Steigende Inzidenz: Unsicherheit bei Hochzeitsplanungen

Paderborn. Bei Jens Zahner steigt der Adrenalinpegel. Am kommenden Samstag soll eine Hochzeit auf Gut Ringelsbruch gefeiert werden. Als Bankettleiter kümmert er sich mit dem Brautpaar um die Planung und Durchführung der Feier. Doch der Kreis Paderborn hat den dritten Tag in Folge einen Inzidenzwert über 35. Bleibt das insgesamt acht Tage in Folge so, drohen abermals Einschränkungen - und ein Verbot partyähnlicher Veranstaltungen. "Wir sind trotzdem alle hoch motiviert, es bringt ja nichts, den Kopf hängen zu lassen", kommentiert Zahner die Situation. Doch sowohl für ihn als einen der Veranstalter als auch für das Brautpaar sei eine solche Unsicherheit Stress pur. Mittlerweile klingele dauerhaft das Telefon, auch das Mailpostfach sei voll. Viele würden sich erhoffen, dass Gastronomen früher über mögliche Regeländerungen oder Lockerungen informiert würden. "Schön wäre es", sagt er lachend. Seine Hoffnung sei die Ministerpräsidentenkonferenz in der kommenden Woche. Die Ministerpräsidentinnen und -präsidenten der Länder wollen sich am 10. August zum weiteren Vorgehen in der Corona-Pandemie abstimmen. Anpassung der Coronaschutzverordnung gefordert Aus Sicht des Bundesgesundheitsministeriums sind zur Eindämmung einer neuen großen Infektionswelle in den nächsten Monaten weitere Corona-Vorgaben erforderlich. Das geht aus einem Bericht des Ministeriums zum weiteren Vorgehen hervor, der den Ländern und dem Bundestag zugesandt wurde. Mit Blick auf Herbst und Winter brauche es weiterhin Schutzmaßnahmen, &bdquo;um das Gesundheitswesen vor einer übermäßigen Belastung und die Personengruppen, die noch nicht geimpft werden können, vor einer möglichen folgenreichen Erkrankung zu schützen". Schutzmaßnahmen könnten aufgrund der fortgeschrittenen Impfkampagne gleichwohl moderater ausfallen als im vergangenen Herbst und Winter. Nach Ansicht von Jens Zahner müsste die Coronaschutzverordnung dringend angepasst werden. Vor allem die Belegung der Intensivbetten müsse stärker ins Gewicht fallen. Zudem werde überhaupt nicht berücksichtigt, wie viele Gäste einer privaten Feier geimpft seien. Denn Hochzeiten oder Geburtstagsfeiern, die eine Tanzfläche vorsehen, müssten in Inzidenzstufe 2 abgesagt werden, selbst wenn alle Gäste vollständig geimpft seien. Partys und vergleichbare Feiern in Stufe 2 verboten Ein Blick in die derzeit noch gültige Coronaschutzverordnung macht es deutlich: Liegt die Inzidenz in einem Landkreis oder einer kreisfreien Stadt acht Tage in Folge über einer Inzidenz von 35, gilt ab dem übernächsten Tag die Inzidenzstufe 2. Private Veranstaltungen sind in dieser Stufe nicht komplett untersagt: Verfügen alle Gäste über einen Negativtestnachweis können 100 Personen im Freien und 50 Personen in Innenräumen zusammenkommen. Partys und vergleichbare Feiern, also Hochzeiten oder Geburtstage, bei denen getanzt werden soll, sind grundsätzlich verboten. Und das Tanzen gehöre für viele einfach zu Hochzeiten und Geburtstagen dazu, so Zahner. Viele hätten auch die Hoffnung gehabt, dass der diesjährige Sommer ein guter Nachholtermin sei, weil im vergangenen Jahr die Inzidenzzahlen erst im Herbst angestiegen seien. "Manche verlieren mittlerweile die Lust, weil das nun schon für sie der dritte Termin ist. Und der September, der Monat mit den meisten Hochzeiten, steht uns noch bevor." Ständiger Dialog mit den Kunden Das macht sich auch bei Sebastian Unruhe bemerkbar. Er ist Geschäftsführer des Ramselhofes. "Wir sind auch im ständigen Dialog mit den Kunden. Es ploppen gerade viele Fragen auf, vor allem was Stornierungen angeht", berichtet er. Daran sei man mittlerweile fast schon gewöhnt. Viele würde ihre Feier verschieben wollen, wenn das Tanzen verboten sei. "Es staut sich mittlerweile. Es kommen immer mehr dazu und wir haben schon viele Anfrage für das kommende Jahr."

Meistgelesen