Bettelampeln nerven Radfahrer und Fußgänger in Paderborn

Paderborn. Elke Radeke aus Paderborn ärgert sich schon lange über die sogenannten Bettelampeln, die für Fußgänger und Fahrradfahrer nur grün werden, wenn man sie drückt. Denn diese Schaltung bremst sie aus, weil sie warten muss, während der Autoverkehr schon lange fahren darf. In Zeiten der Corona-Pandemie kommt ein weiteres Ärgernis dazu: Eigentlich möchte sie den Druckknopf nicht anfassen, um sich gar nicht erst der Gefahr einer Ansteckung mit dem Coronavirus auszusetzen. "Viele Wochen war ich im Homeoffice, aber nun ging es tageweise wieder ins Büro", erzählt Radeke. Von Wewer fährt sie zum Technologiepark. Auf ihrem Weg liegen mehrere solcher Bettelampeln. "Durch das inzwischen antrainierte Verhalten, möglichst wenig anzufassen, wurde mir bei den Fahrten dieser Risikoherd der Corona-Übertragung deutlich", sagt Radeke. Manche seien breit genug, um sie mit dem Ellenbogen zu drücken. Aber gerade bei älteren Ampeln gibt es oft nur einen fingerbreiten Drückknopf. Stadt: Ampeln lassen sich nicht einfach so umprogrammieren "Soll ich etwa jeden dieser Knöpfe desinfizieren, so wie es viele mit ihrem Einkaufswagengriff im Supermarkt machen?", fragt Radeke. "Ich würde mir wünschen, dass die Ampeln so programmiert werden, dass sie zumindest während der Corona-Zeit im normalen Ampelfluss auf Grün umspringen, so wie es auch für die Ampeln des Autoverkehrs der Fall ist." Die Stadt Paderborn verweist auf Anfrage der Neuen Westfälischen darauf, dass das zum jetzigen Zeitpunkt so nicht möglich sei. "Bewegt man sich im öffentlichen Raum, ist nicht gänzlich auszuschließen, dass man immer wieder Taster, Türklinken und Hebel anfassen muss", sagt Pressesprecherin Lea Giesen. Wichtig sei dabei, die allgemeinen Empfehlungen zur Hygiene und Kontaktreduzierung zu beachten, unnötige Wege zu vermeiden und die Hände regelmäßig - spätestens vor den Einnahmen von Mahlzeiten und nach dem Betreten von Gebäuden - gründlich mit Seife zu reinigen. Laut RKI keine Übertragung über Oberflächen im öffentlichen Bereich bekannt Das Robert Koch-Institut verweist in dem Zusammenhang auf eine Studie, wonach Viren auf Kunststoff noch bis zu 72 Stunden lang nachweisbar seien. Allerdings sei die untersuchte Viruslast in diesen Untersuchungen relativ gering, wodurch eine Infektion unwahrscheinlicher wird. "Eine Kontamination der Oberflächen in der unmittelbaren Umgebung von infizierten Personen" sei zwar nicht auszuschließen, heißt es außerdem auf der Homepage des RKI. Nachweise über eine Übertragung durch Oberflächen im öffentlichen Bereich lägen jedoch bisher nicht vor. Doch selbst wenn die Wahrscheinlichkeit einer Ansteckung über Ampel-Druckknöpfe gering sein sollte, bleiben sie im Alltag für Fahrradfahrer und Fußgänger dennoch ein Ärgernis, findet Radeke. "Im schlimmsten Fall muss ich eine ganze Ampelphase warten, nur weil ich wenige Sekunden zu spät gedrückt habe." Die müssten doch umzuprogrammieren sein, glaubt sie. Neuere Ampeln schalten automatisch mit parallelem Autoverkehr um Die Stadt verweist darauf, dass zumindest bei neuen Ampeln die Fußgängersignale automatisch mit dem parallelen Autoverkehr freigegeben würden. Diese Funktionalität sei aber noch nicht an allen Lichtsignalanlagen möglich. Ein automatisches Umschalten an allen Ampeln würde sich "erheblich negativ auf den KFZ-Verkehr" auswirken, so Giesen, insbesondere was Nachtzeiten betrifft. Durch unnötiges Abbremsen, wenn Ampeln Rot zeigen, obwohl gar kein Radfahrer oder Fußgänger die Straße überqueren wolle, würden Lärm sowie der Ausstoß von Stickoxiden und Feinstaub steigen. Auch künftig werde an einigen Stellen im Stadtgebiet eine Anforderung des Fußgängers erforderlich bleiben. Video- oder Wärmebilddetektion zur automatischen Anforderung würden dabei immer häufiger zum Einsatz kommen. Allerdings gebe es derzeit noch kein System, das Fußgänger an Überwegen automatisch und zuverlässig erkennt.

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