Einblicke in den Wunschberuf: Schüler finden seltener Praktikumsplatz

Paderborn. Die 15-jährige Laura hat im frühen Herbst so manche Bewerbung für ein Betriebspraktikum geschrieben. Doch die Einrichtungen, in denen sie gern hospitiert hätte, sagten ihr ab. Der Grund: Die Corona-Pandemie. Inzwischen hat die Schülerin zwar ein Praktikum in Aussicht, weiß aber noch nicht, ob sie es im Februar auch wirklich antreten kann. So wie ihr geht es aktuell vielen Jugendlichen. "Es hängt von der Branche ab, aber insgesamt werden weniger Praktikumsplätze angeboten. Das ist ein Dilemma", sagt Jürgen Behlke, Leiter der IHK-Zweigstelle in Paderborn. Bedingt durch die Pandemie fahren viele Firmen ihr Angebot teils ganz zurück und ganze Branchen wie Gastronomie, Hotellerie oder touristische Unternehmen sind geschlossen. "Aber dort, wo es machbar ist, sollten Firmen es möglich machen", meint Behlke. An der Realschule Schloß Neuhaus hofft Schulleiter Philipp Beil, dass es die Umstände im März erlauben werden und die Neuntklässler den Berufsalltag kennenlernen können. Aber soviel steht dort bereits fest: Viele haben dieses Mal keinen Platz in ihrem Wunschberuf bekommen und mussten auf andere Bereiche ausweichen. Und mehr als zehn Prozent der rund 120 Schülerinnen und Schüler sind bisher ganz leer ausgegangen. Fast dreimal so viele wie sonst. Viele Betriebe arbeiten im Homeoffice "In kaufmännischen Berufen wird viel im Homeoffice gearbeitet, der Einzelhandel ist aktuell größtenteils zu. Es ist verständlich, dass man dort keine Praktikanten beschäftigen kann", sagt Philipp Beil. Für die Jugendlichen sei das mit Blick auf die Berufsorientierung aber sehr schade. Vor allem im Handwerk entdeckten Schüler häufig Talent und Freude am Tun. "So manch' einer bekommt direkt einen Ausbildungsvertrag", weiß der Schulleiter. Kleiner Trost: Voraussetzung für den mittleren Schulabschluss ist das Betriebspraktikum nicht. An der Gesamtschule Elsen haben 100 der 150 Neuntklässler einen Praktikumsplatz gefunden. Eigentlich sollen die Jugendlichen am 8. Februar in Betriebe und Unternehmen aufbrechen. "Im Moment stehen wir aber zwischen Baum und Borke", seufzt Schulleiter Siegfried Martini. In diesem Monat seien Praktika nicht erlaubt und wie es weitergehe, wisse man noch nicht. In Elsen gibt es daher schon Überlegungen für einen Plan B. "Das Betriebspraktikum ist wahnsichtig wichtig", betont Martini. Dadurch entwickelten die Jugendlichen oft ein neues Verständnis. Reismann-Gymnasium plante um Für die Oberstufenschüler (Q1) der Gesamtschule Elsen fällt das sonst übliche ein- bis zweiwöchige Praktikum dieses Mal ersatzlos aus. Auch die Praktika in Paderborns britischer Partnerstadt Bolton sind coronabedingt hinfällig, vielmehr sei man "in diesem Schuljahr dankbar für jede Unterrichtsstunde in der Oberstufe". Vor allem mit Blick auf die Reifeprüfungen brauche man von der Politik jetzt dringend Klarheit, betont der Schulleiter. Am Reismann-Gymnasium hat man schon umdisponiert. Dort stand ursprünglich im Februar für 110 Schülerinnen und Schüler der Jahrgangsstufe 10 ein zweiwöchiges Praktikum an. "Angesichts der Gesamtlage und zu vernehmender Signale wird das Berufsorientierungs-Team diesen Schülern stattdessen Ende Januar ein Online-Angebot machen", erklärt Siegfried Rojahn, Leiter des NRW-Sportgymnasiums. Digital sollen die Jugendlichen auf diese Weise beispielsweise Einblicke in Berufsausbildungen und Berufsbilder gewinnen. "Mit Blick auf Kurzarbeit und Homeoffice gab es auch nicht genug Praktikumsplätze für alle", sagt Siegfried Rojahn. Eine Absage ereilt am Reismann auch die Achtklässler: Der ebenfalls für Februar geplante Schnupper-Tag in Betrieben oder Unternehmen ist gestrichen.

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