Paderborner Bäckerei Gaßmüller schließt bald für immer

Paderborn-Schloß Neuhaus. 45 Jahre lang immer von Mitternacht bis 6 Uhr morgens in der Backstube zu stehen, hinterlassen ihre Spuren. Das Knie von Heinrich Gaßmüller macht nicht mehr so mit und Rücken und Schulter sind angeschlagen. Den eigenen Urlaub hat er immer zurückgestellt und die Familie kam stets zu kurz. "Viele denken ja, du gewöhnst dich dran. Aber man gewöhnt sich nicht dran - man arrangiert sich", macht der Bäckermeister deutlich. Und das soll nun ein Ende haben: Am 24. Dezember diesen Jahres schließt das Traditionsgeschäft Gaßmüller seine beiden Bäckereien in Schloß Neuhaus für immer. Finanziell nicht mehr machbar Schuld daran seien viele Faktoren, so der 59-Jährige. Die kleinen Bäckereigeschäfte hätten es vor Corona schon nicht leicht gehabt, aber durch die Pandemie seien die Umsätze noch einmal mehr zurückgegangen. Zudem bräuchten beide Filialen eine Rundum-Erneuerung, die finanziell nicht machbar sei. Und die Firma an jemanden zu übergeben, komme auch nicht Frage. Es sei niemand da, der sie übernehmen könnte, so der Inhaber. Zwar sei sein jüngster Sohn Bäckermeister, aber der würde jetzt mit einem Studium eine andere berufliche Richtung einschlagen. Die finanzielle Corona-Hilfe, die Gaßmüller vom Staat erhalten hatte, sei bereits für die Löhne seiner acht Mitarbeiter drauf gegangen. Zwei Mitarbeitern musste der Geschäftsinhaber schon während des Lockdowns kündigen. "Ich führe seitdem nur noch ein Minusgeschäft", sagt er. "Von meinem Ersparten musste ich noch einmal genauso viel in die Bäckereien investieren, wie ich vom Staat bekommen hatte. Und bis zum Jahresende geht noch einmal die gleiche Summe weg", zählt er auf. Die Räume an der Residenzstraße möchte Gaßmüller zukünftig an andere Firmen vermieten. Er kann sich vorstellen, dass die mit der Backstube etwa 200 Quadratmeter große Filiale gut geeignet für eine kleine Tischlerei oder eine andere Firma aus dem Handwerk sei. Familienbetrieb seit 1951 "Die Familie Gaßmüller kennt in Schloß Neuhaus so gut wie jeder", erzählt der Bäckermeister. Nachdem der Großvater 1930 das Haus an der Residenzstraße gekauft hatte, eröffnete Heinz Gaßmüller 1951 den Bäckereibetrieb im Erdgeschoss. 20 Jahre später wurde die zweite Filiale an der Berlinerstraße aufgemacht. "Als mein Vater dann mit 57 Jahren seiner schweren Erkrankung erlag, musste ich den Betrieb 1985 übernehmen", erinnert sich Gaßmüller, der zu der Zeit gerade seinen Meister machte. Er lernte Tag und Nacht, damit er den Meisterbrief vorzeitig erhalten konnte. "Es tut mir auch leid um die Stammkunden", sagt der Bäckermeister. "Hier im alten Ortskern gab es mal ein dutzend Bäckereien, meine ist jetzt die letzte ortsansässige hier, die zu macht." Die Gründe lägen auch auf der Hand: Das Kaufverhalten der Menschen habe sich geändert. Heute hole man sich die Brötchen gleich im Supermarkt, wenn man den Samstagseinkauf erledige. Warum sollte der Kunde noch eine Extra-Fahrt zum Bäcker machen, fragt sich Gaßmüller. Jetzt die Zeit genießen Seit Jahrzehnten habe er grundsätzlich an den Sonn- und Feiertagen alleine gearbeitet. Jetzt sei es an der Zeit, das zu genießen, was er sonst nur ganz wenig machen konnte. Urlaube und Zeit mit der Familie stünden da an vorderster Stelle. Schließlich habe er immer noch im Kopf, wie sein Sohn damals seiner Lehrerin erzählte, was seine Eltern denn beruflich machen würden: "Meine Mutter steht als Verkäuferin hinter dem Tresen und mein Vater schläft den ganzen Tag."

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