Frage an die Kandidaten: "Was tun Sie selbst für den Klimaschutz?"

Paderborn. Um Gesundheit und Corona, Umwelt und Klima, um Innere Sicherheit, Soziale Gerechtigkeit, um Wirtschaft, Außen- und Flüchtlingspolitik ging es am Mittwoch im Berufskolleg Schloß Neuhaus bei der schon traditionellen Podiumsdiskussion im Vorfeld der Bundestagswahl. Einmal mehr brachte Politik-Lehrer Karsten Floren Schülerinnen und Schüler mit Politikerinnen und Politikern zusammen, die sie sonst nur von Wahlplakaten kennen. Während bei der ein oder anderen früheren Veranstaltung schon mal die Fetzen flogen, prägte diesmal zwischen Jörg Schlüter (Grüne), Roze Özmen (FDP), Burkhard Blienert (SPD), Carsten Linnemann (CDU) und Martina Schu (Die Linke) Harmonie das Bild. Mindestlohn, Grundeinkommen, Steuererhöhungen ... Jede Menge Fragen zu aktuellen Problemlagen hatten die mehr als 100 Jugendlichen vorbereitet und Burkhard Blienert kam auch nicht um die Koalitions-Frage herum. Rot-Grün-Rot? Ampel? Doch wieder mit der CDU? "Ich schließe keine der hier versammelten Parteien aus", entgegnete der SPD-Kreisvorsitzende mit Blick auf den leer gebliebenen Sitz. AfD-Kandidat Günter Koch hatte seine Teilnahme wegen der 3G-Regel abgesagt. Applaus aus dem Plenum. Da die jungen Menschen die Probleme im Distanz-Lernen hautnah erfahren mussten, interessiert sie auch besonders, wie die Digitalisierung in Schulen vorangetrieben werden soll. Einig waren sich die Kandidaten, dass in der Schulpolitik bundeseinheitliche Standards her müssten, ob nun verwirklicht durch ein Digitalisierungsministerium (Carsten Linnemann), "etwas wie eine nationale Bildungskonferenz" (Burkhard Blienert) oder einen Digitalpakt 2.0 (Roze Özmen). "Jede Schule, jede Kommune musste sich selbst kümmern, das wurde versemmelt", konstatierte Blienert. Weil Home-Schooling nicht für jedes Schulkind daheim möglich ist, sollten in Schulen Räume dafür geschaffen werden, plädierte Jörg Schlüter. "Es ist gut, die Kandidaten direkt vergleichen zu können" Wie lang wird ihr aktives Berufsleben sein, fragen sich die Schüler. "Kommt nach der Wahl die Rente mit 70?". Klares Nein, lautete die kurze Antwort von Grünen, SPD, Die Linke und FDP. Anders Carsten Linnemann: Nach der Wahl werde nicht die Rente mit 70 beschlossen, aber "irgendwann" werde das Renteneintrittsalter steigen. "Wir werden immer älter. Die Lebenserwartung muss an die Lebensarbeitszeit gekoppelt werden." Unterstützung geben müsse es jedoch zum Beispiel für Pflegekräfte oder Maurer, die es körperlich nicht schafften, bis zum Rentenalter im Beruf zu stehen. "Was haben Sie in den letzten drei Jahren persönlich geändert, um das Klima zu schützen?", fragte eine Schülerin. Burkhard Blienert hat eine Bahncard und nutzt den Zug statt das Auto, Carsten Linnemann fliegt weniger innerhalb Deutschlands und nutzt mehr die Bahn wie Roze Özmen, die "bewusst einkauft" und ihre Familie ermahnt, möglichst wenig Wasser zu verbrauchen. Martina Schuh fährt ebenfalls viel Bahn, kauft auch bewusst ein, vermeidet Plastik und Abfall. Jörg Schlüter lebt in einem Holzhaus, ist das letzte Mal vor acht Jahren geflogen, fährt viel Fahrrad, auch von Hövelhof nach Paderborn, sieht bei sich aber noch Nachholbedarf bei der Ernährung: "Im Restaurant esse ich schon mal Fleisch." "Erstaunlich viele Gemeinsamkeiten" "Ich habe vor der Diskussion zwischen zwei Parteien geschwankt. Jetzt ist die Entscheidung für mich klarer", sagt der angehende Verwaltungsangestellte Marco Kersting. Wichtigste Aufgabe der neuen Regierung ist für ihn die Klimakrise, ebenfalls bedeutend sei soziale Gerechtigkeit. "Es ist gut, die Kandidaten aus unserer Region mal so nah zu sehen, zu hören und direkt vergleichen zu können", finden die beiden Bank-Azubis Neele Münsterteicher und Helena Demir. Ihnen gefällt es, dass Carsten Linnemann auch mal gegen seine Partei stimme, wie zuletzt in Sachen Verlängerung der epidemischen Lage. Nicht so gut hingegen findet es Gymnasiast David-Liam Schwabe, dass Burkhard Blienert (SPD) eine generelle 2G-Regel (genesen, geimpft) nicht so deutlich ausgeschlossen habe wie alle anderen. "Es ist aber erstaunlich, wie viele Gemeinsamkeiten es unter den Parteien gibt", meint der angehende Verwaltungsangestellte Claas-Maximilian Nicolaus: "Vielleicht sollte man sich in der Bundespolitik mal darauf konzentrieren." Für diese fünf jungen Menschen steht fest: "Wählen ist Bürgerpflicht."

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