Zwei Paderborner arbeiten an der Rettung des Stadtbummels

Paderborn. Wenn die Coronakrise mit ihren Lockdowns eines gezeigt hat, dann dies: Die Lust auf einen Bummel durch die Stadt ist noch nicht ganz tot. Wenn auch zur Zeit mächtig gebremst. Immerhin virtuell kann man jetzt aber jederzeit in Paderborn vom Marktplatz zum Westerntor bummeln - und dabei zum Teil sogar hinter Fassaden und Schaufensterscheiben blicken. Demnächst sollen sogar alle Bereiche der City innerhalb des Inneren Ringes dazukommen, in denen Geschäfte, Gastronomie oder öffentliche Einrichtungen sind. Hinter Idee und Umsetzung des virtuellen Stadtbummels stecken zwei kreative Paderborner: Uwe Friebe und Gary Vey. Uwe Friebe hat sich als Chef der Paderborner Messebau-Firma Artist Messe Service mit Beginn der Coronakrise zunehmend auch auf virtuelle Möglichkeiten verlegt. Er und sein Team sorgen dafür, dass Kunden sich und ihre Produkte digital präsentieren können - interaktiv und in allen drei Dimensionen. Einzelhandel, Gastronomie, Dienstleistungen Im vergangenen November, zu Beginn des zweiten Lockdowns mal wieder selbst ausgebremst, wuchs in ihm mit Blick auf die zwischen wachsendem Onlinehandel und drohenden Ladenschließungen angespannte Lage der Innenstädte die Einsicht: "Wir müssen als Bürger auch selbst etwas tun, um die Städte zu beleben. Sonst sind sie nach der Krise wirklich am Ende." Der Schluss daraus lag für ihn auf dem Hintergrund frischer Erfahrungen nahe: Er übertrug seine Konzepte aus der Welt der Messen in die der Innenstädte. Nach inzwischen über 200 Stunden Arbeit inklusive erster gezielter Streifzüge mit Webdesigner und Panorama-Fotograf Gary Vey durch die Paderborner Fußgängerzone lässt sich das Ergebnis jetzt auf der Webseite www.meinstadtbummel.debestaunen - ein virtueller Stadtgang, bei dem man auch Infos über Angebote etwa im Rathaus oder in den Kirchen abrufen kann. Wer auf die farbigen und mit Symbolen markierten Buttons auf den Fassaden klickt, kommt auf die jeweilige Internetseite - egal ob Geschäft, Gastronomie oder Institution. Im Menü kann man zudem konkret in den fünf Bereichen Einzelhandel, Gastronomie, Dienstleistungen, Kultur und Öffentliche Einrichtungen suchen. Extrawünsche? Uwe Friebe: "Ausschlusskriterium ist allerdings, wenn zum Beispiel eine Ladenkette nur auf ihren allgemeinen Internetauftritt verweist und es keine besonderen Informationen über das Paderborner Geschäft gibt. Das Ganze soll ja Lust auf einen echten Stadtbummel in Paderborn machen und nicht zum Onlineshoppen vom Sofa aus führen." Das alles sei für die gezeigten Geschäfte in dieser Form umsonst, sagt Friebe. Kostenpflichtig werde es erst dann, wenn Extrawünsche ins Spiel kommen - zum Beispiel dreidimensionale Rundgänge durch eine Kneipe oder besondere Verkaufsangebote. Doch an einer konkreten Kommerzialisierung ihrer Idee arbeiten Uwe Friebe und Gary Vey zurzeit erst noch. Über diverse Netzwerke stoßen sie nach eigenen Angaben zwar bundesweit bereits auf Interesse. Doch die Stadt Paderborn habe nach Absprache mit lokalen Interessengruppen wie der Werbegemeinschaft zunächst abgewunken. Derzeit sei zuviel in Bewegung, habe es unter anderem geheißen, berichtet der Paderborner. In anderen Kommunen sei das Interesse tatsächlich konkreter. Friebe: "Am besten wäre natürlich, die Sache bekäme eine Art Empfehlung durch eine Institution wie den Städtetag. Ich glaube jedenfalls nicht, dass das eine Totgeburt ist." Denn die Idee hat ja nicht nur eine kommerzielle, sondern auch eine bürgerschaftliche Seite. Uwe Friebe ist nämlich der Überzeugung: "Stadtentwicklung lebt von der Zusammenarbeit vieler. Die sich daran beteiligen wollen, sollten auch die Chance dazu bekommen." Und so sollen sich unter meinstadtbummel.de nicht nur auch andere Städte, sondern auch jeweils weitere lokale Akteure wiederfinden - mit Infos und Angeboten zum Beispiel für Senioren, zur Mobilität, über Parkplätze oder Veranstaltungen. Am Ende soll meinstadtbummel.de nichts weniger als "das Google für die Entdeckung einer Innenstadt" sein. So jedenfalls die Vision von Uwe Friebe und Gary Vey.

Meistgelesen