Rolex-Raub am Le-Mans-Wall: Junger Räuber hat Angst vor dem „Patron“

Paderborn. Wenn in Krimis vom &bdquo;Patron" gesprochen wird, dann geht es zumeist um einen Kriminellen, der seine Spießgesellen fest im Griff hat und jeden Gegner – auch den aus den eigenen Reihen – brutal angeht. Möglicherweise gilt in illegalen Kreisen jener &bdquo;Francesco", unter dessen Ägide im Juli vergangenen Jahres ein Überfall auf einen Versicherungsmakler stattgefunden haben soll, als so harter Hund, dass er &bdquo;Patron" genannt wird. Zwei junge Männer, die sich zurzeit wegen schweren Raubes vor dem Paderborner Landgericht verantworten müssen, gelten als seine Mitstreiter. Sie gehen mit dem &bdquo;Patron" auf ganz unterschiedliche Weise um. Wie berichtet, kam es Gregor L. (alle Namen geändert) bitter zu stehen, als er im Frühsommer vergangenen Jahres seine 22.000 Euro teure Rolex auf eBay-Kleinanzeigen inserierte. Denn das Angebot lockte einen Mann namens &bdquo;Francesco" an, der nach einigen Telefonaten und einem Besuch im Versicherungsbüro des 67-Jährigen zusammen mit den beiden Emsdettener Cousins Drago T. und Cem T. auftauchte. Das Trio attackierte den Paderborner heftig und drohte mit Waffen, um in den Besitz der Rolex zu kommen. Gregor L. blieb trotz allem standhaft. Die drei Männer verschwanden, mit ihnen eine teuere Schreibtischuhr. All das wissen die Richter der 8. Großen Strafkammer von Gregor L., vieles aber auch von Drago T. Denn der 22-Jährige gestand sofort – trotz heftiger Angst vor seinen Mittätern. Deutliche Hinweise hatten die Ermittler zuvor schon dank der Auswertung der Telefondaten bekommen. Mit ihrer Hilfe kamen sie zunächst den beiden Cousins und dann auch dem mutmaßlichen Rädelsführer auf die Spur. Denn die drei hatten fleißig via Mobiltelefon kommuniziert. Dass die Polizeibeamten rasch zugriffen, bevor sie auch dem &bdquo;Patron" näher gekommen waren, hatte seinen guten Grund. Denn Cem T. versuchte im November, bei einem Bekannten eine scharfe Waffe zu ordern, &bdquo;weil er ein Problem mit Libanesen lösen müsse", berichtet ein Ermittler über die überwachte Kommunikation. &bdquo;Wir mussten zeitnah tätig werden." Denn der 22-Jährige mochte sich von seinem potenziellen Geschäftspartner partout nicht davon überzeugen lassen, dass doch auch eine Gaspistole zur Klärung des Streites ausreichen würde. Und so verschafften sich Polizeibeamte sehr schnell nach dem abgehörten Telefonat in Begleitung von Kollegen des Sondereinsatzkommandos Zutritt zu den Häusern der Cousins. Während sie beide festgenommen wurden, war der &bdquo;Patron" weiterhin nicht zu fassen. "Ich habe Angst vor ihm" Über seine Identität sind die Ermittler jedoch im Bilde. Der Mann, der sich seinem Opfer in Paderborn als &bdquo;Francesco" vorgestellt hatte, habe zwar keinen festen Wohnsitz, treibe aber vorwiegend im Raum Hamm sein Unwesen. Dort sei er &bdquo;einschlägig" aufgefallen – mit &bdquo;Überfällen, die in Verbindung mit Anzeigen auf eBay-Kleinanzeigen verübt wurden", fasst ein Polizeibeamter die Erkenntnisse zusammen. Möglicherweise agiert der &bdquo;Patron" tatsächlich wie die Gangster in Filmen und Büchern. &bdquo;Ich habe Angst vor ihm", sagt Drago T. Sein Mandant sei während der Untersuchungshaft von Mithäftlingen verprügelt worden, erklärt Verteidiger Martin Mauntel. Nach seinem umfänglichen Geständnis am ersten Prozesstag durfte Drago T. die Untersuchungshaft verlassen. Trotzdem ist seine Angst wohl nicht kleiner geworden. Denn er befürchtet auch Böses vonseiten seines mitangeklagten Cousins. Cem T. hält nämlich dem &bdquo;Patron" weiterhin die Stange. Der junge Mann schweigt beharrlich. Die Verhandlung wird am Freitag, 11. Juni, fortgesetzt.

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