Lieber 1.000 Meter Abstand zur CDU als zu Windrädern“ hochhielten, wurde kurzerhand der CDU-Nachwuchs in die Reihen davor geordert und mit &bdquo;Team Wüst“-Schildern gekontert. Zugleich verortete Merz die CDU in der Mitte der Gesellschaft. Dort, wo es auf Zusammenhalt ankomme, nicht auf Lärm. Vielleicht wird in seinem Büro demnächst der Pfau der Glasmalerei Peters hängen, den ihm Sieveke schenkte. Und seine Suppe kann er demnächst mit Sälzer Salz abschmecken, das es von Kreischefin Corinna Rotte gab. Noch ein paar Fotos der CDU-Größen vor Dom und Diözesanmuseum. Dann ging es für Merz zum nächsten Termin.

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