Wirtschaftsrat zur Zukunft des SCP: „Wir wollen unserer Strategie treu bleiben“

Villach/Paderborn. Sie lassen sich kein Training entgehen, nehmen am gemeinsamen Essen und auch am Grillabend teil – kurzum, Carsten Linnemann, Stefan Rees, Orhan Dag, Tomas Pfänder und Thomas Sagel, allesamt Mitglieder des Wirtschaftsrates des SC Paderborn, sind auch im Trainingslager in Villach ganz nah dran an der Mannschaft und am Trainerteam. &bdquo;Der SC Paderborn ist wie ein kleines Familienunternehmen", bringt es Linnemann auf den Punkt. Im Gespräch mit der Neuen Westfälischen nehmen die fünf Paderborner Stellung zum Abstieg, bisherigen und möglichen Transfers und der Trainerfrage. # Trainingslager - seit Jahren mal wieder auswärts Sagel: Das soll auch zum Teambuilding beitragen, die mannschaftliche Geschlossenheit soll damit gefördert werden. Rees: Gerade nach der letzten Saison unter Corona-Bedingungen, wo die Mannschaft in sechs Kabinen beim Training untergebracht war, ist so etwas wichtig. Pfänder: Auch um einen bewussten Impuls zu setzen, um nach dem Abstieg alle darauf einzustimmen, worauf es in der nächsten Saison ankommt. Dag: Das Trainingslager ist definitiv sinnvoll und gut. Linnemann: Unter den Coronabedingungen sieht man, dass Teams mit einem starken Mannschaftsgeist und homogener Truppe, davon profitiert haben. Weil auch keine Zuschauer da sind, ist der Zusammenhalt und Spielfreude das A und O. Es ist wichtig, dass man das bei diesem Trainingscamp vertieft. # Trainer - ist trotz des Abstiegs geblieben. Pfänder: Weil er der richtige Mann für Paderborn ist. Rees:Er stand auch nie in Frage, weil wir einen Stil gefunden haben und weil er diesem komplett gerecht wird. Sagel: Der Abstieg lag nicht am Trainer. # Transfers - einige Spieler des SCP sind heiß begehrt. Rees: Das ist schön und ist ein Teil des Spiels. Pfänder: Es zeigt ja, dass wir beim SCP den richtigen Weg gehen und wir Spieler haben, die für andere Vereine attraktiv sind. Es heißt aber nicht, dass alle gehen, das hängt davon ab, wie der Markt sich entwickelt. Sagel: Nichtsdestotrotz werden wir eine schlagkräftige Truppe behalten. Dag: Es ist aber kein Spieler unverkäuflich, deswegen sind wir auch ein Ausbildungsverein. # Transfer - der SCP sollte sich noch verstärken. Rees: Ja, wird kommen, definitiv. Für hinten rechts suchen wir, da haben wir zurzeit gar keinen. Sagel: Wir werden bei passender Gelegenheit noch tätig werden. Pfänder: Als Wirtschaftsrat werden wir konsultiert, aber wir überlassen der sportlichen Leitung, die unsere Philosophie sehr gut umsetzt, die Entscheidung. # Fabian Wohlgemuth - der neue Manager kam für Martin Przondziono mitten in der Coronakrise Pfänder:Die Entscheidung haben wir als Wirtschaftsrat getroffen und die war richtig. Rees: Das war gut so. Wie es zurzeit läuft, damit sind wir sehr zufrieden. # 1. Liga - wieder nur für ein Jahr Dag: Es ist schade, aber kein Genickbruch. Sagel: Es war ja nichts Überraschendes. Wir hatten zwei Ziele. Das primäre Ziel, dass wir uns finanziell gesunden – das haben wir geschafft. Und das sekundäre Ziel war, dass wir drin bleiben – das haben wir leider nicht geschafft. Rees: Unsere mittelfristige Strategie heißt nicht, dass wir unter den besten 18 Mannschaften sein wollen. Wir wollen vernünftig wirtschaften und auch nicht krampfhaft Geld ausgeben, um irgendwo in der Bundesliga zu bleiben. Wir wollen unserer Strategie treu bleiben, um gegebenenfalls wieder diesen Schritt zu wagen. # 2. Liga - passt besser zum SC Paderborn Sagel: Das würde ich nicht sagen. Wir passen genauso gut in die 1. Liga. Für uns ist entscheidend, dass wir unserer Philosophie und unserem Fußball treu bleiben. Der Trainer lässt den Fußball, den wir uns vorstellen, spielen und hat ihn voll verinnerlicht. Rees: Unser Stil wurde in der 1. Liga positiv wahrgenommen und wird es auch in der 2. Liga. Linnemann: Ich verfolge seit Jahren den Weg von Heidenheim – ohne Skandale, sehr solide, stabil, klare Ziele. Diese Stabilität braucht auch der SC Paderborn mit einer klaren Spielphilosophie. # Zuschauer - in Paderborn ist zu wenig los Rees: Jein. Was wir festgestellt haben – deswegen waren auch unsere Ausbaupläne so –, dass das Stadion nach zehn Jahren in der Konzeption anders aufgestellt werden musste. Im Sitzplatzbereich hatten wir eine deutliche höhere Nachfrage, die wir gar nicht befriedigen konnten. Pfänder: Man kann das auch anders sehen. Es ist weniger los, aber wir haben keinen Rassismus, keine Fanschlägereien, keine Anfeindungen und eine Fankultur, die sich sehen lassen kann. Die Zusammenarbeit zwischen Fans, Gremien, Verein, Mannschaft ist gut. Rees: Man muss auch immer sehen wo wir herkommen. Unsere Fanbase hat sich ja schon deutlich gesteigert. Linnemann: Der SCP ist ein kleines Familienunternehmen, wo jeder jeden kennt. Die Wege sind extrem kurz. Und wenn man Paderborn vergleicht mit Vereinen, die eine ähnliche Historie und Einwohnerzahl haben, dann müssen wir uns bei den Zuschauerzahlen überhaupt nicht verstecken. # SC Paderborn - wichtig für die Stadt und die Region Alle: Definitiv. Linnemann: Ohne den SCP, ohne 2014 und das letzte Jahr würde Paderborn vom Image her nicht dastehen, wo es jetzt steht. Das ist unbezahlbar und deswegen muss die Gesellschaft und Politik auch in Zeiten wie diesen mit voller Wucht hinter dem Verein stehen. Ein Stadtmarketing hätte nicht im Ansatz das geschafft, was der SCP 2014 und 2019 geschafft hat. # Strohdiek und Hünemeier - die beiden Routiniers des SCP Pfänder: Wir freuen uns, wenn wir sie langfristig an den Verein binden können. Dag: Ungemein wichtig für die Mannschaft auf dem Platz und in der Kabine. Linnemann: Zudem habe ich im Training gesehen, dass Uwe Hünemeier auch ein Riesentorwarttalent ist. Sagel: Die beiden verkörpern ja auch den SC Paderborn. Sie bringen Attribute mit, die uns wichtig und heilig sind – besser geht’s nicht. # Der Wirtschaftsrat des SC Paderborn Linnemann: Er spricht mit einer Stimme nach außen, das ist die Herausforderung, wenn man acht bis zwölf Personen unter einen Hut bringen muss. Pfänder: Es ist auch ein Stück weit ein Paderborner Weg. Es gab lange mit Wilfried Finke einen, der für den Profifußball in Paderborn stand. Wir haben den Weg gefunden, das aufzufangen und auf viele Schultern zu verteilen und vielleicht sogar für die Zukunft weiterzuentwickeln. Rees: Den Weg hat Finke mit der Ausgliederung selbst noch eingeleitet und sich bewusst zurückgezogen. Viele haben dadurch erst wahrgenommen, dass die Möglichkeit besteht, dieses ernsthaft auf mehrere Schultern zu verteilen. Die ganzen Strukturen und das Netzwerk des Vereins konnten wir dadurch noch besser ausbauen. Sagel: Der Wirtschaftsrat funktioniert. Es war uns schon wichtig, dass wir auch hier in Villach Präsenz zeigen.

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