Paderborn

Universität Paderborn: Unternehmen empfinden Steuerlast als zu hoch

Zu welchen Ergebnissen eine Umfrage von Paderborner und Berliner Wissenschaftlern noch kommt.

Forschende der Universität Paderborn, der Humboldt-Universität zu Berlin und der Freien Universität Berlin führten eine Unternehmensbefragung durch. | © Björn Leisten

09.07.2021 | 09.07.2021, 02:30

Paderborn. Wie nehmen Unternehmen das deutsche Steuersystem wahr? Und wie beeinflusst es ihren Alltag und ihre Entscheidungen? Das haben Forschende des Sonderforschungsbereichs „TRR 266 Accounting for Transparency" von der Universität Paderborn, der Humboldt-Universität zu Berlin und der Freien Universität Berlin jetzt in einer Unternehmensbefragung untersucht.

Die Antworten der 657 überwiegend kleinen und mittelständischen Unternehmen aus ganz Deutschland, mit Schwerpunkt in NRW und Baden-Württemberg, zeigen: Ein Großteil der Befragten bewertet die Steuerlast und den zu bewältigenden steuerlichen Verwaltungsaufwand als vergleichsweise hoch. Auf einen verantwortungsvollen Umgang des Staates mit den eingenommenen Steuern vertrauen nur wenige.

Die Unternehmensbefragung des TRR 266 zeigt, dass es Sinn macht, sich die Stimmungslage deutscher Unternehmen einmal genauer anzusehen. Denn ein Großteil der 657 Befragten bewertet verschiedene Aspekte des deutschen Steuersystems durchaus kritisch. Im Schnitt schätzten die Befragten die Unternehmensteuerlast auf rund 36 Prozent. Der Wert, den sie für angemessen halten im Schnitt bei rund 23 Prozent.

Rund 75 Prozent der Befragten sind zudem der Ansicht, dass sie mehr Steuern zahlen als ausländische Wettbewerber. „Diese relativ große Diskrepanz zwischen der angegebenen und der als angemessen empfundenen Steuerlast lässt natürlich aufhorchen. Denn Wahrnehmungen beeinflussen Entscheidungen", erklärt Caren Sureth-Sloane von der Universität Paderborn. „Eine als zu hoch empfundene Steuerlast könnte zum Beispiel dazu führen, dass Unternehmen weniger investieren." Dass eine Senkung der Steuerlast die eigene Investitionstätigkeit fördern würde, gab ein großer Teil der Befragten an.

Sonderabschreibungen schafften es mit den meisten Stimmen bei den Befragten auf Platz 1. „Das sind interessante Ergebnisse. Immerhin sind Investitionen insbesondere in Krisenzeiten – wie jetzt in der Pandemie – ein wichtiges Instrument, um die Wirtschaftslage zu verbessern", so Ralf Maiterth von der Humboldt-Universität zu Berlin. Der steuerliche Verwaltungsaufwand stellt für viele der befragten Unternehmen, unabhängig von Rechtsform und Unternehmensgröße, eine deutliche Belastung im unternehmerischen Alltag dar.

Auch die Komplexität des Steuersystems sehen die Unternehmen sehr kritisch. Eine deutliche Mehrheit von 90 Prozent empfindet das deutsche Steuersystem als zu komplex. Mit den Informationen, die Finanzverwaltungen im Zusammenhang mit steuerlichen Fragen zur Verfügung stellen, sind 70 Prozent der Unternehmen unzufrieden. Ein Großteil äußert zudem Misstrauen gegenüber dem staatlichen Umgang mit Steuergeldern: 80 Prozent der befragten Firmen zweifeln daran, dass der Staat verantwortungsvoll mit den eingenommenen Steuern umgeht.