Paderborn Russland-Ukraine-Konflikt: Unsichere Zukunft für Paderborner Unternehmen

Paderborn. Die Welt schaut auf die ukrainisch-russische Grenze: Wird es Krieg geben? Oder kann die Situation noch entschärft werden? Fragen, die derzeit auch die heimische Wirtschaft beschäftigen, die mit Sorge auf den Konflikt schaut.30 Unternehmen aus dem Raum Paderborn haben Handelsbeziehungen in die Ukraine, mit Russland stehen 40 Firmen aus der Region in Handelskontakt, sagt Jürgen Behlke, Geschäftsführer der Industrie- und Handelskammer-Zweigstelle Paderborn + Höxter, auf Anfrage. Knapp ein Drittel davon sei vor Ort mit Auslandsvertretungen, Niederlassungen und teils auch Produktionsstätten. Der Schwerpunkt liegt seinen Angaben zufolge auf Exporten aus dem technischen Sektor und umfasst zum Beispiel den Zulieferer-Bereich sowie Maschinen. Aus dem Paderborner Werk des Harsewinkler Landmaschinen-Herstellers Claas stammten etwa einzelne Bauteile für Mähdrescher und andere landwirtschaftliche Maschinen. "Gravierende Folgen" Das Handelspotenzial in den Ländern sei groß, aufgrund bereits vorhandener Restriktionen hätten die Umsätze zuletzt jedoch stagniert. Sollte die Situation tatsächlich eskalieren, dann würden die Unternehmen auch nicht mehr in das Gebiet liefern können, so IHK-Chef Behlke. "Ich gehe von einem kompletten Embargo aus, sollte Russland in die Ukraine einmarschieren." "Gravierende Folgen" für Firmen mit westlichen Inhabern befürchtet auch Universal-Transport-Geschäftsführer Holger Dechant im Falle einer Zuspitzung der Krise aus. Das Paderborner Unternehmen selbst ist seit über zehn Jahren auf dem russischen Markt (Standorte in Moskau und St. Petersburg) und seit fünf Jahren in der Ukraine als Logistikdienstleister für Großraum- und Schwertransporte tätig. Dechant unterstreicht die Bedeutung dieser Märkte für Universal Transport mit Zahlen: In der russischen Gesellschaft habe ein Umsatz von 5,5 Millionen Euro erreicht werden können; hinzu kämen logistische Dienstleistungen von und nach Russland sowie in die Ukraine in Höhe von rund 12 Millionen Euro. "Das russische Geschäft ist ein Teil unserer Schwerpunkte, das Land wird von uns als sehr perspektivreicher Markt angesehen." Aktuell leide das Unternehmen am volatilen Wechselkurs, der sehr konfliktgesteuert sei. Ganz konkret könnte es Probleme bei einem aktuellen Auftrag geben: Im Frühjahr 2022 soll Universal acht Windkraftanlagen in die Ukraine befördern - das entspricht 80 Schwertransporten. Die Sicherheit der Fahrer stehe dabei an erster Stelle, betont Dechant, der von einer "Herausforderung" spricht. Weitere Auswirkungen Von der Krise "indirekt betroffen" ist hingegen die Benteler-Gruppe, das über ein Werk in der Russland verfügt. "Bereits heute merken wir, dass unsere Logistikketten aufgrund des Konflikts teilweise gestört sind – hier arbeiten wir konsequent an Gegenmaßnahmen", teilt ein Pressesprecher auf Anfrage mit.An anderer Stelle ist ein Aufbau vorerst verschoben worden. Die Firma Hartmann Tresore hatte eigentlich vor, in Gespräche mit einem Geschäftspartner in der Ukraine zu starten. "Wir haben dies aber im Angesicht der Lage jetzt zurückgestellt", sagte dazu Vorstand Markus Hartmann. Mit großer Sorge betrachtet auch der Delbrücker Bad-Spezialist Bette die sich zuspitzende Krise. &bdquo;Wir glauben an den russischen Markt, aber die politische Entwicklung ist zur Zeit nicht greifbar für uns“, erklärte kürzlich der geschäftsführende Gesellschafter Thilo Pahl. Das im Bereich Geldautomaten und Kassensysteme weltweit tätige Unternehmen Diebold Nixdorf beobachtet die Situation. "Da jedoch noch erhebliche Ungewissheit darüber besteht, was in Bezug auf die politischen Ereignisse geschehen wird, ist es für uns zu früh, sie weiter zu kommentieren", sagt ein Sprecher. Von Paderborn nach Moskau? Ein großes Potenzial in Russland sieht der Flughafen Paderborn-Lippstadt, weshalb der Aufbau einer Verbindung nach Moskau geplant ist. Wie Airport-Pressesprecher Matthias Hack mitteilt, sei es aufgrund der Corona-Pandemie bisher jedoch nicht möglich gewesen, persönliche Gespräche mit den Entscheidungsträgern in Russland und bei den relevanten Fluggesellschaften zu führen. "Grundsätzlich ist eine Flugverbindung nach Moskau für unsere mittelständisch geprägte Wirtschaft, aber auch für Privatreisende interessant. Insofern haben wir weiterhin Interesse, eine entsprechende Strecke aufzubauen."

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