Mobiler Blitzer: "Dana" jagt jetzt Raser in Paderborn

Paderborn. Semi Station TS S350: Hinter dieser Typenbezeichnung könnte sich mehr oder weniger alles verbergen. Eine Waschmaschine oder eine Bügelhilfe, ein Rasenmäher oder ein Stabmixer. Doch die neueste technische Errungenschaft der Stadt Paderborn hat eine ganz besondere Kundschaft im Visier: Raser. Die Semi Station mit dem laserbasierten Messsystem Traffistar S350 ist eine mobile Blitzer-Anlage. Ihre Premiere hat sie an diesem Dienstag am Paderwall in Paderborn. Der Paderwall ist jedoch der einzige Standort, der vor dem Aufstellen benannt wird. Danach wissen die Autofahrer nicht vorab, wo der graue Anhänger steht. Doch um es gleich zu sagen und den Vorwürfen zu entgegnen, die Stadt wolle nur Raser abzocken, betont Jens Reinhardt, Sprecher der Stadt Paderborn: "Es geht in erster Linie um Prävention." Das Gerät werde vor allem in Bereichen von Unfallschwerpunkten zum Einsatz kommen. So werde überhöhter Geschwindigkeit, als einem Hauptrisikofaktor auch für tödliche Verkehrsunfälle, entgegengesteuert. Kameras können in beide Fahrtrichtungen messen Aus diesem Grund mache man den Einsatz der neuen Technik auch öffentlich. "Wir hätten auch einfach so starten können", sagt Reinhardt. Doch die Autofahrer sollten vorbereitet werden. Aber genauso wolle man zeigen, dass es nun Kontrollen zu Zeiten und an Standorten gibt, wenn und wo es nicht erwartet werde. "Wir setzen den Hebel dort an, wo der Raser nicht mit den Kontrollen rechnet", stellt Reinhardt klar. Für die Stadt Paderborn ist Dana - so ihr ab Werk gegebener Name - eine betreuungsarme Mitarbeiterin. Ausgestattet mit sechs leistungsstarken Akkus, hält sie insgesamt sechs Tage durch. Ein wenig abhängig ist das nur von der Anzahl der ausgelösten Messungen und der für den Blitz benötigten Energie. Lediglich zum Aufstellen der Anlage und zum Aufladen der Akkus ist Personal erforderlich. Die Stadt Paderborn hat dabei den sofortigen Zugriff auf die Daten. Da die Messstation mit zwei Kameras ausgestattet ist, kann sie das Tempo in beiden Fahrtrichtungen messen. Zum Jahresende muss eine Entscheidung fallen Da Dana Potenzial hat, um geblitzte Verkehrsteilnehmer wütend zu machen, und, so am Straßenrand stehend, auch Vandalismus ausgesetzt sei, ist das 1,3 Tonnen schwere Gerät mit einer gepanzerten Außenhülle geschützt, sagt Michael Zapf vom Hersteller Jenoptik aus Monheim. Auch eine Alarmanlage ist integriert. Zur Frage, ob die Messergebnisse im möglichen Klagefall von Autofahrern Bestand hätten, sagte Zapf, dass die Anlage rechtssicher und durch die Physikalisch-Technische Bundesanstalt zugelassen sei. Derzeit verfügt die Stadt Paderborn über zwei mobile Geschwindigkeitsmessgeräte. Eins davon ist in einem Radarwagen untergebracht, dessen Einsatzzeit zum Jahreswechsel jedoch endet. Daher steht für die Stadt Paderborn die Entscheidung über den Ersatz an. Sollte sich die Mess-Dana bewähren, wäre sie eine Option. Einnahmen übertreffen die Erwartung Allerdings wird die Anlage vor der möglichen Anschaffung zunächst drei Monate lang getestet. Erst danach entscheide sich, ob die Stadt Paderborn das rund 250.000 Euro teure Gerät anschafft, sagt Sprecher Reinhardt. Die Investition würde sich jedoch wohl innerhalb einer überschaubaren Zeit rechnen. 2019 betrugen die Einnahmen aus Kontrollen des fließenden Verkehrs 890.000 Euro, im Haushalt angesetzt waren 700.000 Euro. In diesem Jahr kalkuliert die Stadt mit Einnahmen von einer Million Euro - einschließlich Dana. In anderen Städten kommen die mobilen Blitzer bereits zum Einsatz. Zum Beispiel in Bielefeld, wo es mittlerweile sogar zwei Geräte gibt. Die Anschaffung habe sich dabei schon nach wenigen Wochen amortisiert. Klar komme da Geld herein, sagt Stefan Heiermann, Abteilungsleiter der Bußgeldstelle der Stadt Bielefeld. "Aber in erster Linie kommt es darauf an, dass nicht zu schnell gefahren wird." In Bielefeld wurden die mobilen Blitzer übrigens von der Stadt umbenannt. Sie heißen heute Bernhard und Guntram - nach zwei ehemaligen Mitarbeitern der Stadtverwaltung.

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