43 Prozent weniger Fahrgäste: Padersprinter ächzt unter Corona

Paderborn. Lieber Bus- und Bahnfahren statt mit dem Auto im Stau stehen: Ein wichtiges Standbein klimafreundlicher Mobilität ist der ÖPNV, der Öffentliche Personennahverkehr. Doch die Realität der letzten 16 Monate sieht anders aus: Gerade Busse und Bahnen sanken in noch nicht gesehenem Maße in der Publikumsgunst. Einerseits, weil die Fahrt zum Büro, zum Einkaufsbummel oder ins Freizeitvergnügen nicht mehr nötig oder möglich war. Aber auch, weil viele Menschen aus Sorge vor einer Ansteckung mit dem Coronavirus sich lieber im Auto verschanzten. In den Bilanzen des kommunalen Paderborner Nahverkehrsunternehmens Padersprinter hinterlässt die Pandemie tiefe Spuren. Und das auch noch auf absehbare Zeit. Auch wenn die allerdüstersten Prognosen sich womöglich nicht bestätigen. "In der Branche gibt es einige, die bisher annahmen, dass wir erst 2023 oder 2024 wieder auf dem Fahrgast-Stand von 2019, also dem Jahr vor der Pandemie, ankommen", sagt Peter Bronnenberg, Geschäftsführer des Padersprinter. Und fügt hinzu: "Aber wenn es so weiter geht wie in den letzten Wochen, dann wird es hoffentlich nicht so lange dauern." Seinen Optimismus bezieht Bronnenberg aus dem inzwischen wieder erwachten Interesse der Paderbornerinnen und Paderborner am Busfahren, das im Gleichschritt mit den Öffnungen in Einzelhandel und Gastronomie steht. Aktuell lägen die Fahrgastzahlen beim Padersprinter jedoch noch immer um rund 25 Prozent unter dem Stand von 2019. Insgesamt sind die Fahrgastzahlen beim Padersprinter im vergangenen Jahr aber regelrecht abgestürzt: Von über 14,7 Millionen Fahrgästen im Vorjahr um sage und schreibe 43,2 Prozent auf nur noch 8,36 Millionen Fahrgäste, wie das Unternehmen auf Anfrage der NW mitteilte. Vor allem der Verkauf von Einzeltickets litt dabei um fast 50 Prozent. Aber auch Zeitkarten wie das 7-Tage-Ticket oder Monatstickets waren in ähnlicher Größenordnung weniger nachgefragt. Wer ein Jahresabo gebucht hatte, konnte von einem Sonderkündigungsrecht Gebrauch machen. Aufgrund der Pandemie habe es jedoch im vergangenen Jahr keine Rückerstattungen gegeben. Dieses Vorgehen sei mit den Partnern im Verkehrsverbund einheitlich umgesetzt worden, so der Padersprinter. Schon in normalen Zeiten hoch defizitär Doch was bedeutet der Fahrgastrückgang für die Bilanzen eines Betriebs, der ohnehin nur mit Zuschüssen sein Angebot machen kann? Schließlich betrug das Defizit im letzten bisher normalen Jahr 2019 auch so schon rund 6,1 Millionen Euro. Das Ergebnis des Jahres 2020 liege derzeit noch bei den Wirtschaftsprüfern, heißt es als Begründung, warum noch keine genauen Zahlen kommuniziert werden. Es werde aber davon ausgegangen, dass die Einnahmerückgänge durch die Pandemie nahezu vollständig durch die Zahlungen aus dem Corona-Rettungsfonds von Bund und Land ausgeglichen würden. Gerechnet wird daraus mit 2,49 Millionen Euro, was somit in etwa dem zusätzlichen Defizit entsprechen dürfte. Auch die Ergebnisse für 2021 werden aber kaum viel besser sein. Zwischen Januar und April lagen die Fahrgastzahlen nach Angaben des Padersprinter wiederum um 36,1 Prozent unter denen des Vorjahrs, was nicht verwundert, weil bis März 2020 noch Normalbetrieb herrschte. Das entspreche einem Rückgang bei den Umsatzerlösen um rund 500.000 Euro. Zu den Verlusten kamen beim Padersprinter noch Pandemie bedingte Investitionen: Für rund 100.000 Euro wurden Fahrerkabinen und antivirale Luftfilter eingebaut - immerhin aus Eigenmitteln, ohne dass kommunale Kassen zusätzlich belastet worden wären. Dennoch könnte man angesichts derart dunkelroter Zahlen aus betriebswirtschaftlicher Sicht auf die Idee kommen, das Angebot einzuschränken. "Das Gegenteil ist in Paderborn zum Glück der Fall", sagt Peter Bronnenberg. Es gebe anhaltenden Rückenwind von der Stadt und aus der Kommunalpolitik, das Angebot zu verbessern. Sichtbarer Teil davon: Die Arbeiten am neuen zentralen Busknotenpunkt an der Westernmauer, womit letztlich auch die Taktung der Busse verkürzt werden soll. Und die Preise? "Die steigen wegen des Defizits auch nicht über das Normalmaß der üblichen Steigerungen hinaus", verspricht Peter Bronnenberg. Allerdings könne sich in Zukunft als Konsequenz aus dem Trend zu flexibleren Arbeitsbedingungen für viele Büroarbeiter durchaus auch ein Wandel im Ticketangebot ergeben. So weit wie zum Beispiel der Nachbarverkehrsverbund im Ruhrgebiet sei man im heimischen Verbund zwar noch nicht, doch die Lage werde beobachtet. Im Ruhrgebiet will man nämlich dem Trend zum Home-Office mit flexibleren Tarifen entgegen kommen.

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