11-Jähriger lässt Zug entgleisen: Nordwestbahn prüft Schadenersatz

Paderborn-Sennelager. Im Oktober vergangenen Jahres entgleiste kurz vor dem Bahnhof Sennelager ein Personenzug der Nordwestbahn (NWB) mit 80 Fahrgästen an Bord. Ein Mitarbeiter des Bahnunternehmens wurde leicht verletzt, der Bahnverkehr musste über Stunden ausgesetzt werden. Als Auslöser für den Unfall wurde eine Eisenstange ausgemacht, wie sich später herausstellte, auf die Schienen gelegt von einem damals 11-jährigen Jungen. Die strafrechtliche Bewertung ist inzwischen abgeschlossen. Doch die Frage danach, wer die Kosten von Bergung, Schaden und Ausfallzahlungen zu tragen hat, beschäftigt vor allem die NWB und wohl bald auch die Eltern des Jungen. Spätnachmittags an einem Sonntag rund 300 Meter vor dem Bahnsteig in Sennelager war der Dieseltriebwagen des Sennebahn-Zuges mit gut 70 Stundenkilometern mit einer etwa 1,20 Meter langen Metallrunge kollidiert. In der Folge des Zusammenstoßes riss eine Achse ab und der Zug entgleiste. Neben der Versorgung des Verletzten betreute die Feuerwehr Paderborn die 80 Reisenden und geleitete sie aus dem havarierten Zug. Der Bahnverkehr auf der Strecke wurde eingestellt und erst in den frühen Stunden des Montagmorgens konnte der Zug geborgen werden. Im Rahmen der Ermittlungen zu dem "gefährlichen Eingriff in den Bahnverkehr" betonte die zuständige Bundespolizei, dass es sich trotz des relativ glimpflichen Verlaufs bei dem Unfall um "mehr als nur einen Jugendstreich" gehandelt habe. Mindestens 50.000 Euro Schaden Letztlich gestand ein 11-Jähriger, die Runge auf den Schienen platziert zu haben. Strafrechtliche Konsequenzen wird die Aktion des Jungen allerdings nicht haben. "Das Verfahren ist aufgrund der Strafunmündigkeit eingestellt worden", bestätigt Oberstaatsanwalt Ralf Meyer. Ermittlungen hinsichtlich der Aufsichtspflicht der Eltern seien nur in seltenen Fälle möglich, bei den vorliegenden Umständen jedoch kein Anlass dazu gegeben, so Meyer weiter. Nicht in der Zuständigkeit der Strafbehörden fällt die Frage, wer die Kosten zu tragen habe. Bereits kurz nach dem Unfall ging man von einem erheblichen Schaden am Zug und am Gleisbett aus. Jetzt hat die Nordwestbahn eine erste Schätzung abgegeben. Signalwirkung und Appell "Wir rechnen mit mindestens 50.000 Euro Sachschaden", sagt Unternehmenssprecher Steffen Högemann. Zusätzlich gehe es um die Erstattung einer Strafzahlung für den mehrstündigen Ausfall der Verbindung der Sennebahn. Diese habe die NWB als Dienstleister zu leisten, Höhe bislang unbekannt. "Die Gesamtsumme wird jedoch nicht in den sechsstelligen Bereich gehen", schätzt Högemann. Die Prüfung rund um die abschließende Bewertung der Schadenshöhe befinde sich intern noch am Anfang. "Das gilt ebenfalls für die Bewertung der Weitergabe der Forderung an die Eltern des Jungen beziehungsweise deren Versicherung", betont der Sprecher, die zuständige Abteilung habe noch nicht alle Akten dafür vorliegen. Dabei gehe es auch um die Frage der Absicht und ob das Kind die Auswirkung seiner Handlung habe einschätzen können. Entsprechend stünde auch noch nicht fest, wann überhaupt mit den Eltern Kontakt aufgenommen werde. "Grundsätzlich sehen wir solche Verfahren als notwendig an, besonders hinsichtlich der Signalwirkung. Ein Eingriff in den Bahnverkehr ist kein Kavaliersdelikt", vertritt Högemann die eindeutige Unternehmensposition. Damit verbunden sei auch immer ein Appell, speziell an Eltern verbunden. Dazu gehöre Kindern die Gefahren an Bahnanlagen zu erklären, und sie eindringlich vor möglichen schweren Folgen zu warnen. "Das betrifft dann nicht nur finanziellen Folgen, sondern vor allem die von dem Eingreifen betroffenen Menschen bis hin zu fatalen Folgen", so Högemann.

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