Digitale Kontaktverfolgung: Pixelpass steht in Paderborn vor dem Aus

Paderborn. Die digitale Kontaktnachverfolgung sollte den Behörden bei der Pandemiebekämpfung eine große Hilfe sein. Tatsächlich spielen die unterschiedlichen Anwendungen im Alltag der Gesundheitsämter offenbar aber eher eine untergeordnete Rolle. Die Corona-Warn-App gilt bei vielen nach zähen Diskussionen um das richtige Maß an Datenschutz als gescheitert. Zur Kontaktnachverfolgung für Veranstalter hatte die Stadt Paderborn eigens den Pixelpass entwickeln lassen - dieses Angebot soll zum Ende des Sommers auslaufen. Und die Luca-App, inzwischen zwar bundesweit millionenfach heruntergeladen, hat zumindest dem Gesundheitsamt im Kreis Paderborn bisher noch nicht weiterhelfen können - in Bielefeld kam es in Zusammenhang mit der App nach einem Corona-Fall in einer Diskothek sogar zu einer folgenschweren Panne. Dort stellte sich heraus, dass es versäumt worden war, die Software für die Luca-App-Auslesung zu aktualisieren, weshalb das Gesundheitsamt zunächst nicht die notwendige Nachverfolgung organisieren konnte. Je schneller Kontaktpersonen Infizierter benachrichtigt werden können, desto früher können Infektionsketten unterbrochen werden. Genau da könnte Technik ansetzen und Vorgänge automatisieren. Tatsächlich gibt es aber keine digitale Schnittstelle zwischen Luca-App und Behörde. "Das Gesundheitsamt hat keinen direkten Zugriff auf die Daten", erläutert Kreissprecherin Michaela Pitz. Erst im Fall einer Infektion werde die Datenabfrage überhaupt ermöglicht, und zwar über ein Sicherheitszertifikat, das wie ein Schlüssel funktioniere. Die Nutzerinnen und Nutzer der App werden dann gebeten, ihre Daten aktiv freizugeben. Diese Historie ist wie ein Kontakttagebuch, dort werden mit dem Check-In über einen QR-Code Aufenthalte und Treffen gespeichert. Im Falle einer Corona-Infektion entschlüsselt das Gesundheitsamt diese Daten und informiert die besuchten Veranstaltungsorte. Luca-App beim Gesundheitsamt bisher noch nicht im Einsatz Beim Gesundheitsamt des Kreises Paderborn ist die Luca-App bislang noch nicht zum Einsatz gekommen, heißt es auf NW-Nachfrage. Dennoch biete die App laut Pitz Vorteile: So sei es beispielsweise für Gastronomen, insbesondere aber für die Gäste, wesentlich einfacher, über die Luca-App einzuchecken, als die Kontaktdaten in Papierform zu hinterlassen. Zudem bestehe beim Ausfüllen von Hand "auch immer die Gefahr, dass hier Fantasieangaben gemacht werden", sagt Pitz. Das wiederum hätte für das Gesundheitsamt schwerwiegende Folgen. In der aktuellen Inzidenzstufe ist die Erfassung von Kontaktdaten allerdings sowieso nur in seltenen Fällen notwendig. Pixelpass der Stadt Paderborn wird kaum genutzt Vom Prinzip her ähnlich funktioniert auch der Paderborner Pixelpass: Das Gesundheitsamt bekommt im Falle einer Infektion eine manuelle digitale Übertragung der Daten für den entsprechenden Zeitraum und die entsprechende Institution in einer Datei. Daher hatte es Diskussionen gegeben, als die Stadt Paderborn im Frühjahr mit dem Pixelpass ein eigenes Hilfsmittel zur Kontaktnachverfolgung ankündigte. Nun ist klar: Der Pixelpass soll zum Ende des Sommers eingestellt werden. "Der Pixelpass ist noch im Einsatz, wird aber derzeit kaum genutzt", sagt Stadtsprecher Jens Reinhardt. Bei Libori light etwa sei bereits auf die Luca-App oder Zettel zurückgegriffen worden. Die Luca-App sei wegen ihrer weiten Verbreitung gewählt worden. Auch die städtischen Institutionen wie etwa Stadtbibliothek, Theater oder Museen setzten inzwischen eher auf die Luca-App. Die Stadt hatte betont, dass die Entwicklung bereits im September 2020 in Auftrag gegeben worden war, als noch nicht absehbar war, dass es auch die Luca-App geben würde. Der Pixelpass bedarf keiner eigenen App, sondern lediglich einer einmaligen Registrierung. Kostenpunkt: 9.500 Euro für die Entwicklung plus monatlich 500 Euro für den Support. Der Vertrag mit dem Dienstleister sei allerdings monatlich kündbar und davon werde nun bald Gebrauch gemacht.

Meistgelesen