Wegen Corona: Weihnachtsmessen draußen oder in der Reithalle?

Paderborn. "Ihr Kinderlein, kommet, o kommet doch all!" Selten wird ein Kirchenlied wohl so wörtlich genommen, denn wenn es erklingt, sind die Gotteshäuser in der Regel voll. An Weihnachten gehen eben nicht nur die Gläubigen und regelmäßigen Gottesdienstbesucher zur Kirche, sodass statt leerer Bänke die Menschen dicht an dicht sitzen und teilweise sogar stehen. Dann auch noch lauter Gesang? In der Corona-Pandemie ist das undenkbar. Das stellt die Gemeinden vor große Probleme. Weshalb sowohl die katholische als auch die evangelische Kirche wohl neue Wege gehen wollen. Erste Überlegungen gibt es bereits auch im Paderborner Erzbistum, und auch im evangelischen Kirchenkreis laufen schon Gespräche und erste Planungen. Eines ist schon klar: Weihnachten 2020 wird, wie so vieles auch, ganz anders sein als in den Jahren zuvor. Ein Weihnachtsfest, wie es die Menschen wünschen Über die Weihnachtsgottesdienste werde im Generalvikariat bereits auf allen Ebenen nachgedacht - "und zwar richtig", wie Bistumssprecher Benjamin Krysmann auf Anfrage von nw.de sagt: "Wir wollen den Menschen auch in schwierigen Zeiten ein Weihnachtsfest ermöglichen, wie sie es wünschen und erwarten." Zuvor waren in diesem Jahr bekanntlich die Ostergottesdienste ausgefallen und die Erstkommunion erst später und in ganz anderem Rahmen als gewohnt gefeiert worden. Auch die Gemeinden würden sich natürlich Gedanken machen und hätten auch schon verschiedene Ideen vorgestellt. Sie reichen laut Krysmann von Wegegottesdiensten über Messfeiern im Freien oder an anderen Orten bis hin zu Weihnachten in der Reithalle. Letzteres habe eine Gemeinde vorgeschlagen, weil dort einfach am meisten Platz wäre und Abstand gehalten werden könnte. Im Generalvikariat laufen die Überlegungen auf allen Ebenen, sagt Krysmann. So gab es in der vergangenen Woche ein Treffen, an dem auch der Erzbischof teilnehmen wollte. Es sei geplant, auch Workshops und Arbeitsgemeinschaften anzubieten, um die Gemeinden zu unterstützen. Außerdem soll es einen Leitfaden geben, was in den außergewöhnlichen Weihnachtsgottesdiensten aus liturgischer Sicht zu beachten sei. In jedem Fall würden natürlich immer die jeweils aktuellen Corona-Bestimmungen gelten, betont der Bistumssprecher. Krysmann verspricht: "Wir werden Weihnachten feiern und das am besten schön." Krippenspiel auf dem Fußballplatz? In der Vorwoche hatte der Ratsvorsitzende der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD) erklärt, dass die Gemeinden sich angesichts andauernder Einschränkungen wegen der Corona-Pandemie auf mögliche Alternativen vorbereiteten. Neben digitalen Formaten und den Übertragungen im Fernsehen und Radio wolle man raus ins Freie, sagte Heinrich Bedford-Strohm in einem Interview. Und zwar in die Mitte der Orte: auf die Marktplätze, auf Fußballplätze, vielleicht auch an den Waldrand. Die Menschen scheuten sich nicht vor Wetter und Kälte. &bdquo;Die ziehen dann eine lange Unterhose an." Draußen zu feiern, das rät auch der katholische Liturgie-Experte Marius Linnenborn den Gemeinden. Die stark nachgefragten Weihnachtsgottesdienste sollten zeitlich und räumlich entzerrt werden. Seine Empfehlung: mehrere eher kurze Gottesdienste von vielleicht nur 20 Minuten Dauer und die wenn möglich auch im Freien: zum Beispiel vor der Kirche, auf dem Marktplatz, einem Schulhof, Bauernhof oder an einem Wegkreuz. Draußen könne man mit Blick auf die Ansteckungsgefahr auch eher singen als drinnen. Derzeit ist vielerorts, so auch im Erzbistum Paderborn, der Gemeindegesang stark reglementiert.

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