Susi's & das Gute: Zwei Kultkneipen sind jetzt in Frauenhand

Paderborn. Auch wenn das "Alles ist gut" - kurz nur das Gute - und "Susi's unverschämt" - das Susi's - extrem unterschiedlich sind, so haben sie doch einige Gemeinsamkeiten. Die Kultkneipe im Riemeke und das Szenelokal an der Franziskanermauer sind von der ohnehin überschaubaren Paderborner Ausgehkarte nicht wegzudenken. Erst recht nicht, wenn es um Originalität geht und etwas anderes Ambiente. Das Gute wie das Susi's wurden während der Corona-Pandemie geschlossen und haben jetzt neue Betreiberinnen, beide 35. Im Juli hat Heidi Walraven das Gute an der Theodorstraße im Riemekeviertel neu eröffnet. "Ich habe es mir lange überlegt", sagt sie. Doch vielleicht hatte sie auch kaum eine Wahl. Denn nachdem im Gespräch war, dass der vorherige Betreiber Carsten Block aufhören wollte, hatten Gäste schon vor der Schließung gefragt, ob sie das Gute nicht übernehmen wolle. Schließlich hat sie hier schon mehrere Jahre bedient, kennt Kneipe und Kundschaft. Am Guten mag sie, dass hier alles ein wenig anders ist. Auf Augenhöhe laufe das Arbeiten im Thekenteam, zu dem noch zwei weitere Frauen und ein Mann gehören. Insgesamt arbeite sie seit 20 Jahren in der Gastronomie. Zum Guten gehöre auch, dass Stammgäste schon mal anpacken, wenn es etwas zu tun gibt. Es ist ein gemeinschaftliches Miteinander. Und sie wisse, dass ihrem Stammpublikum und auch den Quizfreunden in der Corona-Zeit etwas weggebrochen sei. "... dass der Schweiß von der Decke tropft" Seit dem Neustart ist außer montags und dienstags jeden Tag geöffnet. Am vollsten ist es donnerstags und samstags, dann wird ab 21 Uhr gequizzt. Die 35-Jährige würde gerne auch noch neue Ideen umsetzen. "Aber da bremst Corona ab", sagt sie. Ansonsten hätte sie gerne auch Partys, Live-Musik oder Krimi-Dinner im Terminkalender. "Ich wünsche mir Konzerte, bei denen der Schweiß von der Decke tropft." Durch den oberen Raum, den Walraven renoviert hat, geht es in den schönen Biergarten, der aufgrund der Corona-Situation besonders gut angenommen wird. Wie vorher auch können die Gäste im Guten auf zwei Scheiben Pfeile (Softdarts) werfen und Kickern. Im Keller können Interessierte an einem Keyboard oder einem E-Drum-Set spielen. Walraven macht auch selbst Musik und ist auch deswegen nach Paderborn gekommen. Ein Masterstudium "Populäre Musik und Medien" hat sie nach Paderborn verschlagen. Aus Berlin wohlgemerkt. Das Studium möchte sie schon vollenden, obwohl sie als Kapitänin des Guten bereits ganz schön ausgelastet sei. Der Namen muss bleiben Angela Schulz arbeitet hauptberuflich in einem Paderborner Krankenhaus, ist Pflegerin auf der Geriatrie-Station des St. Johannisstifts. Doch im vergangenen November hat sie das Susi's übernommen. "Direkt zum Lockdown", wie sie sagt. Sie nutzte die Zeit, um etwas zu renovieren. Sie wollte weniger Deko und alles etwas moderner. Aber so, dass der Charme nicht verloren geht. Auch die Karte hat sie ein wenig verjüngt und etwa Asbach Uralt gestrichen. "Wenn ich hinter der Theke stehe, will ich sagen können: Es ist zu 1.000 Prozent mein Laden, so wie ich ihn mir vorgestellt habe", sagt Schulz. Was auf jeden Fall bleiben musste, ist der Name. "Ich hätte es zwar auch umbenennen können", sagt sie. "Doch dann hätten eh immer nur alle, das frühere Susi's' gesagt." Also kaufte sie der langjährigen Betreiberin Susi alias Manfred Tölle den Namen ab. Und eine Kneipe wollte sie schon immer haben. Durch ihre Mutter, die früher in der ehemaligen Kneipe Königsquelle (vormals auch Lengelings Kneipe) gedartet habe. Da sei sie, 15 oder 16 Jahre alt, mit gewesen. Eine Dartscheibe gibt es im Susi's zwar nicht, dafür aber wie gehabt einen Kicker und Billardtisch. Travestie-Shows wie früher bei Susi hat die neue Chefin nicht auf dem Zettel, hätte aber gerne Karaoke. "... wenn sich zwei Frauen oder zwei Männer küssen" Um den Paderbornern auch während der Corona-Zeit einen Hauch der kultigen Adresse zu bieten, gab es Ende März eine To-go-Öffnung. Dabei durfte jeweils ein Haushalt kurz rein, ein Getränk zum Mitnehmen bestellen und durchgehen, dann ging es durch den Notausgang raus. So hatte Schulz erste Kontakte zu den Gästen. Danach gab es für einige Wochen eine Außengastronomie und Getränke an aufgebauten Ständen. Jetzt hat sie regulär donnerstags bis samstags von 20 bis 5 Uhr geöffnet. Gegenüber dem alten Susi's erlebe sie einen gewissen Umbruch beim Publikum. Es kämen zwar auch einige frühere Stammgäste, doch genauso welche, die lang nicht da waren. Doch wie vorher soll es weiterhin eine Komfortzone für alle sein - ob LGBTQ oder hetero. Sie selbst hat erst vor wenigen Wochen geheiratet: Ihre Frau Lisa steht oft ebenfalls hinter dem Tresen. Hinzu kommt mit einem Mann eine dritte Thekenkraft. "Jeder soll sich hier wohlfühlen und Spaß haben", betont Schulz. "Niemand soll blöd gucken, wenn sich zwei Frauen oder zwei Männer küssen."

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