Film von Paderbornerin läuft auf der Berlinale

Paderborn-Schloß Neuhaus/Berlin/London. Ältere Menschen haben häufig viele interessante Dinge zu erzählen. Nur hören jüngere Menschen mitunter nicht hin. Oder noch nicht.Für die kleine Greta ist ihre Großmutter jedenfalls zunächst "Die allerlangweiligste Oma auf der ganzen Welt". Dies ist zugleich der Titel eines Animationsfilms der in Schloß Neuhaus aufgewachsenen Damaris Zielke. Am 12. Februar hat der Film seine Premiere - und zwar auf der Berlinale. Als die hitzköpfige Greta bei der Oma ist, langweilt sie sich. Sie darf nichts machen, was ihr Spaß macht. Und ihre Oma macht all das gerne, was Greta anödet: Souvenirs horten und Fotos von Verstorbenen anschauen. Als ihre Großmutter einschläft, spielt Greta ihre Beerdigung nach.Als die Oma wach wird, findet sie es gar nicht gut, dass sie im Spiel der Enkelin tot war. Doch zugleich entsteht so eine Chance. Greta und ihre Oma reden nämlich plötzlich miteinander. Über den Tod und ganz bewusste Erinnerungen. Dadurch finden sie schließlich zueinander. "Die allerlangweiligste Oma auf der ganzen Welt" ist Zielkes Abschlussarbeit an der Filmakademie Baden-Württemberg in Ludwigsburg. Groß geworden in Schloß Neuhaus, wo sie auch ihr Abitur gemacht hat, zog es sie mit 19 zunächst zum Kommunikationsdesign-Studium an die Bauhaus-Universität nach Weimar. Danach arbeitete sie als Motion-Designerin in Erfurt und München - ehe sie noch ein zweites Studium in Ludwigsburg nachlegte. Schwerpunkt: Animation. In den Medien wird so gut wie nicht gealtert Als aus Berlin die Zusage für ihren Film kam, war Zielke begeistert. "Zu sehen, dass die Mühe einen Rahmen bekommt." Und mit der Berlinale noch dazu den Rahmen eines der weltgrößten Filmfestivals überhaupt. Es sei eine Auszeichnung für alle 20 bis 30 Beteiligten, sagt Zielke. Per Computeranimation setzt Zielke die Geschichte von Greta und ihrer Oma mit einem feinsinnigen Gespräch in Szene. "Wenn man sich bewusst ist, dass das Leben ein Ende hat, kann man es und auch die vielen kleinen Momente viel mehr genießen", sagt sie. Ihren Film sieht sie auch als Gegenpol zum bunten, schrillen Leben, das in den Medien vorherrsche und wo so gut wie gar nicht gealtert werde. Tanzende Kinder um einen aufgebahrten Leichnam Für ihre Recherche war sie auf der Palliativstation der Karl-Hansen-Klinik in Bad Lippspringe, wo ihre Mutter Adele arbeitet. Eine dort in der Trauerarbeit tätige Kunsttherapeutin habe ihr an einem schönen Beispiel geschildert, wie Tod und Leben zusammengehören: Sei früher jemand gestorben, so wäre der Leichnam in der Wohnung aufgebahrt worden - und die Kinder seien herum gelaufen und hätten ganz normal gespielt. Dieser natürliche Umgang mit dem Tod fehle heute.Mit Geschichten wie in ihrem Film könne Kindern ein Raum für Themen gegeben werden, über die sie sonst nicht sprechen, ist sich Zielke sicher. Gerade beim Animationsfilm könnte jeder selbst entscheiden, wie nah er alles an sich heran lasse. Auf Reaktionen des Publikums gespannt Zur Zeit lebt Zielke in London, dort arbeitet sie als Animatorin für ein großes VFX-Unternehmen. Ihre Aufgabe sind visuelle Effekte für die kommende Marvel-Serie "Moon Knight". Alle drei Monate ist sie aber auch noch in Schloß Neuhaus. Zu ihrer hier lebenden Großmutter, bei der sie auch einen Großteil ihrer Kindheit verbracht hat, habe sie ein gutes Verhältnis. Je älter sie wurde, desto mehr wusste und wisse sie die interessanten und bewegenden Geschichten ihrer Oma zu schätzen, sagt Zielke. So wie im Film Greta, die am Ende erkennt, dass Omas auch gar nicht langweilig sind. Sie sind auch nicht immer alt - auch wenn das mit den gängigen Klischees zu tun habe, so Zielke. Die Weltpremiere ihres Films auf der Berlinale ist zugleich ein Geburtstagsgeschenk: Am 5. Februar ist Zielke 30 geworden. In Berlin werde sie sich den Film im Haus der Kulturen der Welt anschauen. Gespannt ist sie auf die Reaktionen des Publikums, vor allem auf die der Kinder. Bisher kam das Feedback aus dieser Zielgruppe von ihrer Nichte. Das war allerdings so gut und wichtig, dass es dafür im Abspann ein ganz dickes Dankeschön gibt, sagt Damaris Zielke.

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