Wie Paderborner Bestatter mit der Pandemie umgehen

Paderborn. Einen geliebten Menschen zu verlieren, ist auch unter normalen Bedingungen nicht leicht. Doch in Corona-Zeiten ist das Abschiednehmen besonders schwierig. Denn wie mit Covid-19-Toten umgegangen werden muss, ist nicht immer klar. Fest steht jedoch, dass derzeit davon ausgegangen wird, dass die Verstorbenen auch nach ihrem Tod noch ansteckend sind. Und darauf muss schon bei der Überführung geachtet werden. "Für uns muss klar erkennbar sein, dass die Person an Covid-19 gestorben ist. Wir transportieren den Verstorbenen dann in speziellen Leichensäcken und nutzen Leichentücher, die in Desinfektionsmittel getränkt sind. Idealerweise wird dem Verstorbenen auch eine Maske aufgesetzt", sagt Cornelia Dunschen, die das gleichnamige Bestattungsinstitut in Hövelhof betreibt. Keine Material-Engpässe mehr Laut Robert-Koch-Institut (RKI) wird das Coronavirus als Risikogruppe-3-Erreger eingestuft, ebenso wie beispielsweise Tuberkulose. "Im Kontakt mit infizierten Verstorbenen arbeiten wir deshalb mit spezieller Schutzkleidung. Dazu gehören beispielsweise Schutzanzüge, Schuhüberzieher und Handschuhe", sagt Sebastian Voss vom Bestattungsinstitut Voss in Paderborn. Diese Ausrüstung sei mittlerweile reichlich vorhanden. "Während des ersten Lockdowns war das schon schwieriger. Da ist es schon vorgekommen, dass manche Lieferanten uns nur ab einer hohen Stückzahl beliefern wollten oder es Engpässe gab", so Dunschen. Abschied am offenen Sarg Unklarheit herrscht allerdings bei der Frage, ob Angehörige von Menschen, die an Corona gestorben sind, am offenen Sarg Abschied nehmen dürfen. So ist bei manchen Bestattern im Kreis nur eine Abschiednahme am geschlossenen Sarg möglich, bei anderen kann wie üblich am offenen Sarg Abschied genommen werden und andere Bestatter arbeiten mit Absperrungen, damit die Angehörigen den Verstorbenen nicht berühren. Hintergrund sind Empfehlungen, die von Verbänden oder auch dem RKI gegeben werden - eine rechtliche Grundlage gibt es in NRW aber nicht. "Es gibt kein Verbot einer offenen Aufbahrung, aber auch keine Verpflichtung des Bestatters, eine solche durchzuführen", sagt Christian Jäger, Geschäftsführer des Bestatterverbands NRW. Laut Empfehlungen des RKI sei eine offene Aufbahrung von Covid-19-Verstorbenen nicht grundsätzlich verboten. "Erlaubt ist es unter der Prämisse, dass der Verstorbene vorher auch gemäß den Empfehlungen des Robert-Koch-Instituts hygienisch versorgt worden ist. Ob ein Bestatter diese hygienische Versorgung an einem mit Covid-19 Verstorbenen durchführen will oder ob er aus Gründen des Infektionsschutzes für sich und seine Beschäftigten diese Leistung nicht anbietet, obliegt seiner unternehmerischen Entscheidung. Ein Anspruch der Auftraggeber, dass der Bestatter eine offene Aufbahrung durchführen muss, besteht dagegen nicht", erklärt Jäger. Besonders belastend für Angehörige Besonders belastend ist diese Situation aber für Angehörige. "Oftmals gibt es in den Krankenhäusern sehr strenge Besucherregelungen und selbst, wenn ein Mensch im Sterben liegt, dürfen meist nur die engsten Angehörigen dabei sein", sagt der Paderborner Bestatter Dieter Sauerbier. Und während die Zahl der Gäste bei Trauerfeiern unter freiem Himmel nicht begrenzt ist, gelten in Friedhofskapellen und Trauerhallen Maskenpflicht, feste Sitzplätze und Abstandsregeln. "Da kann man sich einfach nicht dran gewöhnen. Es ist seit Jahrhunderten üblich, dass man sich bei Beerdigungen gegenseitig tröstet und in den Arm nimmt", so Sauerbier. Da genau das aber vermieden werden soll, müssen die Bestatter kreativ werden. Neulich fand die Beerdigung des Kindes, das in Bad Wünnenberg von einem Trecker überfahren wurde, statt. "Gemeinsam mit der Familie haben wir geplant, dass die Leute um Punkt 12 Uhr überall im Ort Luftballons als Zeichen ihrer Anteilnahme steigen lassen. Das hat auch geklappt und war ein berührender Anblick", so Sauerbier. Digitale Trauerfeiern Üblich ist mittlerweile aber auch eine digitale Form der Trauerfeier. "Wir bieten an, die Feier aufzunehmen und stellen sie dann je nach Wunsch der Familie zur Verfügung oder veröffentlichen sie auf unserer für jeden zugänglichen Gedenkseite", so Peter Voss. Auch bei Cornelia Dunschen ist das möglich: "Nachgefragt wurde es bisher aber noch nicht. Häufiger ist es, dass ich vor der Trauerfeier fotografiere und die Bilder später den Angehörigen gebe. Immer beliebter werden aber auch individuelle musikalische Wünsche. So kann eine Trauerfeier auch im kleinen Rahmen sehr persönlich gestaltet werden." Generell herrsche derzeit ein erhöhter Beratungsbedarf bei der Planung der Trauerfeiern. Lange Verzögerungen bei den Überführungen der Verstorbenen müssen allerdings nicht befürchtet werden. "Wir gehen so mit den Leuten um, wie wir es mit jedem infektiösen Verstorbenen machen. Davon gibt es nur jetzt einfach mehr als sonst", so Voss, der betont, dass auch für Corona-Tote sowohl Feuer als auch Erdbestattungen möglich sind. Bestatter sollen systemrelevant werden "Uns wäre es auf jeden Fall wichtig, dass unser Beruf als systemrelevant angesehen wird. Der Bundesverband verhandelt darüber mit dem Gesundheitsministerium und es würde uns helfen, damit wir das Material bevorzugt bekommen und schneller geimpft werden können", so Peter Voss.

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