Büren Linnemann, Bosbach und Hartmann: Hoffnung auf Wende in der Schlussphase

Büren/Paderborn. Ein Fußballspiel dauert 90 Minuten. Ob es Zufall war, dass der Politik-Boulevard in der Stadthalle Büren mit dem CDU-Bundestagsabgeordneten und Fußballfan Carsten Linnemann, Sportreporter Waldemar Hartmann und Wolfgang Bosbach, bis 2017 für die CDU im Bundestag, ebenfalls nach etwas mehr als eineinhalb Stunden beendet war, sei dahingestellt - das Trio lieferte den 400 Zuschauern aber eine über weite Strecken unterhaltsame Partie. Während es sich Waldemar Hartmann und Wolfgang Bosbach in Sesseln in einer imaginären Bibliothek gemütlich machten, nahm Carsten Linnemann als Moderator auf einem Stuhl Platz. Der Bundestagskandidat der CDU für den Kreis Paderborn, seit Jahren mit Bosbach und Hartmann gut befreundet, nutzte zunächst die Anfangsphase, um zwei Wochen vor der Wahl auf den Ernst der Lage hinzuweisen. "Es sind noch 30 Minuten zu spielen und wir liegen zurück. Wir müssen kämpfen", stellte der 44-Jährige fest, und fügte hinzu: "Man kann als Trainer auswechseln - wir haben das Zukunftsteam eingewechselt, wenn auch spät. Wir müssen endlich sagen, wofür wir stehen", forderte Linnemann in Sachen Steuern, Abbau von Bürokratie, innere und äußere Sicherheit sowie Klimapolitik ein klares taktisches Konzept. Waldemar Hartmann lief sich zunächst mit Erinnerungen aus seinem Leben als Sportjournalist warm. Der gebürtige Nürnberger bescheinigte der CDU anschließend als Stammwähler, in Sachen Personal gleich dreimal falsch entschieden zu haben. Sei es bei Friedrich Merz, der bei der Wahl zum Parteivorsitzenden gegen Annegret Kramp-Karrenbauer beziehungsweise Armin Laschet unterlag, und bei der Entscheidung für den Kanzlerkandidaten, als sich Laschet gegen Markus Söder durchsetzte. Der 73-Jährige machte aus seiner Abneigung gegen Laschet ("Wir haben keinen anderen") keinen Hehl, thematisierte aber in erster Linie die Angst der Christdemokraten vor einer rot-grün-roten Bundesregierung. "Ich möchte nicht Olaf Scholz als Kanzler haben und mit Saskia Esken und Kevin Kühnert aufwachen", lästerte Hartmann über die SPD-Linken, die erst angesichts der guten Umfragewerte aus ihrer Quarantäne gekommen seien. Auch sein Statement zu Grünen-Chef Robert Habeck fiel wenig schmeichelhaft aus. "Der kann als Haushaltshilfe arbeiten, aber nicht als Kanzler", spottete der Bayer angesichts früherer Äußerungen Habecks, der gesagt hatte, dass er als Politiker vermisse, die Zeit für Dinge wie Putzen oder Fahrrad flicken zu haben. "Nationalismus ist keine innere Haltung" Wolfgang Bosbach bescheinigte Armin Laschet zumindest, als Ministerpräsident in Nordrhein-Westfalen mit nur einer Stimme Mehrheit sehr geschickt regiert zu haben. "Ich traue ihm das Amt des Bundeskanzlers zu, würde mir aber eine schwarz-grüne Koalition mit der FDP wünschen", sagte der langjährige Bundestagsabgeordnete. Große Zustimmung erhielt der Rheinländer für seine Äußerungen zu Nationalismus und Patriotismus. "Ein Patriot liebt sein Land, das soll man sagen können, ohne in die rechte Ecke gestellt zu werden", betonte Bosbach. Nationalismus könne dagegen nie eine innere Haltung sein. Einige Minuten lang plätscherte die Veranstaltung eher dahin, als es um die künftige Größe des Bundestags mit möglicherweise 800 Abgeordneten ging. In der Schlussphase nahmen die Protagonisten aber noch einmal Fahrt auf und machten nach Seitenhieben von Hartmann gegen den Öffentlich-Rechtlichen Rundfunk und dessen zum größten Teil angeblich links-grün orientierten Journalisten klar, worum es bei der Bundestagswahl geht. "Wir dürfen die Stabilität in unserem Land nicht aufs Spiel setzen", warnte Bosbach vor rot-grün-roten Experimenten und warb für die Wahl von Carsten Linnemann ("Ein schlauer Kopf und ein ganz feiner Kerl"). Hartmann setzte nach nochmaligen Gruselszenarien ("Anton Hofreiter als Verkehrsminister") noch einen drauf: "Wählt Carsten Linnemann, dann kommt er vielleicht auch mal ins Kanzleramt", beendete Hartmann schließlich die launige Runde.

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