Starkregen in Paderborn: Simulation zeigt ein drastisches Bild

Paderborn. Das verheerende Hochwasser an der Ahr hat erst im vergangenen Sommer gezeigt, welche Gefahren von Sturzregen drohen. Auch in Paderborn ist die Erinnerung noch wach an die Heinrichsflut vor mehr als 50 Jahren, als große Teile der Stadt unter Wasser standen und im Altenautal sogar Menschen ihr Leben ließen. Jetzt gibt es ein neues Instrument, um sich auf mögliche Gefahren besser vorzubereiten: Seit dieser Woche ist das "Auskunfts- und Informationssystem Starkregen" auf der Internetseite der Stadt Paderborn (www.paderborn.de im Bereich Soziales/Wohnen) erreichbar. Der Clou dabei ist eine detailgenaue Karte, die zeigen soll, welche Bereiche sowohl der Kernstadt als auch der Ortsteile bei wie viel Regen besonders gefährdet sind. Sie zeigt dabei nicht nur mögliche Wasserstände, sondern auch Fließgeschwindigkeiten und -richtungen. Welche ersten Schlüsse für konkrete Maßnahmen im öffentlichen Bereich daraus zu ziehen sind, soll nun bis zum Jahresende erarbeitet werden. Untersucht wurden nach Angaben von Sascha Modler von der Stadt Paderborn vom Büro Dr. Pecher (Erkrath) drei Szenarien: Mit 44,2 Liter Regen pro Quadratmeter und Stunde, das im Schnitt alle 30 Jahre vorkommt, mit einem Jahrhundertregen von 54,1 Liter und mit einem Extremwetterereignis, wobei sogar 90 Liter Wasser pro Quadratmeter Stunde vom Himmel fallen. Die dabei ermittelten Informationen richten sich sowohl an die Verantwortlichen in den Behörden und Infrastruktureinrichtungen als auch an die Bürger. Die Simulation zeigt ein drastisches Bild Das Büro Dr. Pecher habe denn auch schon 35 bis 40 der gefährdetsten Gebäude im Bestand von rund 450 Immobilien der Stadt Paderborn identifiziert und arbeite an konkreten Vorschlägen zur Verbesserung der Situation, sagte Modler bei der Vorstellung vor den Mitgliedern des Ausschusses für Umwelt, Klima und Mobilität. Auch Unternehmen der kritischen Infrastruktur wie Westfalen Weser Netz würden beraten. Die Simulation zeigt in der Tat ein drastisches Bild: Wenn zum Beispiel pro Stunde mehr als 54 Liter Wasser vom Himmel stürzen, also bei einem Jahrhundertereignis, läuft die Kanalisation über, verwandeln sich viele Straßen in reißende Flüsse - und nicht nur Tiefgaragen und Keller laufen voll. Auch zahlreiche Gewerbebetriebe wären akut bedroht. Worauf die Simulation basiert Grundsätzlich basieren die Simulationen nach eigenen Angaben auf einem digitalen Geländemodell des hydrologischen Einzugsgebiets der Stadt Paderborn. Als Grundlage hierfür dienen flächenhafte Höhenmessungen, die das Land NRW turnusmäßig mit einem Laserscanner aus einem Flugzeug heraus durchführt.Das Modell wurde um die Gebäude aus dem Liegenschaftskataster der Stadt Paderborn und wichtige verrohrte Gewässerabschnitte sowie Geländedurchlässe ergänzt, um eine hydrologisch korrekte Abflussberechnung zu gewährleisten.Zusätzlich wurden die Gebäude auf Aktualität geprüft und abgerissene oder geplante Gebäude gegebenenfalls angepasst. Sehr neue Gebäude, die nach dem Modellaufbau fertiggestellt wurden (zum Beispiel Neubaugebiete) sind noch nicht im Datenbestand erfasst. Modler: "Insgesamt 1.200 besondere Paderborner Punkte sind in der Karte verarbeitet. Sie ist damit viel besser als die Landeskarte." "Wir sollten das Wasser nicht nur ableiten, sondern auch halten" Robert Siemensmeyer (CDU) lobte das neue Angebot: "Damit kommen wir jetzt vor die Lage, um es wie bei der Feuerwehr zu sagen. Aber es wird uns noch viel Geld kosten, uns wirklich vorzubereiten. Da sind Sachverstand und Vernunft gefragt."Man müsse jedoch auch bedenken, dass Regen Grundwasser bedeute. Siemensmeyer: "Wir sollten das Wasser nicht nur ableiten, sondern auch in der Region halten."Ulrich Koch (SPD) regte an, das Infomaterial auch an die Schulen heranzutragen. Martina Gamm (Grüne) war ebenfalls voll des Lobes: "Das ist eine tolle Karte mit einer wichtigen Serviceleistung für die Bürger - ein Meilenstein im Management von Starkregenereignissen."

Meistgelesen