Paderborn

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Neubau des Hauptbahnhofs entfacht Streit um Radwege-Führung

Die Planung nimmt gegen das vehemente Nein einer Fraktion die nächste Hürde.

Im Herbst steht der Abriss des Paderborner Hauptbahnhofs an. | © Björn Leisten

Holger Kosbab
18.06.2020 | 18.06.2020, 07:00

Paderborn. Endlich geschlossen werden soll das Kapitel Hauptbahnhofs-Neubau nach einer gefühlt ewigen Zeit der Diskussionen und Planung. Dies wurde schnell deutlich im Haupt- und Finanzausschuss des Paderborner Stadtrats. Allerdings scheint niemand so 100-prozentig glücklich über das Großprojekt samt Eingangshalle und Hotel mit 190 Zimmern. Gestritten wurde besonders um die Radwegeführung vor dem Eingangsbereich.

Dieter Honervogt, Vorsitzender des Planungsausschusses, in dem das Thema bereits vor drei Wochen diskutiert wurde, hielt ein Plädoyer für den Bahnhof: Er bitte, zu überlegen, was wäre, wenn man jetzt Nein sage und sich die Nein-Sager durchsetzten. Wer Nein sage zu der Planung, sage auch Nein zur ganzen Bahnhofstraße, zum Fahrradparken, zum Parkhaus, zur Mobilitätsentwicklung und zur Entwicklung des Standorts Florianstraße.

"Der bisher beste Vorschlag"

Es sei ein wichtiger Schritt, aber natürlich ein Kompromiss, wenn drei Parteien - Stadt, Deutsche Bahn, Investor (PB1 GmbH, eine Tochter der Bremer AG) - miteinander verhandelten. Auch wenn nicht alle Verkehrsteilnehmer gleich berücksichtigt werden könnten, sei es "der beste städtebauliche Vorschlag, den es bisher gab", sagte Honervogt. Für Fahrradfahrer sei die Planung zwar nicht optimal, aber positiv für Bahn und Bus. Honervogts Rede galt vor allem den Grünen, die das Projekt aufgrund der Verkehrsführung für Radfahrer und Fußgänger vehement ablehnen.

Es sei unstrittig, dass man einen neuen Bahnhof brauche, sagte Klaus Schröder für die Grünen. Sehr früh seien die Probleme benannt worden und was zu tun sei, doch gewisse Hausaufgaben beim Radfahrer- und Fußgängerverkehr seien nicht gemacht worden.

Die jetzige Planung sei weit weg vom Optimum und entspreche nicht einmal den Empfehlungen für Radverkehrsanlagen. Da diese Lösung "nicht einmal die Minimalanforderung" erfülle, werde es die Zustimmung und damit "das Gütesiegel der Grünen" nicht geben, betonte Schröder. Mit dem Kopf durch die Wand: Das gehe mit den Grünen nicht.

Auch ohne Gütesiegel der Grünen

Dann könne und müsse man eben ohne das Grünen-Gütesiegel leben, sagte Bürgermeister Michael Dreier und wehrte sich gegen das Mit-dem-Kopf-durch-die-Wand-Bild. Für ihn sei die Bahnhofsplanung mehr als ein Meilenstein und "ein Jahrhundertprojekt für Paderborn".

Auch aus FDP-Sicht sei nicht alles optimal: Trotz Mängel in den Bereichen Radfahren, Verkehrsführung und Kurzzeitparken sei die Grundplanung aber zustimmungsfähig, sagte Liberalen-Ratsherr Alexander Senn. Beim Unterpunkt Fahrradparkhäuser, wofür Kurzzeitparkplätze für Autos in direkter Bahnhofsnähe wegfallen, sagte er allerdings Nein. Es sei eine Kröte, die man schlucken müsse, "um dieses Kapitel zu beenden", sagte Hartmut Hüttemann (FBI Freie Wähler).

Überdenken der Verkehrsführung

Besonders der Eingangsbereich mit dem Säulengang sei eine Aufwertung für den Hauptbahnhof als repräsentativen Bau, sagte Beate Röttger-Liepmann (SPD). Mittelfristig müsse die Verkehrsführung an der Bahnhofstraße jedoch überdacht werden - vor allem der Weg für Radfahrer vom Bahnhof in die Innenstadt. Hinter den Verkehrsflächen vor dem Bahnhof müsse man ein großes Fragezeichen machen, meinte auch Roswitha Köllner (Linksfraktion). Die begrenzten Flächen böten jedoch keine Alternative.

Das Gebäude mit sieben Etagen und Staffelgeschoss baut die PB1 GmbH, die das Grundstück von der Deutsche Bahn Service&Station AG kauft. Während die Bahn mehr als 5,2 Millionen Euro zahlt, ist die Stadt Paderborn mit gut 1,9 Millionen Euro beteiligt. Im Erdgeschoss werden Bäckerei, Reisezentrum, Schließfächer, Gastronomie, Toiletten, Buchhandel und Bundespolizei angesiedelt.

Abriss vermutlich im Herbst

Sollten die Verträge nach der abschließenden Ratssitzung am 25. Juni unterzeichnet werden, würde die PB 1 GmbH drei Monate für vorbereitende Arbeiten wie der anzupassenden Verkehrsführung benötigen. Offenbar im Herbst könne dann mit dem Abriss begonnen werden. Während der Bauzeit ist die Bahnhofstraße zwischen Rathenaustraße und Grunigerstraße in beide Richtungen nur einseitig befahrbar.