Fehlende Fluchtwege: Nebenstelle der Stadtverwaltung bleibt dicht

Paderborn-Elsen. Damit hatte Christian Rörig nicht gerechnet, als er seinen Antrag zur Wiedereröffnung der Elsener Nebenstelle der Stadtverwaltung Paderborn im Bezirksausschuss stellte. Der CDU-Ratsherr wollte nur wissen, wann es weiter gehe, nachdem der Verwaltungsteil infolge der Corona-Pandemie Mitte März 2020 geschlossen wurde. Wann die Menschen in dem mehr als 16.000 Einwohner zählenden Ortsteil für Amtsgeschäfte nicht mehr in die Kernstadt oder nach Schloß Neuhaus fahren müssen. Dass in Elsen aber auch ohne Pandemie nichts erledigt werden kann, war für Rörig und den gesamten Ausschuss dann ein echter Hammer. In dem Bau an der Von-Ketteler-Straße 63 fehlen Fluchtwege, weshalb hier gar nicht gearbeitet werden darf, wie Einwohner- und Standesamtsleiter Heribert Zelder sagte. Um am bisherigen Standort wieder Bürgerdienste anbieten zu können, müsste umgebaut werden, betonte Zelder. Auch in die Technik mit offenbar zu langsamen Datenleitungen müsse investiert werden. Aufgefallen war das Fehlen von Fluchtwegen vor etwa neun Monaten sagte Zelder auf nw.de-Nachfrage. Innerhalb einer Überprüfung der Verwaltungsstandorte auf ihre Corona-Tauglichkeit hin wurde festgestellt, dass es an Fluchtwegen fehle für jene Fälle, in denen sich eine Verwaltungskraft vor aggressiven Kunden in Sicherheit bringen müsse. Hinfällig sei damit, dass allein coronabedingt von drei auf zwei Arbeitsplätze reduziert werden müsste. Durch Kunden und deren mögliche Begleitung würde sonst gegen die Coronaschutzverordnung verstoßen, so Zelder, der ohnehin für ein Verfahren mit vorheriger Terminvergabe plädierte. Bei festen Öffnungszeiten drohten sonst Warteschlangen sowie ein sich bis teils 19 Uhr ziehendes Abarbeiten der Kunden. "Dafür kämpfen wir" Von einer gewünschten mindestens anderthalbtägigen Öffnung am Standort Elsen hänge auch die Nebenstelle in Schloß Neuhaus ab, da dort dann nur noch an drei statt bisher fünf Tagen offen wäre. Der Grund dafür liegt im Arbeiten in festen Verwaltungsteams, womit eine Durchmischung bei einer möglichen Corona-Infektion vermieden werden soll. Für die Mitglieder des Bezirksausschusses steht der Bedarf einer Nebenstelle in dem Ort, der vor der Gebietsreform 1975 eine eigenständige Gemeinde war, fest. Bis Mitte März standen deren Türen montags von 8 bis 12.30 und 14 bis 16 Uhr sowie dienstags von 8 bis 12.30 Uhr auf. Zeitweise ist das Gebäude auch ein Standort der Polizei, wodurch es ein Anlaufpunkt sei, der vielen Menschen ein Gefühl der Sicherheit biete, so Rörig. Deshalb sei die Schließung nicht nachvollziehbar. Christdemokrat Michael Meyer betonte, dass die Elsener Verwaltung auch von Menschen aus Wewer und Sande genutzt wurde. Für eine eigene Nebenstelle "kämpfen wir". "Wann wollten Sie uns das eigentlich sagen" "Ich frage mich, wann Sie uns eigentlich sagen wollten, dass die Nebenstelle Elsen nicht mehr betriebsfähig ist", sagte Ringo Grenz (SPD). Die Verwaltung müsse jetzt coronakonforme Bedingungen schaffen, die eine Öffnung ermöglichen. Wie Thorsten Jacobsmeyer (CDU) meinte, sei eine zweite Außentür ein "überschaubarer Aufwand". "Das ist nicht eben mal so realisierbar", sagte Zelder. Lösbar sei dies nur mit Finanzmitteln. Mit dem städtischen Gebäudemanagement werde er auch alternative Standorte besprechen. Auf die immer wieder aufkommende Thematik der Suche nach möglichen Alternativstandorten verwiesen unter anderem Ringo Grenz und Rainer Lummer (Für Paderborn). Zumal potenziell frei Räumlichkeiten im jetzigen Nebenstellengebäude die ganztagsbedingt immer größer gewordenen Platzprobleme der Dionysiusschule lindern würden. "Wir haben hier offensichtlich ein Fass aufgemacht" Mit seinem Antrag habe Rörig durch Zufall "die Büchse der Pandora geöffnet" und eine Debatte um die Zukunft der Elsener Verwaltungsnebenstelle entfacht, sagte Alexander Senn (FDP). Kurzfristig könnten für einen Bürgerservice Räume etwa im Bürgerhaus angemietet werden, so Senn. Er und weitere Ausschussmitglieder äußerten offen ihren Eindruck, dass Zelder nach Ausreden suche, weshalb etwas nicht gehe und er die Elsener Außenstelle nicht wolle. Es fehle an "wohlwollendem" Agieren. "Wir haben hier offensichtlich ein Fass aufgemacht - und das war richtig und nötig", sagte Rörig. Einstimmig wurde sein Antrag abgewandelt: Nun soll die Verwaltung kurzfristig in einer der nächsten Sitzungen des Bezirksausschusses eine Schätzung abgeben, mit welchen Kosten zu rechnen ist, um die Nebenstelle mit den bestehenden oder erweiterten Öffnungszeiten in Betrieb nehmen zu können und arbeitsgerecht und coronatauglich umzubauen. Genauso ist zu prüfen, ob es möglich ist, kurzfristig ein Übergangsangebot an einer anderen Stelle zu schaffen.

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