So stehen die Chancen für Public Viewing zur Fußball-EM

Paderborn. Endlich steigen die Temperaturen. Gleichzeitig sinkt die Corona-Gefahr, ablesbar an der fast täglich sinkenden Inzidenz der Neuinfektionen, die sich aktuell sogar unter die Marke von 35 pro Woche auf 100.000 Einwohner bewegt hat. Bleibt das so, wären weitere Lockerungen im Bereich der Gastronomie möglich. Unter dem Strich also keine so schlechten Voraussetzungen für ein Großereignis, das in normalen Zeiten schon jetzt Top-Thema in allen Biergärten wäre: Die Fußball-Europameisterschaft Uefa Euro 2021 ab 11. Juni. Denn: Normalerweise ständen jetzt Gastronomen und Veranstalter nun in den Startlöchern, um gemeinschaftliches Fußball-Gucken, genannt Public Viewing, zu ermöglichen. Das gab es in Paderborn zuletzt vor drei Jahren, zur Fußball-WM 2018. Aber diesmal? Diesmal sind die Erwartungen nach der langen Phase der Schließungen und den aktuell geltenden Hygiene- und Kontrollauflagen reichlich gedämpft. Noch traut sich denn auch kein Gastronom, konkrete Pläne anzukündigen. Auch wenn es durchaus Gedankenspiele jenseits des Einsatzes ohnehin vorhandener TV-Geräte gibt. "Das ist mir momentan noch zu heiß, ich würde gerne, habe aber ein schlechtes Bauchgefühl und weiß auch nicht, ob das das richtige Signal wäre", sagt einer der befragten Innenstadt-Wirte auf Anfrage der Neuen Westfälischen - und spricht damit wohl für viele. In der nächsten Woche werde man intern noch einmal genauer darüber reden. Lieber noch keine Erwartungen wecken Einer, der bisher immer dabei war, wenn es um Public Viewing ging, und auf den seine Gäste in Sachen Fußball zählen konnten, ist Karl-Heinz Militzer ("Brauhaus", "Deutsches Haus"). Auch er ist noch unsicher, aber voller Tatendrang. "Ich bin gerade dabei, zu klären, was überhaupt möglich ist", sagt der Gastronom. Gerne würde er in seinem Brauhaus-Biergarten an der Kisau wieder eine Leinwand aufbauen. "Doch ob daraus etwas wird, ist völlig ungewiss", sagt der Gastronom und fügt hinzu: "Ich möchte da momentan lieber keine Erwartungen wecken." Ob sich das Ganze angesichts des Corona-Aufwandes bei gleichzeitig eingeschränktem Platzangebot überhaupt lohnt, ist ohnehin die Frage. Die Erfahrungen aus der letzten Fußball-WM in Russland, als die deutsche Elf frühzeitig ausschied, waren nämlich anders als bei den Großereignissen in den Jahren davor eher bescheiden. Durchschnittlich nur rund 250 Zuschauerinnen und Zuschauer kamen vor drei Jahren zu den Rudelguck-Events auf dem Franz-Stock-Platz - und das trotz der Werbung durch die Stadt. Organisator Heinrich Heitmann sagt denn auch heute: "Das lohnt sich nicht, auch schon wegen des großen Security-Aufwandes. Wir machen diesmal nichts." Menschenansammlungen sind tabu Auch bei der Stadt Paderborn gibt es auf Nachfrage derzeit keinen Plan B zum Public Viewing in Corona-Zeiten. Public-Viewing-Angebote fielen laut Begleiterlass zur NRW-Coronaschutzverordnung unter die Regelungen für Kinos; sie müssten danach differenziert werden, ob sie drinnen oder draußen stattfinden. In Verbindung mit gastronomischen Angeboten müssten zusätzlich die entsprechenden Corona-Regelungen für die Gastronomie beachtet werden. Um Menschenansammlungen zu vermeiden, dürften in den Außenbereichen der Gastronomie keine Fernseher und Leinwände aufgestellt werden. Auch auf Fensterbänken sei dies nicht gestattet. Ausnahmen seien aber möglich, wenn der Fernseher oder die Leinwand von niemand anderem als Personal und Gästen einsehbar ist. Was also bleibt Fußballfans, die in Gemeinschaft jubeln wollen, derzeit? Nur die Hoffnung, dass die Corona-Inzidenz weiter verlässlich sinkt, das Wetter zur EM gut wird und doch noch der eine oder die andere Gastronomin auf der Suche nach einem erlaubten Aufstellplatz für Fernseher oder Leinwand fündig wird.

Meistgelesen