Dritte Welle: Angespannte Lage auf den Intensivstationen im Kreis Paderborn

Kreis Paderborn. Wenn der Anstieg der Corona-Neuinfektionen nicht gestoppt werde, sei schon jetzt absehbar, dass das Gesundheitssystem an die Grenzen seiner Leistungsfähigkeit komme, warnte Bundesgesundheitsminister Jens Spahn kürzlich. Der Kreis Paderborn hat innerhalb einer Woche fast 500 Neuinfektionen gemeldet, die Zahl der aktiven Fälle liegt aktuell bei knapp 800. Im Krankenhaus müssen derzeit nach Angaben des Kreises 73 Patienten behandelt werden. Einen ähnlich hohen Wert hatte es zuletzt auf dem Höhepunkt der zweiten Welle Anfang Januar gegeben: Am 6. Januar meldete der Kreis 74 Patienten im Krankenhaus - das war knapp eine Woche nach dem bisherigen Rekordwert von 1.051 aktiven Corona-Fällen Ende Dezember. Da Patienten in der Regel erst einige Tage nach Infektion und Symptombeginn ins Krankenhaus kommen, ist zu befürchten, dass sich die hohe Zahl der Neuinfektionen erst verzögert in der Zahl der Krankenhauspatienten niederschlägt. Zahl der Covid-Patienten im Krankenhaus im April deutlich gestiegen Auf den Intensivstationen der Krankenhäuser im Kreis Paderborn ist die Lage zwar angespannt, aber noch nicht so dramatisch wie in anderen Kreisen. So sind beispielsweise im Brüderkrankenhaus St. Josef derzeit in der Regel noch ein bis zwei Betten auf der Intensivstation frei, insgesamt gibt es 20 Betten. "Auf der Intensivstation haben wir derzeit keine Covid-Patienten", sagt Torsten Meier, Chefarzt Klinik für Anästhesiologie, operative Intensivmedizin und Schmerztherapie. Sie hätten zuletzt auf die Isolierstation zurückverlegt werden können. Derzeit sei noch keine wesentliche Zunahme von Covid-Patienten auf der Intensivstation zu beobachten. Allerdings habe die Anzahl an stationär behandlungsbedürftigen Patienten seit Anfang April deutlich zugenommen. "Somit rechnen wir wieder mit einen Anstieg der Covid-Patienten auf der Intensivstation und bereiten uns entsprechend vor", sagt Meier. Die Intensivstation im St.-Vincenz-Krankenhaus dagegen war zuletzt voll belegt. "Im Tagesverlauf wird eventuell noch ein Bett frei", sagt der Ärztliche Direktor Martin Baur. Aktuell würden dort drei Covid-Patienten behandelt, die alle beatmet werden müssten. Seit etwa zwei Wochen sei zu beobachten, dass die Intensivstation fast immer voll belegt sei. Der Anteil der Covid-Patienten sei dabei zuletzt deutlich angestiegen. Zwar könne die Bettenkapazität noch erhöht werden. Dafür müsste allerdings Personal aus anderen Bereichen abgezogen werden. Ärzte und Pflegekräfte arbeiten "unter maximaler Anspannung" "Dies würde in anderen Bereichen zur Einschränkung der Versorgung führen", sagt Baur und macht damit ein weiteres Problem deutlich: Je mehr schwere Covid-Fälle im Krankenhaus behandelt werden müssen, desto weniger Betten bleiben für andere Notfälle. Um Kapazitäten zu schaffen, werden dann oft planbare Operationen verschoben. Dies ist in Paderborn nach Angaben der Krankenhäuser bislang noch nicht notwendig. Dennoch: "Das Arbeitspensum der Ärzte und Pflegekräfte ist weiterhin deutlich erhöht, sie arbeiten unter maximaler Anspannung", macht Andreas Götte, Chefarzt der Medizinischen Klinik I am St. Vincenz, deutlich. Große Sorge mache ihm, dass in den vergangenen drei Monaten deutlich jüngere Covid-Patienten auf der Intensivstation lägen. "Wir behandeln jüngere Patienten, die trotz einer Lungenersatztherapie einen äußerst kritischen Krankheitsverlauf haben", sagt Götte. Diese Patienten verbrächten häufig mehrere Wochen auf der Intensivstation. Sein Kollege Jobst Greeve, Chefarzt der Medizinischen Klinik I, bestätigt: "Die stationär behandelten Patienten sind jetzt im Durchschnitt jünger als in der ersten und auch zweiten Welle." Sein Eindruck sei, dass die hochbetagten Patienten als Folge der Impfungen deutlich weniger häufig sind, und damit jetzt 50- bis 75-Jährige einen großen Anteil an den stationär behandelten Patienten ausmachten. Gleichwohl könnten auch jüngere Menschen lebensbedrohlich erkranken und sterben, warnt er.

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