Strenge Maskenpflicht überrascht Schulleitungen im Kreis Paderborn

Kreis Paderborn. Auf ganzen 21 Seiten erklärt das nordrhein-westfälische Schulministerium, wie der Schulbetrieb nach den Sommerferien am Mittwoch, 12. August, starten soll. Demnach stellt der Präsenzunterricht wieder den Regelfall dar. An Grundschulen besteht Maskenpflicht auf dem Schulhof und im Gebäude. Der Mund-Nasen-Schutz darf aber abgenommen werden, wenn die Grundschüler auf ihrem Platz sitzen. Anders sieht das für Schüler weiterführender und berufsbildender Schulen aus. Auch während des Unterrichts muss die Maske getragen werden. Was sagen die Schulleitungen dazu? "Die strenge Maskenpflicht an den Grundschulen hat uns überrascht", berichtet Maxi Brautmeier-Ulrich, Leiterin der Grundschule Sande und Sprecherin der Paderborner Grundschulen. Die Maskenpflicht stelle für die Grundschüler eine Herausforderung dar: Kinder seien in Bewegung, der Unterricht gestalte sich auch mal auf dem Teppichboden oder im Flur. Täglicher Frontalunterricht stelle keine moderne Unterrichtsform an den Grundschulen dar. Brautmeier-Ulrich hält das neue Konzept für eine deutliche Verschärfung der bisherigen Vorgaben für Schulen. Mit Blick auf die steigenden Infektionszahlen sei das zwar nachvollziehbar, aber unfair für die Kinder: "Die Schüler müssen nun ausbaden, was Erwachsene am Ballermann und an anderen Orten mit Nachlässigkeit verursacht haben." Sie habe die Hoffnung, dass die strenge Maskenpflicht nach dem 31. August - der vorläufigen Frist des Schulministeriums - gelockert wird. Preis für den Präsenzunterricht Für den Fall, dass einige Schüler oder Klassen wieder auf den Distanzunterricht umsteigen müssen, sagt Brautmeier-Ulrich: "Wir Schulleiter sind froh, dass es die Lernstatt Paderborn gibt. Die technische Ausrüstung ist aus Grundschulsicht sehr gut." Zudem würden in der nächsten Schulleiterbesprechung Eckpunkte zum Lernen auf Distanz vereinbart werden. Dass das dauerhafte Tragen der Masken auch an weiterführenden Schulen eine Belastung wird, unterstreicht Peter Lütke Westhues, Leiter des Pelizaeus-Gymnasiums und Sprecher der Paderborner Gymnasien. "Aber es ist angesichts der steigenden Infektionszahlen und der aktuellen Forschungsergebnisse in sich logisch und konsequent", findet Lütke Westhues. Die Maskenpflicht stelle den Preis für den Präsenzunterricht dar. Einig sind sich Maxi Brautmeier-Ulrich und Peter Lütke Westhues auch darin: Die Schulen können auf die Erfahrungen zurückgreifen, die bereits vor den Sommerferien mit weniger Schülern auf dem Gelände gesammelt wurden. Laufwege, Einbahnstraßen in den Fluren und vorgegebene Ausgänge gebe es bereits und sie seien schon erprobt. Alle Kollegen an Bord Mit Optimismus geht das Lehrerkollegium des Grundschulverbunds Nordborchen/Alfen (300 Schüler und 18 Lehrkräfte) den Neustart an. Konrektorin Mareike Eisenbach sagt: "Wir sind in der glücklichen Lage, dass unser Kollegium an Bord ist." Problematisch würde es erst, wenn mehrere Lehrer erkranken. Die Schüler bleiben in festen Lerngruppen, erlaubt sei aber, dass beispielsweise der evangelische Religionsunterricht für Schüler aus zwei Lerngruppen gemeinsam erteilt wird. Die Pausenzeiten seien weiterhin gestaffelt, auf dem Schulhof zeigen Abstandspunkte den Kindern die Distanz von 1,50 Meter an. Das detaillierte Konzept der betreuten Schule nach Unterrichtsschluss sei noch in der Entwicklung. "Dennoch", sagt Eisenbach, "sind wir zuversichtlich, dass alles gut klappen wird." An der Städtischen Gesamtschule Salzkotten (1.100 Schüler und 100 Lehrkräfte) werden die Schüler der Klassen fünf bis zehn ab der kommenden Woche versetzt ins neue Schuljahr starten. Schulleiter Berthold Fischer will mit dem Unterrichtsbeginn ab 8 Uhr (jüngere Jahrgänge) und 9 Uhr zunächst für mehr Platz in den Schulbussen sorgen und zusätzlich auch den Ansturm aufs Schulgebäude reduzieren. In der Oberstufe laufe der Unterricht nach bekannten Plänen. Auf dem Schulgelände seien Areale für die Klassen fünf bis sieben sowie für die Jahrgänge acht bis zehn ausgewiesen, sagt Fischer, zudem gebe es ein Rechtsgehgebot: "Wir wollen die Durchmischung bestmöglich verhindern." Zusatzaufwand für die Lehrer: Die Sitzpläne in allen Klassen- und Kursräumen müssen nachverfolgbar dokumentiert werden. Schüler, die sich nicht an die Hygieneregeln halten, würden nach Hause geschickt. Der versetzte Unterrichtsstart gelte zunächst bis zu den Herbstferien. Fischer wähnt seine Schule gut vorbereitet. Er sagt aber auch: "Jugendliche neigen dazu, sich nicht immer zu 100 Prozent an Regeln zu halten. Wir müssen ihnen aber klar machen, wie wichtig es in diesem Fall für die Gesellschaft ist. Jeder muss helfen, das Risiko für einen zweiten Lockdown zu minimieren."

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