Paderborner Neubaugebiet sorgt für Unruhe - Investor weist Kritik zurück

Paderborn-Schloß Neuhaus. An Wiesenpfad und Deipenweg in Mastbruch wohnt man mit Blick ins Grüne: Felder und Wiesen gerahmt von Bäumen und Hecken bilden den Übergang zum Landschaftsschutzgebiet in der Lippe-Aue. Hier schauen bisweilen die Störche auf Froschfang vorbei. Doch das Idyll scheint derzeit getrübt. Nachbarn sind verunsichert wegen eines Bauvorhabens. Zwar ist schon seit gut 30 Jahren klar, dass das unmittelbar am Ortsrand liegende Flurstück 3 der Gemarkung Schloß Neuhaus eines Tages der Wohnbebauung zugeführt werden soll. 1992 wurde ein Bebauungsplan aufgestellt, der dort eingeschossige Einzelhäuser mit Sattel- oder Pultdach ermöglicht. Auch im Regionalplan ist der noch unbebaute Ortsrand als "allgemeiner Siedlungsbereich" ausgewiesen. Doch nun, da es zur Tat gehen soll, ist Unruhe unter den Nachbarn. Auf den 7.500 Quadratmetern sollen nun insgesamt 20 zweigeschossige Doppel- und Reihenhäuser entstehen. Ein entsprechender Antrag auf Änderung des Bebauungsplanes wurde vom Paderborner Bauträger Wegener Massivhaus GmbH gestellt. Dieser Antrag ist, obwohl von der Verwaltung unter den inzwischen für neue Paderborner Wohngebiete üblichen Auflagen befürwortet, jedoch noch nicht beschlossen. Der entsprechende Tagesordnungspunkt wurde in der jüngsten Sitzung des Ausschuss für Stadtentwicklung, Bauen und Konversion auf Initiative der CDU-Fraktion abgesetzt. Begründung: Es gebe noch politischen Abstimmungsbedarf. Sechs Eichen und ein Mammutbaum Dahinter steckt eine Mail einer Nachbarschaftsinitiative aus nach eigenen Angaben rund drei Dutzend Anliegern um unter anderen Martina Schubert und Stefan Mosch an alle Fraktionen im Rat. Sie beklagt, dass den Plänen zum Beispiel sechs alte Eichen und ein stattlicher Mammutbaum zum Opfer fallen könnten. Zudem befürchtet man negative Auswirkungen auf das Landschaftsschutzgebiet sowie für die schmalen Straßen durch mehr parkende Autos und mehr Verkehr. Denn die Verbindung werde von besonders vielen Radfahrern und Schulkindern genutzt. Auch die Funktion als Naherholungsgebiet für die weitere Nachbarschaft gehe verloren. Darüber wolle man reden. Die Verwaltung hält dagegen bislang die Auswirkungen einer intensiveren Bebauung für grundsätzlich vertretbar. Geredet wurde denn auch schon: Vertreter von CDU, SPD, Grünen und Linke informierten sich vor Ort bei den Nachbarn. "Wir merken, dass wir gehört werden", sagt Anwohner Stefan Mosch anerkennend. Auch wenn sich offiziell bislang wenig bewegt habe. Weitere Gespräche ständen jedoch bevor. Zu einer abschließenden Meinungsbildung scheint es indes auch in den Fraktionen noch nicht gekommen zu sein. Reinhard Borgmeier (Linke): "Am Ende kommt es bei der Frage nach der Verträglichkeit auf die konkrete Planung an; im Moment ist das erst eine grobe Skizze." Und Roger Voigtländer (SPD) sagt: "Erst muss noch einiges geklärt werden, etwa welche Folgen sich für die Schulsituation ergeben. Auch ist uns die Umsetzung der 30-Prozent-Quote für geförderten Wohnungsbau sehr wichtig." Gespräche mit den Anwohnern Auf Nachfrage sagte CDU-Fraktionssprecher Markus Mertens, dass sich seitens seiner Fraktion der Vorsitzende des Ausschusses für Stadtentwicklung, Bauen und Konversion, Dieter Honervogt, die Vorsitzende des Bezirksausschusses Schloß Neuhaus/Sande, Susanne Meiche, sowie er selbst im Stadtplanungsamt über die Sachlage kundig gemacht hätten. In der kommenden Woche werde es das nächste Gespräch mit den Anwohnern geben. Bereits jetzt habe seine Fraktion jedoch gegenüber der Verwaltung signalisiert: "Die Planung, so wie sie derzeit skizziert wurde, wollen wir jedenfalls nicht." "Was uns stutzig gemacht hat, ist, dass das Projekt im sogenannten beschleunigten Verfahren sozusagen durchgewunken werden sollte", sagt Anwohnerin Martina Schubert. Dem widerspricht jedoch Christopher Gladen, Geschäftsführer der Wegener Massivhaus GmbH, auf Anfrage der NW. "Das ist doch für solche Fälle, in denen es schon einen Bebauungsplan gibt, ausdrücklich im Baugesetz so vorgesehen." Die wesentlichen Prüfungen habe es damals bereits gegeben, darauf könne man aufbauen. Der Bedarf nach finanzierbarem Wohnraum sei gerade bei jungen Familien groß; genau für diese Klientel wolle man bauen und dafür brauche man den veränderten Bebauungsplan. Gladen: "Wenn es nach dem Plan von 1992 geht, dann könnte man dort sogar noch mehr Wohneinheiten unterbringen, denn die Rede ist darin von ,Einzelhäusern', nicht von ,Einfamilienhäusern'. Aber genau das wollen wir ja gar nicht."

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