Arbeitsmarkt im Kreis Paderborn schon fast wieder auf Vorkrisenniveau

Kreis Paderborn. Der Arbeitsmarkt im Kreis Paderborn hat der Corona-Pandemie getrotzt. Zu dem Schluss kommt der Chef der zuständigen Agentur für Arbeit, Heinz Thiele. Er sieht vielmehr eine noch größere Herausforderung auf den Arbeitsmarkt zukommen. Jahresbilanz Im Vergleich zum Vorjahr zeigte sich am Arbeitsmarkt 2021 eine deutliche Verbesserung. Die Arbeitslosigkeit ist um 9,8 Prozent gesunken und hat seit Oktober wieder das Vorkrisenniveau von 2019 erreicht. Die Normalisierung des Lebens ab Jahresmitte habe zu einer "deutlichen Belebung der Konjunktur und damit auch zu einer gestiegenen Nachfrage nach Arbeitskräften geführt", sagt Thiele. Zwischen den einzelnen Branchen gebe es dabei jedoch große Unterschiede. Zudem ist es für Langzeitarbeitslose in der Pandemie offenbar besonders schwierig, Arbeit zu finden: Die Anzahl von Menschen, die länger als ein Jahr arbeitslos sind, ist um 17 Prozent angewachsen. Die Zahl der Stellenangebote bewegte sich nach dem Einbruch 2020 jetzt wieder auf normalem Niveau. Beschäftigung Die Zahl der Menschen, die einer sozialversicherungspflichtigen Beschäftigung nachgehen, ist 2021 gestiegen. Dies gilt insbesondere für Branchen, die die negativen Auswirkungen der Pandemie nicht so stark spüren oder verstärkt benötigt werden. Dazu zählen das Gesundheitswesen, das Baugewerbe, die öffentliche Verwaltung und auch der Bereich der Leiharbeiter - etwa Mitarbeiter von Sicherheitsdiensten. In den Branchen Handel und Gastgewerbe sowie Stahlindustrie dagegen ging die Zahl sozialversicherungspflichtiger Stellen stark zurück. Auch bei den geringfügig entlohnten Beschäftigten sind die Branchen Handel und Gastgewerbe massiv betroffen. Insgesamt sank die Zahl der Menschen, die weniger als 450 Euro im Monat verdienen.Kurzarbeit Die Anzahl der Beschäftigten in Kurzarbeit war auch im Jahr 2021 "enorm", sagt Thiele, jedoch sei das "gut investiertes Geld". Zu Jahresbeginn lag die Zahl besonders hoch, während sie sich im Laufe des Jahres weiter entspannte. Im Dezember war wieder ein leichter Anstieg zu beobachten. "Das hängt mit den wieder verschärften Corona-Maßnahmen zusammen, aber auch den Lieferschwierigkeiten etwa im Baugewerbe", erläutert Vera Ehrlich, stellvertretende Leiterin der Agentur für Arbeit in Paderborn. Auch im Bereich der Kurzarbeit sind die Branchen Handel und Gastgewerbe am stärksten betroffen. Fachkräfte Die viel größere Herausforderung als die Pandemie ist allerdings laut Thiele der steigende Fachkräftebedarf. Fast ein Viertel der Beschäftigten wird in den nächsten zehn Jahren in den Ruhestand gehen und in dieser Anzahl nicht ersetzt werden können. Schon jetzt seien Stellen in einigen Branchen nur äußerst schwer zu besetzen: Dazu gehören etwa Altenpfleger, Erzieher und Sozialarbeiter, Physiotherapeuten und Ärzte, aber auch Fachkräfte im Handwerk wie Fliesenleger oder Straßenbauer, sowie Ingenieure in den Bereichen Maschinenbau und Elektrotechnik. Durch den Fachkräftemangel drohen gesamtwirtschaftliche Auswirkungen, warnt Thiele, wie ein Absinken der gesamtwirtschaftlichen Produktion und Wettbewerbsnachteile. Einen Schwerpunkt seiner Behörde sieht Thiele darin, Arbeitslose und auch Beschäftigte für die sich ändernden Anforderungen des Arbeitsmarktes zu qualifizieren.Ausblick Thiele ist optimistisch, dass sich der Arbeitsmarkt im Kreis Paderborn stabil entwickeln wird. "Wir haben auch an der enormen Inanspruchnahme der Kurzarbeit gemerkt, dass Arbeitgeber versuchen, ihre Angestellten zu halten, weil sie wissen: Wenn die weg sind, sind sie weg." Das habe die Gastronomie gemerkt, als die Arbeitskräfte fehlten, als es im Sommer wieder los ging. Lieferengpässe, sowohl bei Chips und Halbleitern als auch bei Baurohstoffen wie Holz, könnten 2022 ein Risiko die positive Entwicklung darstellen. Langfristig seien Fachkräftemangel, demografischer Wandel und Strukturwandel die größten Herausforderungen.

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