Immer mehr Lärm: Belastung an zwei Paderborner Straßen steigt stark an

Paderborn. Mehr Verkehr, mehr Einwohner, mehr Lärm: Weil es Jahr für Jahr mehr Autos gibt, gleichzeitig aber auch die Einwohnerzahl von Paderborn gewachsen ist, fühlen sich mehr Menschen von Verkehrslärm gestört. Dieser Zusammenhang geht aus Datenmaterial hervor, das die Stadt seit Jahren sammelt und auswertet. Nicht nur, weil immer mehr Menschen sich auch aktiv über Lärm beklagen, sondern weil Städte und Gemeinden von Gesetzes wegen verpflichtet sind, Aktionspläne aufzustellen, um Lärmprobleme zu regeln. Inzwischen geht es um die dritte Fortschreibung des Planes, der erstmals 2011 aufgestellt wurde. Klar ist: Die am höchsten belasteten Bereiche sind mehr geworden. Torsten Strohdiek vom Amt für Umweltschutz und Grünflächen stellte den Stand der Dinge jetzt im Ausschuss für Umwelt, Klima und Mobilität vor. Demnach gelten nun auch Bereiche der Bielefelder Straße in Sennelager (Autobahnabfahrt bis Höhe Dempsey Kaserne) und der Residenzstraße in Schloß Neuhaus (ab Kreuzung Verner Straße bis Hatzfelder Straße) als stark belastet. Diese Kategorie gilt ab einem Aufkommen von drei Millionen Kraftfahrzeugen pro Jahr. Damit rückten die beiden Straßen in eine Lärm-Liga mit der Autobahn 33, den Bundesstraßen 1, 64 und 68, Abschnitten der L 813 (Münsterstraße vom Heinz-Nixdorf-Ring bis zur B 64 und Warburger Straße vom Südring bis zur B 64), der L 755 (Borchener Straße bzw. Paderborner Straße, Giselastraße, Südring, Ludwigsfelder Ring, Berliner Ring, Benhauser Straße bis zur Kreuzung mit Steubenstraße/Karl-Schurz-Straße), der L 776 und der L 756 (von der nördlichen Stadtgrenze bis zur Autobahnauffahrt Paderborn-Sennelager). Dazu kommt als stark belastete Strecke der Alte Hellweg in Wewer vom Kreisel K 37 (Alter Hellweg) / L 756 (Wewersche Straße) bis zur Kreuzung mit der Kleestraße. Erweiterte Betrachtungsweise Auf dem Schirm hat Strohdiek aber nicht nur diese am schwersten belasteten Bereiche. Im Rahmen der Lärmaktionsplanung der Stufe I hatte man sich nämlich 2011 für eine gesamtstädtische Herangehensweise entschieden und somit ein erweitertes Verkehrsstraßennetz betrachtet. Dazu zählen grundsätzlich alle wichtigen Verkehrsadern wie der Innere Ring, die Ausfallstraßen, aber auch die wichtigen Querverbindungen dazwischen. Inzwischen wurden im Rahmen der dritten Fortschreibung Behörden, Stellen und Träger öffentlicher Belange ebenso beteiligt wie zuletzt (vom 8. bis 29. Juli) die breite Öffentlichkeit. Insgesamt 64 Reaktionen seien eingegangen, so Strohdiek. Diese würden nun ausgewertet. Schwerpunkt sei sicher der Bereich der A 33. Dort fließt der meiste Verkehr mit den höchsten Geschwindigkeiten. Tempo 100 auf der A 33? Apropos A 33: Seit 2011 bereits sei ein Tempolimit auf der Autobahn im Raum Paderborn im Gespräch, so Jonathan Weickart (Grüne), der fragte: "Woran hapert es?" Um in Höhe Paderborn Tempo 100 festzusetzen, werde eine verbindliche Stellungnahme der Bezirksregierung erwartet, so Torsten Strohdiek. Diese wiederum müsse dafür die Autobahn GmbH beteiligen, die erst zum 1. Januar dieses Jahres gegründet wurde und noch im Aufbau sei. Seine letzte Anfrage dazu bei der Bezirksregierung habe als Ergebnis gehabt, dass es wohl noch ein dreiviertel Jahr bis zur Stellungnahme dauern werde. "Wir werden uns jedenfalls den Herausforderungen stellen müssen, mit welchen Mitteln auch immer, ob Flüsterasphalt, Lärmschutzwänden oder Tempolimits", sagte Robert Siemensmeyer (CDU) mit Blick aufs Grundsätzliche. Ulrich Koch plädierte dafür, wo die Stadt als Baulastträger die Entscheidungshoheit habe, nachts Tempo 30 vorzuschreiben. Koch: "Die Leute erwarten, dass aus ihren Eingaben auch Schlüsse gezogen werden." Anknüpfungspunkte für den Lärmaktionsplan Entsprechend enthält das Maßnahmenkonzept im neuen Lärmaktionsplan Einzelmaßnahmen wie Straßensanierungen zum Beispiel mit Flüsterasphalt, Straßenraum- und Knotenpunktumgestaltungen, aktiven Schallschutz und straßenverkehrsrechtliche Maßnahmen zum Beispiel durch Geschwindigkeitsbegrenzungen. Dazu kommen auch Anregungen und Impulse zur Lärmvermeidung und Lärmminderung, aus denen sich Verknüpfungen zur Bauleitplanung, der Planung der Verkehrsentwicklung oder dem Luftreinhalteplan ableiten lassen. Der Lärmaktionsplan sei jedoch keine eigenständige Rechtsgrundlage für die Anordnung von Maßnahmen zur Lärmminderung, so die Verwaltung. Allerdings sei er relevant für die jeweiligen Abwägungen innerhalb von Planungsverfahren. Auch entstehe durch den Plan kein Rechtsanspruch Dritter zur Umsetzung bestimmter Lärmschutzmaßnahmen durch die Kommune.

Meistgelesen