Paderborn

Fleischer vom zweiten Lockdown besonders betroffen

Die neuen Maßnahmen der Bundesregierung im Kampf gegen das Coronavirus wirken sich auch im Handwerk immer mehr aus.

Bei vielen Fleischer wirken sich die Corona-Maßnahmen auf das Geschäft aus. | © Unsplash (Themenfoto)

09.11.2020 | 09.11.2020, 07:00

Bad Lippspringe/Paderborn. Die Kreishandwerkerschaft Paderborn-Lippe rechnet laut einer Pressemitteilung damit, dass sich die wirtschaftlichen Probleme vieler Metzgereien mit dem zweiten Lockdown weiter verschärfen werden: „Die Betriebe sind von der Schutzverordnung zwar nicht direkt betroffen, hängen aber indirekt und in nicht unerheblichem Umfang von der Gastronomie, den Hotels oder eben Veranstaltungen ab", sagt Michael Lutter, stellvertretender Hauptgeschäftsführer.

Das gilt auch für Fleischermeister Christoph Klare aus Bad Lippspringe. Wie viele seiner Kollegen hat er sich neben dem Verkauf von Fleisch- und Wurstwaren mit seinem Catering-Service ein zweites, wichtiges Standbein aufgebaut. „Das bricht jetzt völlig weg", sagt der Klare.

Ebenso die Belieferung von Hotels, Gastronomiebetrieben oder auch das eigene Imbissgeschäft mit dem Verzehr vor Ort. „Auch das Verbot von Veranstaltungen sorgt bei uns für immense Verluste", so Klare. Schließlich seien Metzgereien in vielen Fällen für das kulinarische Angebot von Hochzeiten, Feiern oder andere Events verantwortlich. „Für uns folgen nun wieder harte Einschnitte." Auch ein gut gehendes Ladengeschäft werde die Umsatzausfälle in vielen Fällen nicht kompensieren können.

Viele Unklarheiten bei staatlichen Hilfen

Ein weiteres Manko sei die Begrenzung auf einen Kunden pro zehn Quadratmeter für kleine Geschäfte.„Der Kunde fährt jetzt lieber in große Supermärkte. Dort muss er nicht vor dem Laden in der Kälte warten, bis er rein darf", sagt der Fleischer. Eine Änderung der Einkaufsgewohnheiten sei bereits festzustellen. „Für viele war es doch bisher undenkbar Fleisch und Wurstwaren bei einem anonymen Produzenten oder Internethändler zu bestellen. Fleischkauf war Vertrauenssache", so Klare. Er habe die Sorge, dass sich dieser Trend über die Krise hinweg hält oder noch weiter verstärkt.

„Das Finanzministerium hat zwar angekündigt, dass indirekt vom Teil-Lockdown betroffene Unternehmen auch eine Förderung erhalten, die Rahmenbedingungen lösen aber nur Kopfschütteln aus", ist Lutter verärgert. Diese gelte wohl nur für Firmen, die 80 Prozent ihres Umsatzes mit nun geschlossenen Unternehmen machten. „Allein diese Zahl ist völlig aus der Luft gegriffen und entbehrt jeglicher Grundlage", so Lutter.

Gleiches gelte für die Kompensation für die Schließungen der Gastronomiebetriebe. Diese sollen 75 Prozent des Umsatzes aus dem November des Vorjahres erhalten. „Wie und wann diese Hilfen zu beantragen sind und vor allen Dingen ausbezahlt oder zurückgezahlt werden müssen, wissen wir noch gar nicht", fügt er hinzu.

Auf dieser Basis könne kein Unternehmer eine wirtschaftlich funktionierende Grundlage für seinen Betrieb aufbauen. Zumal immer noch zu befürchten sei, dass die Hilfen nicht alle Betriebe erreichten oder dass sie nicht ausreichen könnten, um eine wirtschaftliche Schieflage zu vermeiden. „Der Infektionsschutz ist wichtig, aber wichtig ist auch, dass solche weitreichenden Entscheidungen mit Vernunft und Augenmaß getroffen werden", so Lutter. Genau das erwarte man schließlich auch von jedem Unternehmer, von jedem Handwerker und von jedem Fleischer.